Kapitel 4

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Song: Anxiety by Blackbear feat. FRND

Seit dem Vorfall in der Badewanne ging es Taddl zunehmend schlechter. Es gab nicht wirklich ein ausschlaggebendes Ereignis, weswegen sein Zustand sich verschlechterte, es war einfach die Tatsache, dass er die letzte Woche krank war und deswegen noch mehr Zeit fand, um nachzudenken. Das hatte zur Folge, dass er sich immer mehr die Schuld für das Zerbrechen seiner und Ardys Freundschaft gab, immerhin fand er sonst keinen richtigen Grund, warum Ardy ihn nicht mehr mögen konnte, denn Lena war zunehmend netter geworden und hatte sich sogar für ihr Verhalten entschuldigt. Irgendetwas musste Taddl also getan haben, sodass Ardy nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte und sich von ihm abschottete, ob es jetzt an Taddls charakterlichen Veränderung lag oder an etwas, das er gesagt hatte. Beide Punkte wiesen zwar keine wirklichen Beispiele vor, zumal Ardy sich was seinen Charakter betraf ja in dieselbe Richtung entwickelt hatte, doch irgendetwas musste ja der Anfang vom Ende gewesen sein und Taddl wurde immer mehr verrückt, da er nicht wusste, was.

Er wollte bloß eine Erklärung zu all dem, ein vernünftiges Argument, warum Ardy und er keine Freunde mehr sein konnten und dann würde er die Situation akzeptieren, sie nicht toll finden, aber akzeptieren. Und vielleicht würde er dann auch endlich darüber hinweg kommen, dass er seinen besten Freund verloren hatte, doch wie sollte er mit etwas abschließen, wenn er den Grund dieses Problems nicht einmal wusste? Wie sollte er ein Problem lösen, ohne zu wissen, was es verursacht hatte? Es machte ihn verrückt nicht voran zu kommen. Er wollte aus diesem Loch aus Gedanken, Schuldgefühlen, Traurigkeit und Verzweiflung herauskommen, er wollte sein Leben weiter leben, doch er schaffte es einfach nicht.

Doch heute, an einem ebenso verregneten Sonntag, wie die ganze letzte Woche, konnte er sich vielleicht endlich etwas ablenken. Marley hatte ihn angerufen, aus dem einfachen Grund, dass Taddl und Ardy unbedingt mal wieder etwas aufnehmen mussten, da sie ja immerhin ihr Album fertig stellen wollten und das würde noch Jahre dauern, wenn sie weiter in diesem Tempo arbeiteten. Die letzten vier Wochen hatten sie sich gar nicht ins Studio gesetzt und gearbeitet und die Wochen davor auch immer nur sehr unregelmäßig, da Taddl nie aus seinem Zimmer raus gekommen war, weil er Ardy nicht begegnen wollte. Doch heute, noch etwas verschnupft, aber bereit seinen Teil der neuen Songs einzusingen, beziehungsweise rappen, musste er endlich mal wieder ins Studio und etwas tun. Immerhin hatten sie trotz allem eine Frist zu erfüllen, in der das Album fertig sein musste und außerdem waren die Fans auch schon sehr gespannt und neugierig, immerhin tweeteten sie immer wieder über das Album.

Also schon fertig angezogen und bereit los zu legen wartete der 21-Jährige mehr oder weniger erfreut auf Marley, der in wenigen Minuten an der Tür klingeln sollte und sie abholte, da weder Taddl noch Ardy einen Führerschein besaßen. So wie Taddl Ardy kannte, falls er ihn nach den letzten Monaten überhaupt noch kannte, würde dieser erst kommen, wenn Marley zum vierten oder fünften Mal gehupt hatte, doch das interessierte Taddl sowieso recht wenig, immerhin konnte er dann vorne sitzen und musste sich, trotz der Größe des Autos, nicht nach hinten quetschen. Zwar würde er hinten auch genug Platz finden, doch er mochte es lieber auf dem Beifahrersitz zu sein. Früher, als sie auf dem Roadtrip waren, hatte er zwar mit Ardy im Van hinten gesessen und auch im Cabrio saß er hinten, aber das tat er nur wegen Ardy, der beim Cabrio unter anderem auch ‚Shotgun' gerufen und ihn weggeschubst hatte.

Das laute Hupen Marleys riss ihn dann aus seinen Erinnerungen an die unglaublich tolle und doch vergangene Zeit und schnell machte Taddl sich auf den Weg zum Auto, bevor Ardy noch den Beifahrersitz bekommen würde. Eigentlich müsste er sich darüber keine Sorgen machen, immerhin hatte er Ardy noch nicht einmal gesehen, aber er wollte eben sicher gehen. Außerdem konnte er dann vielleicht noch kurz mit Marley reden, vielleicht wusste er ja, was mit Taddl los war. Denn er hatte eingesehen, dass es ihm alles andere als gut ging, dass er leicht depressiv war und er merkte, dass es schlimmer wurde. Er bemerkte, wie der Drang alles hinzuschmeißen, wortwörtlich, und einfach einen Heulkrampf zu bekommen, immer stärker wurde und er wusste nicht, was er dagegen tun sollte, falls er das überhaupt konnte.

»Leblos« || TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt