three

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l.h

Alan und ich warteten schon seit einer halben Stunde vor ihrem Haus.
„Da, schau mal, das Auto ist zurück. Wenn's deinem Dad also nicht entlaufen ist, sollte er zurück sein."
Ich lachte nervös. Jetzt hatte sich das Wiedersehen mit meinem Vater so verzögert, dass ich mich schon nicht mehr traute. Das verflog aber sofort, als sie ihn endlich zu Gesicht bekam. Patrick Herzog, mein Vater, war gerade dabei einer blonden jungen Frau aus dem Geländewagen zu helfen, aber er ließ Irina stehen, als er mich auf sich zulaufen sah.
Ich sprang in seine Arme.

„Li, endlich!" mein Vater wirbelte mich im Kreis rum, wie er das schon getan hat, als ich noch ein ganz kleines Mädchen war.
„Tut mir so leid, dass ich nicht zum Flughafen kommen konnte. Aber wer weiß, vielleicht hattest du mir ja sogar Alan vorgezogen?" Er zwinkerte mir zu. „Pass nur auf das du nicht verrückt nach ihm wirst, der Junge ist ein richtiger Jäger im Thema Frau."

Ich versicherte ihm, dass ich ganz sicher nicht nach ihm verrückt bin und es auch nicht sein werde.
„Das ich mein braves Engelchen!" lachte er und küsste mich auf die Stirn.
„Aber jetzt komm, ich muss dir ja noch Irina vorstellen!" froh zog er mich zu ihr. Ich versteifte mich, aber meinem Vater interessierte das nicht oder er bemerkte es gar nicht. Diese schenkte Patrick einen liebevollen Blick.
„Vielleicht können wir in Haus gehen? Hier sehr kalt sein ..." bemerkte sie kühl und mit lauter Fehler im Satzbau.
„Lea ... das hat nichts mit dir zu tun ...!"

Wenn ihr kalt ist ... was kann das mit mir Zutun haben?
Ich murmelte was unverständliches.
Mein Vater hatte mich sofort losgelassen, als Irina sich beschwerte, und bot seiner neuen Frau jetzt fürsorglich den Arm an. Sie stützte sich schwer, aber ich fand, das ganze wirklich sehr aufgesetzt.
Sie hätte wahrscheinlich auch ohne ihn prima laufen können.
Ich nutze diesen Moment um sie mal genauer zu betrachten.

Obwohl ihr Aussehen nicht wirklich meinem Schönheitsideal entsprach, muss ich zugeben, dass sie wirklich sehr schön war. Sie hatte dichtes, glattes rotes Haar, nicht die Locken, die ich erwartet hatte, und auch nicht die karottenrote Färbung, die Mutter immer erzählt hatte, wenn sie sich ihre 'Rivalin' vorstellte. Irinas Haarfarbe ging eher ins Kupferne oder Rot goldene und ihre Augen waren leuchtend grün. Die Sommersprossen hielten sich in Grenzen, ihr Gesichtszüge waren ebenmäßig und ihre Lippen voll und schön geschwungen, wenn sie auch gerade etwas zusammen gezogen sind. Ihre Figur war eher füllig. Dennoch bewegte sie sich recht elegant.

„Ich hol dann mal deine Koffer", bemerkte Alan und zog sich zurück.
Er hatte auf die Taten von meinem Vater mit einem breiten Grinsen reagiert, schien Irina aber nicht wirklich zu mögen. Vielleicht nahm er ihr aber auch nur übel, dass sie ihn nicht begrüßt hatte.
Allerdings bekam ich auch keinen "Good Afternoon" Gruß. Irina schien es nicht wirklich für nötig zu halten, Freude über meine Ankunft zu versprühen.

Ich folgte meinem Vater und Irina zunächst in einen Flur und dann in eine große Küche, die ins Wohnzimmer führte. Das Haus wirkte von innen nicht geräumiger als von außen. Abgesehen von der Küche, dem Wohnzimmer und drei Schlafzimmern. In eins von den Zimmern würde ich dann schlafen.

Immerhin hieß sie mich willkommen, nachdem sie sich in ihren Sessel neben den Kamin gesetzt hatte.
„Magst du Tee, Liebling?", fragte sie sanft in Richtung von meinem Vater, der daraufhin sofort aufspringen und in die Küche eilte.
„Und vielleicht möchtest du dich auch nützlich machen, Lea ..."
Es klang, als hätte ich mich als faul und arbeitsscheu herausgestellt.
„Im Schrank sind Tassen und sicher findest du im Laden Kekse ..."
Ich war froh in den Laden fliehen zu können.

Ich war froh das ich Alan vorhin beim Einräumen geholfen habe.
So fand ich ein paar Kekse und Tassen, die ich sofort ins Wohnzimmer brachte.

Dafür das es ihr vorhin so schlecht gegangen war, griff sie jetzt gut zu.
Ich nippte nur an meinem Tee. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich sehr unwohl. Mein Papa versuchte, das Eis zu brechen, indem er sie ach der Schule und anderen Sachen fragte.
„Und du ziehst Computerspiele immer noch allen anderen Aktivitäten vor?", erkundigte er sich augenzwinkernd „Oder hast du dich jetzt doch in Pferde verliebt? Manchmal mache ich mir echt Sorgen um dich, du scheinst diese Phase einfach zu überspringen."

Ich verdrehte die Augen. Ich liebe Werwolfgeschichten und Rollenspiele, während ich jede Art von Sport verabscheute. Erst recht, wenn darin Tiere beteiligt waren, die vorn bissen und hinten ausschlugen.

„Ich würde nachher gerne ins Internet gehen ..."

Irina runzelte missbilligend die Stirn.

„Computerspiel ..." murmelte sie. „Mädchen, du lebst jetzt in der schönsten und märchenhaftesten Landschaften der Welt ... Du kannst reiten, Boot fahren, spazieren gehen, wandern ..."
„Und Vögel beobachten, ich hab's schon gehört."
„Kann ich jetzt mir mein Zimmer angucken, Papa?"

Das Zimmer im dritten Stock war wie erwartet winzig, man konnte aber den Wald sehen.

„Wo schläft Alan eigentlich?" fragte ich beiläufig.

Vater lache. „Doch ein bisschen geflirtet?" „Alan schläft in einem dreckigen Wohnwagen hinter dem Bootshaus."

Er half mir noch die Koffer heraufzuschleppen und den Laptop aufzubauen.

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„Kind ... Dein Vater und ich wollen mal alleine sein, und du störst nur! Also verschwinde und komm ja nicht heute wieder."
Mit diesen Worten war es klar, sie mochte mich ganz und gar nicht.
Frustriert zog ich meine Schuhe, meine Jacke, Schal und Mütze an und stapfte durch die Tür.
Es war sehr kalt und luftig. Deshalb stopfte ich meine Hände in meine Jackentasche und lief in den Wald.

Der Geruch von den Nadelbäumen verführte meine Nase, so dass ich auf einen zu ging und mich auf einen niedrigen Ast setzte.
Mein Blick schweifte, hier und da sah man mal ein Kaninchen, dieses hoppelt aber immer weg. Seufzend zog ich noch mehr dieser Luft ein und überlegte wo ich heute bleiben können.
Zu Alan? Nein ... das kann ich nicht bringen.
Zurück? Sie würde mir nicht einmal die Tür aufmachen wenn, ich sterbe.
Im Wald schlafen? Dies war eigentlich die logische Möglichkeit.

Mir war bewusst das ich Irina nicht mögen würde, und auch das sie mich auch nicht mögen wird.
In den hintersten Gedanken meines Kopfes hätte ich es auch für möglich gehalten das sie mir verschiedene Aufgaben ausdrückt, aber das sie mich rauswirft. Das ist mir jetzt aber so ziemlich egal, ich hoffte nur das dieses halbe Jahr schnell vorüber geht. Mit diesen Gedanken stieg ich vom Baum runter, rollte mich auf dem Boden zusammen und schlief ein.

Unbewusst bemerkte ich das mich etwas hochnahm und gegen eine warme Brust drückte. An diese schmiegte ich mich und seufzte glücklich.







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