Fünftes Kapitel

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Nach dem Abendessen ging ich in mein Zimmer, verriegelte die Tür hinter mir und nahm ein Bad. Es fühlte sich gut an im Wasser zu schweben und seinen Gedanken freien Lauf lassen zu können. Die wohlige Wärme hielt an, bis ich gefühlte zwei Stunden später aus der Wanne stieg. Ob sie etwa mit Magie verändert wurde?

Ich durfte mich über solche Dinge nicht mehr wundern. schließlich war ich in einer Welt, in welcher die Personen Magie lehrten und praktizierten. Im Grunde war es etwas ganz Alltägliches, etwas Normales. Bevor ich mit Sikius und Tristan Abendessen war hatte mir Reymond noch gesagt, bei der Magie geht es nicht um Stärke, es geht um Geschick, um Feingefühl und um die eigenen Fertigkeiten. Mit Stärke erreiche man nichts. Es gehe um das Verständnis, zu wissen wie Magie eingesetzt werden kann. Dagegen wird kein Gegner vorbereitet sein, sei er auch noch so mächtig.

Und als ich mir nun diese Badewanne ansah, kamen mir genau diese Worte wieder in den Sinn. Es geht um die Fertigkeiten.

Mein Nachthemd lag auf dem Bett. Darum lief ich nackt durch mein Zimmer, bis ich vor dem Bett stand, das Hemd und die Shorts nahm und sie mir überstreifte. So erfrischt kuschelte ich mich in die flauschige Decke und schlief ein.

Früh am nächsten Morgen, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen über die Berggipfel kamen, stand ich auf. Gut gelaunt zog ich mir meine Kleider an, wusch mein Gesicht und ging durch die noch stillen und verlassenen Gänge direkt zum Übungsplatz. So naiv ich war, dachte ich, es wäre noch niemand anders da, doch als ich mich nähere vernahm ich Geräusche eines Stockkampfes. Gespannt blieb ich am Rande des Platzes stehen. Er war etwas außerhalb und bestand komplett aus Stein und ringsherum wucherte wilder Efeu. In der Mitte kämpften zwei Personen miteinander. Der einte war ein junger Bursche meines Alters und ihm gegenüber kämpfte Nelda.

Der Dekan hatte doch gestern Mittag gesagt, sie würde in wenigen Stunden aufbrechen, warum war sie also noch hier? Sie kämpfe augenscheinlich besser als ihr Gegenüber, denn dieser bekam öfters mal einen Schlag verpasst. Irgendwann bemerkte er mich, wie ich im Säulengang stand und ihnen zusah. Er stoppte den Kampf und winkte mich zu ihnen. Beeindruckt von der Größe des Platzes lief ich quer zu ihnen hinüber. Nelda bemerkte mich nun auch und kam auf mich zu.

„Gut geschlafen? Heute bist du schon früh auf den Beinen, wie ich sehe." Stellte sie fest.

„Ich gebe mir Mühe." Entgegnete ich grinsend.

„Darf ich vorstellen, das ist Lukas. Er wird mit dir die Kampfarten üben."

Lukas kam rüber und reichte mir die Hand. „Freut mich dich kennen zu lernen, Finn. Nelda hat schon viel erzählt." Sagte er leicht außer Puste.

Er fing an seine schmerzenden Glieder zu massieren, die ihm Nelda grün und blau geschlagen hatte. Er war etwa gleich groß wie ich und hatte etwas längeres, braunes Haar, welches er hinten zusammengebunden hatte. Seine leicht sonnengebräunte Haut glänzte verschwitzt im Schein der aufgehenden Sonne. Er schien die ungeteilte Aufmerksamkeit von Nelda zu haben, was mich irgendwie leicht enttäuschte aber andererseits auch belustigte. Nelda selbst hatte aber andere Gedanken in dem Moment, als die ersten Strahlen ihr Gesicht berührten.

„Ich muss los. Sonst komme ich noch zu spät." Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und lief ruhig vom Platz runter. Jedoch nicht zurück zum Gebäude, sondern auf die andere Seite, wo eine tiefe Schlucht das durchkommen erschwerte. Der tosende Bach am Grund hörte ich sogar hier oben. Nelda lief jedoch leichtfüßig darauf zu. Kurz bevor sie den Rand erreichte drehte sie sich um und warf mir ihren Stock zu, mit dem sie kurz zuvor noch selbst gekämpft hatte. Und noch während ich mit dem auffangen beschäftigt war, verschwand sie spurlos. Lukas schien das weiter nicht zu kümmern und wandte sich mir zu. Er sah mich an und wie aus dem nichts surrte sein Stock durch die Luft und traf mich hart am linken Bein. Keuchend ging ich in die Knie.

Der MagusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt