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Junhong glaubte ihm. Er dachte wirklich, dass Yongguk kurzzeitig einspringen musste.

Wie dumm er doch war.

Nur einige Tage später, als er in der Stadt war und sich in einem Café etwas zu trinken kaufen wollte, sah er ihn. Er sah Yongguk im Café.

Und er war nicht allein.

Gegenüber von ihm saß eine Frau. Sie war hübsch, charmant, fast schon perfekt. Und sie nutzte alles, was ihr Mutter Natur in die Wiege gelegt hatte, um Yongguk zu gefallen.

Junhong stand vor dem Café und starrte beide an. Sie lachten, sie erzählten viel. Und sie bemerkten ihn nicht.

Er konnte es nicht fassen. Yongguk hatte ihn angelogen.

Er hätte es wissen müssen.

Junhong schluckte und rannte dann los, zurück in sein Apartment. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein? Wie konnte er Yongguk nur glauben?

Yongguk war gar nicht auf einer Geschäftsreise, und er schlief dann bestimmt auch nicht in einem Hotel.

Junhong konnte sich vorstellen, dass das Rascheln nicht Yongguk war, sondern die Frau. Er konnte sich vorstellen, dass der Grund für Yongguks plötzliche Distanzierung diese Frau, und nur diese, war.

Und er bekam auch die Bestätigung, als er einen Kollegen von Yongguk fragte, wo Yongguk momentan sei und ihm geantwortet wurde, dass Yongguk frei hatte.

Wenige Tage später, als Junhong gerade im Wohnzimmer auf dem Boden saß und durch die ganzen Bücher ging, die in den Regalen standen, fand er eins von Yongguks Jahrbüchern. Und wie durch Zufall fand er nicht nur Yongguk darin, sondern auch die Frau, mit der er seinen Freund gesehen hatte.

Und dann fiel es ihm wieder ein.

Das war Yongguks feste Freundin, bevor er mit Junhong zusammen war.

"Verstehe...", murmelte er und starrte das Bild an.

Plötzlich hörte er, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Erst wollte er aufstehen und in den Flur gehen. Aber dann blieb er einfach sitzen und starrte weiterhin das Bild an.

"Junhong?", hörte er die tiefe Stimme Yongguks, "Bist du da?"

Er hörte, wie Yongguk etwas abstellte und seine Schuhe auszog, bevor er dumpfe Schritte vernahm, als der Ältere auch schon im Wohnzimmer stand.

"Warum antwortest du mir denn nicht?", fragte er und kam zu Junhong, sich im Wohnzimmer umschauend, als ob er noch nie dagewesen wäre.

Junhong antwortete wieder nicht und schaute immer noch das Bild an.

"Junhong?", fragte Yongguk wieder und kniete sich neben ihn hin.

Erneut bekam er keine Antwort, und als er sah, was sich der Jüngere anschaute, zog er verwirrt die Augenbrauen zusammen.

"Warum schaust du dir mein Jahrbuch an?", fragte er und sah zu Junhong.

Und erst dann bemerkte er die dunklen Augenringe auf der blasen Haut, die selbst nicht so schön schien, wie er es in Erinnerung hatte. Er bemerkte, wie trocken und zerbissen seine Lippen waren, wie die Augen trüb und müde und leer vor sich hinstarrten, wie seine Haare zerzaust und ungepflegt waren, wie seine Hände zitterten, als er das Jahrbuch schloss und weglegte.

"Wann sagst du es mir endlich?", kam es in der leisen, rauen und brüchigen Stimme, "Wann sagst du mir endlich, dass das alles enden soll?", fragte Junhong weiter und sah zum ersten Mal in Yongguks Gesicht, in seine verwirrten Augen.

"Was meinst du?"

"Wann sagst du mir endlich, dass du mich nicht mehr liebst?"

Die Taschenuhr「BangLo」[Ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt