Kapitel 2

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Es ist vorbei. Vor Erleichterung fange ich erneut an zu weinen. Ich habe es überstanden. Sofort ziehe ich mir meine Hose wieder rauf und taste den Boden ab nach meinem T-Shirt. Im Dunkeln würde ich sagen, es ist zerrissen. Ich nehme es und bedecke damit meinen Oberkörper. Ich habe nach dem, was passiert ist, keine Kraft mehr um nach Hause zu laufen. Also schlafe ich an Ort und stelle ein.

Das Licht weckt mich. War es alles nur ein Traum? Doch ich spüre den Schmerz in meiner Scheide. Es tut mir noch immer schrecklich weh. Schon die Vorstellung, was passiert ist, bringt mich zum weinen. Langsam öffne ich meine Augen, und mir wird wieder klar wo ich eingeschlafen bin. Im Tunnel. Schnell ziehe ich mein T-Shirt an, und bearbeite es so, dass es meinen ganzen Oberkörper abdeckt. Es ist zerrissen. Ich schaue auf den Boden, und erkenne meinen BH, der total kaputt ist. Auserdem ist der ganze Boden voller Blut. Klar, ich war ja noch Jungfrau. Meine ganze Ehre ist im Eimer. Wieso bin ich nicht länger bei Duke geblieben? Dann wäre das alles nicht passiert. Wieder schluchze ich auf.

Ich rapple mich auf, und beschliesse nach Hause zu rennen. Was, wenn der Typ noch in der nähe ist? Mit tränenüberströmtem Gesicht renne ich durch die Stadt und lasse mich zuhause erschöpft auf mein Bett fallen.

Und wieder breche ich in Tränen aus. Wie soll ich das alles verarbeiten? Vergessen? Verdrängen? Ich suche in meinem Kasten einen neuen BH, ein T-Shirt und ziehe eine Jogginghose an.

Das zerrissene T-Shirt und die Hose werfe ich in den Abfall. Daran zurück erinnern will ich mich auf keinen Fall!

Ich betrachte mich im Spiegel. Nun fühle ich mich so anders. So dreckig. So missbraucht. Mein Oberarm ist mit blauen Flecken versehen und meine Backe ist richtig blau angeschwollen. Den ganzen Tag mach ich nichts, ausser weinen und dran denken. Die ganze Nacht liege ich wach.

Am nächsten Morgen kommt wie immer fröhlich meine Mutter in mein Zimmer und schreit: "Auuuufwachen, Schuuuule!"

Heute mag ich nicht in die Schule. Ich will versuchen zu schlafen.

"Mom, es geht mir heute nicht so gut.", sage ich kleinlaut.

Sie sitzt zu mir ans Bett und hält sich geschockt die Hand vor den Mund.

"Jolie! Was ist denn mit dir passiert? Wurdest du geschlagen? Wer war das?", sie durchlöchert mich mit Fragen.

"Mom es ist alles okay. Ich bin ausgerutscht.", versichere ich ihr mit einem gespielten Lächeln.

Ungläubig schaut sie mich an.

"Nun gut. Ruh dich aus...", sagt sie zögernd und küsst mich auf die Stirn.

"Ich geh zur Arbeit", schreit sie noch im Flur und ich höre wie die Tür ins Schloss fällt.

Eine Verlorene SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt