Viele der mir widerfahrenen Ereignisse, Erlebnisse, Abenteuer und sonstigen nervenaufreibenden Unterfangen fingen damit an, dass ich an meinem hölzernen Schreibtisch in meinem Zimmer saß und ein leeres Blatt Papier anstarrte, welches ich bereits vor Tagen dort niedergelegt hatte.
Ein Buch sollte es werden, über meine bisherigen Begegnungen mit dem Leben und Tod gleichermaßen. Ich dachte daran, meine Erfahrungen niederzuschreiben. Erfahrungen aus dem alltäglichen Leben, aber auch jene meiner Aufträge und derjenigen mit Magie. Meine Fähigkeiten mit letzterem waren aber sehr beschränkt, um genau zu sein gar nicht vorhanden, denn normalerweise verlaufen die Dinge in ihren geordneten Bahnen. Und so – das dachte ich zumindest – sollte es auch heute sein. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte das Schicksal andere Pläne...
Vor einigen Tagen kehrte ich von einem meiner Aufträge zurück. Es war nichts Spezielles. Nur die Beschaffung einer Information, welche ich nicht einmal verstand. Es ging um irgendwelche Vorbereitungen für etwas, das bald geschehen würde. Vermutlich nur eine Feier oder Ähnliches. Darum ging es doch meistens, weshalb ich mir auch nicht weiter den Kopf darüber zerbrach.
Meine Auftraggeber hielten sich stets zurück, ich kannte nicht mal deren Namen. Doch ich wusste, dass teils sogar Magie im Spiel war. Anfangs hatte mich das ganz schön mitgenommen, doch unterdessen finde ich es äußerst interessant und würde gerne mehr darüber in Erfahrung bringen. Jedoch ist dies mir als reiner Laufbursche nicht vergönnt. Meine Eltern wissen nichts davon, denn sie denken, ich bin bei einem Freund. Sobald ich von einer Mission zurückkehre sind die Kratzer, das Blut und der Dreck wie von Geisterhand verschwunden. Deshalb fällt es Ihnen auch nicht auf. Irgendwann, so schwor ich mir, würde ich herausfinden, wie man Magie benutzt und ich würde wissen, was hinter dem Rücken aller in einer verborgenen Welt abläuft.
Doch ich saß ja nur an meinem Schreibtisch und dachte nach. Im Grunde wollte ich ein Buch schreiben, doch ich hatte noch keinen blassen Schimmer, wie ich beginnen sollte. Meine Gedanken kreisten unaufhaltsam um den ersten Satz, das erste Wort und den logischen Aufbau der Geschichte. Doch zu meinem großen Missfallen kamen mir nur unnütze Dinge in den Sinn, die mehr oder weniger gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hatten, die ich zu erzählen gedenke. Doch wie fange ich hier an? Ich hatte zwar im zarten Alter von sechzehn Jahren bereits ein Buch geschrieben, dieses war jedoch reine Fantasie mit Elfen und dergleichen. Das Buch, welches noch ungeschrieben vor mir lag, soll ohne Frage anders werden. Die Handlung soll sich in meiner Zeit zutragen und reale Personen aus meinem Umfeld beinhalten.
In diesem Moment fiel mir der erste Satz ein. Ich wollte bereits den Gedanken zu meinem neusten Werk niederschreiben, als es unverhofft an meiner Zimmertür klopfte. Immer wenn ich schreiben wollte, kam etwas dazwischen. Das war wirklich die reinste Geduldsprobe! Mit einer leicht entnervten Stimme rief ich was denn sei und drehte mich zur Tür hin. Diese ging auf und meine Mutter stand im Rahmen.
»Kommst du? Es gibt Nachtessen.«
Ich bejahte, während ich Anstalten machte um auf zu stehen.
Es war ein schrecklicher Tag, draußen regnete es und ich kam einfach zu nichts. Denn als ich noch kurz weiterschreiben wollte, entfiel mir der Satz wieder.
Meine Mutter war unterdessen gegangen. Seufzend stand ich auf und bewegte mich in Richtung Tür. Auf halbem Weg bemerkte ich aus dem Augenwinkel plötzlich etwas schummrig Leuchtendes. Meiner Neugier erlegen, ging ich zum Fenster und sah in die Dämmerung hinaus, von der aber wegen des Regens nicht viel zu sehen war. Das Licht kam von der nahen Ruine am Hügel hinter dem Dorf. Es sah so friedlich aus, fast schon glücklich. Bereits beim Ansehen durchströmte dieses Gefühl meinen ganzen Körper und ich spürte förmlich, wie der Drang in mir hochkam, zum Licht zu gehen. Sollte ich es wagen? Der Reiz war da – mein Körper spannte sich an, mein Herzschlag raste und meine Gedanken verloren sich in den Weiten meiner unendlichen Fantasie. Fast schon eine Ewigkeit stand ich gedankenversunken am Fenster, als meine Überlegungen just unterbrochen wurden, als von unten der Ruf kam, ob der feine Herr endlich zum Essen erscheinen wolle. Langsam drehte ich mich um und lief die Treppe hinunter. Ich nahm mir fest vor, später an diesem Abend zur Ruine zu gehen und nach dem Licht zu suchen.
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Der Magus
FantasyRückblickend war es ein Fehler gewesen diese Reise anzutreten, deren fatalen Folgen wir hätten verhindern können. Doch das Arkanum der Magie war tief, düster und auf eine endgültige Weise anziehend. In unserer Abenteuerlust übersahen wir Dinge, die...