Kapitel 1:

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„Wenn sie nun bitte Seite 325 ihres Buches aufschlagen würden, den ersten Abschnitt lesen und die wichtigsten Details zusammenfassen bis zum Ende dieser Stunde." Die rauchige Stimme meines Geschichtslehrers holt mich zurück ins Klassenzimmer. Ich öffne das Buch und blättere es langsam durch bis ich die richtige Seite vor mir habe. Gelangweilt schaue ich auf das Buch herab und versuche mich auf den Text zu konzentrieren, doch mein Gehirn will sie einfach nicht aufnehmen. Ich lasse meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Einige der Schüler sind komplett auf das Geschichtsbuch konzentriert und machen Notizen, andere starren geistesabwesend aus dem Fenster und schielen immer wieder auf die grosse Uhr neben der Wandtafel. Noch zehn Minuten. Abwesend kribble ich auf meinem Notizblock herum.

Das durchdringende Klingeln der Schulglocke erlöst mich und entlässt mich in die lange ersehnte Mittagspause. Eilig packe ich meine Sachen zusammen und stürme noch vor allen anderen aus dem Klassenzimmer. In der Schulkantine sitzen Simon und Madison bereits an unserem gewohnten Tisch. Ich lasse mich auf den Stuhl gegenüber von Madison plumpsen und seufze theatralisch. „Mieser Tag?" ich blicke zu Madison die mich amüsiert betrachtet. „Mieses Jahrhundert." erwidere ich niedergeschlagen. Sie hebt eine Augenbraue. „Wieso? Was ist los?" Ich antworte nicht, stattdessen werfe ich einen Blick über die Schulter und beobachte wie Lukas genüsslich seiner neuen Freundin die Zunge in den Hals steckt. Angewidert rümpfe ich die Nase und wende mich wieder meinen Freunden zu. „Nichts worüber es sich zu reden lohnt." Missmutig starre ich auf meinen Teller. „Ist es wegen Lukas?"fragt sie vorsichtig. Ich schnaube wütend. „Ich will nicht darüber reden." „Okay." Sie wendet sich Simon zu. „Wie geht es eigentlich mit den Vorbereitungen für eure Aufführung voran?" Ich bin ihr dankbar für den Themenwechsel. Ich hätte es nicht ausgehalten über ihn zu reden. „Nicht so besonders. Wir sind ihm Zeitplan ziemlich hinterher und müssen wahrscheinlich extra Proben organisieren, damit wir uns beim Auftritt nicht komplett vor dem Publikum blamieren." meint er und rauft sich die Haare. „Der neue Leiter kriegt einfach gar nichts auf die Reihe." Madison hebt den Kopf. „Wieso ist Mr. Jefferson nicht mehr für die Organisation zuständig?" gierig beisst sie in ein Stück ihrer Salamipizza. „ Er ist dieses Jahr nicht mehr dabei." Unangenehme Stille. Erwartungsvoll blickt Madison zwischen uns hin und her. „Okay ich halte das nicht aus. Ich hasse es wenn ihr so mies drauf seit. Ihr beide müsst wiedermal raus kommen. Dieses Wochenende steigt eine Party bei Jace und wir gehen da hin." Gerade als ich ihr absagen will schneidet sie mir mit einer Geste das Wort ab. „Nein keine Ausreden. Ein wenig Ablenkung wird dir gut tun. Die halbe Schule wird dort sein." Ich kaue auf meiner Unterlippe herum. „ Ich weiss nicht." Unsicher blicke ich zu Simon hinüber. „Also ich hätte Lust." Er lächelt vielsagend. Madison quietscht erfreut. „Perfekt. Jetzt musst du einfach mitkommen." Beide sehen mich erwartungsvoll an. „Na schön." Ich lächle, dass liebe ich so an ihnen, egal wie schlecht es mir gerade geht sie schaffen es immer mich aufzuheitern. „Das wird der Hammer." Sie zwinkert mir zu. „Mein Bruder könnte uns fahren." Bemerkte Simon nebenbei. „Perfekt. Könntet ihr uns um 20:00 bei Caitlyn abholen?" Simon nickt und beisst genüsslich in einen Schokoriegel. Den Rest der Mittagspause unterhielten wir uns über das kommende Wochenende und beschwerten uns über unsere Lehrer. Der Nachmittag verstrich recht schnell. Nachdem auch die letzte Stunde endet packe ich rasch meine Sachen und verlasse gemeinsam mit Madison das Klassenzimmer. „Endlich Wochenende. Freust du dich auch schon so sehr auf Samstagabend?" Sie zwinkert mir zu. „Ja wird sicher toll." Nicht einmal ich selbst kaufte mir die gespielte Vorfreude ab. „Ach komm schon. Das wird sicher lustig. Es ist an der Zeit das du über Lukas hinweg kommst." Seinen Namen zu hören versetzt mir einen Stich. „Er hat es nicht verdient, dass du ihm nachtrauerst." „Du hast ja recht." Seufze ich. „ Es ist nur... Es ist schwieriger als ich dachte." Ich spüre, wie sich Wasser in meinen Augen sammelt. Hastig blinzle ich die Tränen weg. „Ich weiss, aber das schaffst du schon." Sie schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. „Und vergiss nicht ich bin immer für dich da. Du musst da nicht alleine durch." Ich muss schmunzeln. „Danke. Ich weiss das echt zu schätzen."  Wie jeden Tag fuhren wir gemeinsam der Hauptstrasse entlang bis zur grossen Kreuzung an der sich unsere Wege trennten. Wir verabschiedeten uns und nach etwa 5 Minuten bog ich schliesslich in die kleine Einfahrt unseres Hauses ein. 

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