21.12.2030 -Part 1-

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An nichts haften Erinnerungen so gut wie an bedruckten Seiten - Cornelia Funke, Tintenherz

Robb und ich gehen durch die Tür in die Stube von Ethan. Hier pokern wir heute. Draußen liegt Schnee. Aiden steht neben Skye am Fenster. Jemand anderes ist noch nicht hier. Er dreht sich zu uns um. Er sieht mich mit einem gruseligen Blick an. Als ob es durch meine Kleidung hindurchsehen könnte. Robb und ich setzten uns nebeneinander an den Tisch. Aiden setzt sich neben mich.

„Wie geht es meinem Sohn?", fragt er mich, sodass es alle hören können. In diesem Moment dreht sich Skye um. Ihre Augen sind gerötet. Ihre schwarze Maskara ist verwischt von den salzigen Tränen, die ihr in Bächen über das Gesicht rollen. Ihr Haut ist weiß wie Papier. Ein irgendwie künstliches und hysterisches Lachen kommt von Robb.

„Woher soll Gwen wissen, wie es deinem Sohn geht? Hast du nicht nur zwei Töchter?", fragt Robb Aiden.

„Nein. Ich habe auch einen Sohn", Aidens Stimme ist komisch ruhig. „Gwen, wie geht es meinem süßen Christian Elyas?"

„Christian ist mein Sohn", sagt Robb und lacht immer noch hysterisch, als wäre er verrückt geworden.

„Nein. Jaime Trystan und Nyra Elysa sind deine Kinder. Nicht Christian. Christian ist mein süßer Sohn. Sieh dir seine Augen an." Aiden ist ganz ruhig. So ruhig. Plötzlich steht am anderen Tischende Skye. Sie hat Christian in ihren Händen. Ihre langen Finger krallen sich in die weiche Haut von Christians Hals. Der kleine zappelt ein bisschen und dann erschlafft sein Körper. Seine Augen quellen hervor. Braun. Sie sind gänzlich braun.

„Nein!", schreie ich heiser.

„Baby?", höre ich Robbs Stimme. „Wir landen gleich." Ich schrecke hoch. Jaime und Christian machen sich gerade einen Spaß daraus Nyra zu wecken. Ich sehe aus dem Fenster. Hamburg ist schon richtig gut zu erkennen.

„Wie spät ist es?", frage ich Robb.

„Halb zwei." Erst stutze ich ein bisschen, aber dann fällt mir ein, dass ja eine Zeitverschiebung existiert. Die Elbphilharmonie glitzert im Sonnenschein. In den gebogenen Fenstern spiegelt sich das Sonnenlicht und wird in alle Richtungen wieder zurückgeworfen. Es sieht einfach nur atemberaubend aus. Wir fliegen weiter zur Landebahn.

„Mummy, ich gucken will", meint Jaime und zeigt auf das kleine Fenster.

„Nein, du musst jetzt angeschnallt bleiben, das geht jetzt nicht", erkläre ich ihm.

„Will aber", mault er.

„Jaime, jetzt nicht. Wir landen jetzt. Du hättest die ganze Zeit davor aus dem Fenster sehen können", mischt sich Robb ein und der kleine ist still. Beleidigt verschränkt er seine Arme und lehnt sich in seinem Sitz nach hinten. Nyra lacht ihn aus.

„Nyra, nicht lachen, das ist nicht nett", sage ich zu ihr und sie hört auf zu lachen, hat aber immer noch ein Grinsen auf den Lippen. Mit einem dumpfen Aufprall landen wir.

Nach einer gefühlten Ewigkeit befinden wir uns endlich auf der überdachten Brücke die vom Flugzeug in das Gebäude führt.

„Mummy?", macht Christian und hebt seine Hände zu mir hoch. Ich bücke mich und nehme ihn auf den Arm. Nyra läuft zu den großen Fenstern und drückt sich die Nase platt während sie nach draußen guckt. Inzwischen ist der Himmel zugezogen und es ist windig und matschiger Schneeregen fällt. Hamburger Schietwedder eben.

„Nyra, kommst du?" Robb geht zu ihr, nimmt ihre Hand und zieht sie hinter sich her. Jaime läuft brav neben mir. Krischan spielt mit meinen Haaren. Ich sehe ihm belustigt zu. Dabei fällt mir auf, dass er heute noch mehr goldbraune Sprenkel in seinen Augen hat... Als wir ins Flughafengebäude kommen, stehen dort schon mehrere Personen, die Leute aus diesem Flieger abholen. Darunter auch Robbs Eltern. Sobald sie uns sehen kommen sie auf uns zu. Miranda, Robbs Mutter, geht erst zu ihm und kommt dann zu mir.

„Gwen, wie geht es dir? Schön dich zu sehen", meint sie freundlich.

„Alles gut", lächle ich.

„Na, und du Kleiner? Wie geht's dir so?" Sie knufft ihn in seine Wange und sieht ihm in die Augen. Danach guckt sie wieder mich an. Hat sie es gesehen? Hat sie die Sprenkel gesehen? Miranda hat graue Augen. Keiner aus Robbs Familie hat braune Augen. Sein Vater Thomas hat dunkelblaue...

„Ihm geht's auch gut", sage ich lächelnd und Miranda geht zu Jaime und Nyra. Thomas kommt zu mir. Ich sehe in seine dunkelblauen Augen, so ähnlich wie die von Robb. Die Augen von Robb, Jaime und Nyra sind tiefblau.

„Oh, wie schnell die Zeit vergeht! Der Kleine ist ja schon richtig groß geworden", sagt Thomas und lächelt. Ich stimme ihm zu. Wir holen unsere Koffer und die große Tasche und gehen zu einem Kleinbus. Gut, dass wir etwas öfter hier sind, sodass Robbs Eltern extra ein größeres Auto gekauft haben. In der letzten Reihe sitzen die drei Kleinen, davor Robb und ich. Ganz vorne sitzt Miranda und Thomas fährt.

„Mummy? Erzählst du Geschichte?", fragt Nyra mich.

„Was für eine wollt ihr denn hören?", frage ich und die drei überlegen kurz.

„Abenteuer von Anon und Keris", grinst Jaime. Eigentlich war das klar. Die Abenteuer von Anyon und Cerys (keiner der drei kann die Namen richtig aussprechen) ist ihre Lieblingsgeschichte.

„Also gut. Wir schreiben das Jahr 1895 in der Welt hinter dem Regenbogen, dort, wo Elfen und Einhörner wohnen.

Anyon hatte an diesem Tag Wache an der großen Spiegeltür innerhalb des Bogens des Regenbogens. Alle Elfen konnten durch die Tür hindurch auf die andere Seite sehen, doch für Menschen spiegelte sich alles in dieser großen Tür. Anyon dachte, dies würde eine Wache werden, wie sie schon seit eh und je ist. Doch dieses Mal, dieses Mal war etwas anders. Es klopfte. Es klopfte an der Spiegeltür. Das Klopfen hallte über die Wiesen und durch die Wälder. Es hatte noch nie jemand an der Spiegeltür geklopft. Zögernd ging er zu dem großen Türknauf. Einen Spalt breit, aber wirklich nur einen Spalt breit, öffnete er die mächtige und schwere Tür. Er lugte vorsichtig hindurch. Ein Elf stand auf der anderen Seite. Ein Elf wie er. Am liebsten hätte Anyon ihn sich durch die Tür angeguckt, aber er musste zeigen, dass das Klopfen erhört wurde. Etwas mistrauisch sah Anyon ihn an. Der Elf sagte, man würde ihn Taran nennen." Gleichmäßiges Atmen ist zu hören. Alle drei schlafen friedlich. Ich mache ein Foto von den drei. Von diesen drei schlafenden Wesen. Ich lege meinen Kopf auf Robbs Schulter. Er legt einen Arm um mich und sieht sich das Bild an.

„Ich liebe unsere drei Lieblinge", flüstert er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Unsere drei Lieblinge. Wenn es doch nur wirklich unsere drei Lieblinge wären und nicht unsere zwei...

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Hey ihr Lieben!

Hier ist ein neues Update :D

Danke für die mega vielen Reads die ich schon bei nur zwei Kapiteln bekommen habe! Das ist echt richtig cool *-*

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Über Kommis und Votes würde ich  mich natürlich freuen

Eure Luinloth♥

Mistake *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt