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"Junhong!", schrie er. Doch blieb Junhong nicht stehen, sondern beeilte sich nur noch mehr, um wegzukommen.

Doch vergebens.

Yongguk hatte ihn eingeholt und am Arm gepackt, bevor er ihn zu sich drehte. Und was er sah, gefiel ihm gar nicht.

Junhong weinte nicht. Er lachte nicht. Er machte gar nichts. Er starrte Yongguk aus leeren Augen an; aus leeren, toten Augen.

Yongguk konnte nicht glauben, dass das mal sein Freund war. Er war sich sicher, dass das eine Leiche war, die wie  Junhong aussah.

"Hast du mich nicht schon genug verletzt?", kam dann die monotone Stimme Junhongs, "Musstest du mich auch noch zu deiner Hochzeit einladen?"

Yongguk war erstmal sprachlos. Plötzlich sah er, wie tausend Gefühle durch die leeren Augen rasten, wie sich die Tränen bildeten, und dann sah Junhong weg.

"Ich wusste nicht einmal, dass du eingeladen wurdest."

"Hah. Als ob."

Junhong versuchte, seinen Arm aus Yongguks Griff zu ziehen, um endlich zu verschwinden, doch hielt Yongguk nur noch stärker fest.

"Und warum bist du überhaupt gekommen?", fragte er und drehte seinen ehemaligen festen Freund zu sich.

Junhong schaute erst auf den Boden, bevor er dann die Hand hob, in der er eine blaue, weiche Schmuckschachtel hielt. Diese hielt er Yongguk hin.

Yongguk sah ihn nur verwirrt an, bevor er die Schachtel nahm und öffnete. Er weitete die Augen.

"Warum gibst du sie mir?"

Doch antwortete Junhong nicht und schaute nur Yongguks Reaktion an, als dieser die Taschenuhr aus dem Schaumstoff nahm und öffnete.

"Sie steht still... Genau ein Jahr", sagte er. Junhong bis sich auf die Unterlippe.

"Seit genau einem Jahr bin ich nicht mehr Teil deines Lebens... ich bin nicht mehr bei dir und werde es nie mehr sein."

Yongguk fuhr über die Gravur, als Junhong das sagte. Der Schmerz, den er vor vielen Monaten geglaubt hatte, bekämpft zu haben, kam zurück. Und plötzlich verschwand das Glück, das er fühlte. Plötzlich verschwand die Freude, die er schon hatte, seitdem er seiner Freundin den Antrag gemacht hatte.

Junhong bemerkte, dass sie nicht mehr alleine waren, doch interessierte es ihn nicht.

"Ich hab gesehen, dass dieses Miststück schwanger ist. Das ist doch das Einzige, was ich dir niemals hätte bieten können. Ich weiß, wie sehr du Kinder liebst... Ich weiß, wie sehr du eine Familie haben wolltest, eine hübsche, liebenswürdige Frau, ein süßes Kind, dein Kind. Und das ist auch wirklich das Einzige... was ich dir nicht geben kann."

Junhong leckte sich über die Lippen und schluckte schwer, bevor er hinter Yongguk sah, genau in die Augen der Braut.

"Du wolltest, dass ich leide, nicht wahr? Deswegen hast du mich betrogen, Yongguk. Zwei Jahre lang warst du mit dieser Schlampe zusammen, während ich geglaubt hatte, du würdest mich noch lieben."

Seine Augen trafen wieder Yongguks.

"Zwei ganze Jahre lang hast du mich tagtäglich belogen. Zwei ganze Jahre lang hast du mir gesagt, wie sehr du mich liebst, wie schön ich doch in deinen Augen wäre, wie sehr du dir doch wünschst, dass gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt wären, dass du mich heiraten könntest."

Er konnte die ganze Zeit seine Tränen zurückhalten, doch hatten sie es irgendwann geschafft und liefen nun über seine Wangen.

"Wir wären sechs Jahre zusammengewesen. Aber du... du hast mich jedes Mal belogen, wenn ich deine Nähe gesucht habe. Du hast jedesmal gesagt, dass du arbeiten musst... Und in Wirklichkeit hast du deine Ex durchgenommen."

Junhong wischte sich über die Augen und nahm dann den Ring ab, den er immer noch am Finger trug. Er nahm Yongguks Hand und legte den Ring in dessen Handfläche.

"Genieß deine Hochzeit, Yongguk. Sei froh, dass du nun diese schöne Frau als Ehefrau hast, aber vergiss niemals, dass genau diese Frau innerlich verrottet und von Maden zerfressen ist. Genauso wie du. Genauso wie euer elendiges Kind. Fahr zu Hölle, Yongguk."

Und damit drehte er um und verschwand.

Die Taschenuhr「BangLo」[Ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt