Kapitel 7

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»Nein- Taddl, verdammt!«, genervt zog Marley seinen schwarzhaarigen Freund am Pulloverärmel wieder zurück in Richtung der Klinik, in der dieser heute seine erste Therapiesitzung haben würde. Nachdem er seinen zweiten ‚Breakdown', wie jeder es nannte, hatte und Ardy endlich mitbekam, was er seinem besten Freund angetan hatte, hatte er am nächsten Morgen sofort bei einer Psychologin angerufen und um einen Termin gebeten, der auch schon drei Tage später, also heute, erfolgte. Es war ein verregneter Mittwoch und mittlerweile auch schon Mitte Oktober, weswegen es zunehmend kälter wurde und Taddl fast nur noch Pullover trug. Der Vorteil daran war, dass niemandem mehr auffiel, dass er sehr schlank war. Andererseits merkte man dies ja auch an seinen Hosen. 

Jedenfalls wollte der 21-Jährige alles andere, als sich in eine Therapiestunde zu begeben und weigerte sich deshalb vehement der Klinik vor sich auch nur einen Schritt näher zu kommen. Schon als Marley ihn abgeholt hatte, war er zweimal abgehauen, wollte sogar aus dem Fenster des Autos flüchten, hätte Marley ihn nicht festgehalten und jetzt war es genauso. »Warum verstehst du nicht, dass wir dir nur helfen wollen?«, fragte der Blonde dann endgültig fertig mit den Nerven und hielt Taddl weiterhin am Ärmel fest, damit dieser auch ja nicht weglaufen konnte. 

»Weil es mir verdammt noch mal nicht hilft! Jedes mal, wenn ich darüber rede habe ich einen Nervenzusammenbruch, was hilft mir denn bitte daran?«, entgegnete der Schwarzhaarige allerdings bloß laut und genervt, entriss sich erneut Marys Griff und rannte wieder weg. Er brauchte diese Therapie nicht, er war nicht verrückt. Er war depressiv, ja, aber das würde er schon mit Ardys Hilfe auf die Kette bekommen, er musste nicht mit irgendeiner fremden Frau reden, die ihm nur falsche mitleidige Blicke schenken und ihn innerlich verurteilen würde. 

Frau Doktor Eiker. Sie klang schon so hochnäsig und falsch. Wenn er überhaupt reden wollte, dann mit jemandem, den er kannte, dem er vertraute, nicht irgend so einer 40-Jährigen Tussi, die sich nur die Probleme anderer anhörte, um über ihre eigenen hinweg zu kommen. So dumm war er doch auch nicht, er wusste genau, dass es so war. 

Durch das ganze Nachdenken hatte Taddl allerdings völlig vergessen darauf zu achten, wo oder eher gesagt wie er lief, sodass er über seinen eigenen Fuß stolperte und mit den Handflächen und Knien zuerst auf dem Kieselweg, den er entlang gejoggt war, aufkam und sich dabei nicht nur den Stoff seiner Jeans, sondern auch seine Haut aufratschte und danach auf dem Bauch im Dreck liegen blieb. Seine Hände und Knie brannten, wahrscheinlich hatten sich die kleinen Kieselsteinchen in seine Haut gebohrt, weswegen er blutete oder es war einfach ein Schockschmerz, der bald wieder weg wäre. Doch als Taddl sich aufsetzte merkte er schnell, dass Ersteres richtig war und er an den Handballen und Knien blutete und sich die Haut aufgeschlittert hatte, was nicht gerade gesund oder appetitlich aussah. Ein schmerzvolles 'Verdammt' murmelnd setzte er sich mit dem Rücken an die Mauer neben sich lehnend auf den Boden und versuchte die ganzen kleinen Steine von und aus seiner Haut zu bekommen, was mehr oder weniger gut funktionierte. 

»Taddl? Man, was machst du denn hier?«, hörte er dann eine bekannte Stimme und sah verwirrt auf, um Simon zu sehen, der ihn verwirrt und dann besorgt musterte, bevor er sich zu dem Jüngeren herunter kniete und wie selbstverständlich Taddls Hände in seine nahm und sich die Wunden ansah. »Was hast du denn da gemacht? Bist du hingefallen? Das muss auf jeden Fall desinfiziert werden«, redete er einfach weiter, ignorierte anscheinend die Tatsache, dass Taddl ihn die letzten Monate ignoriert hatte und kümmerte sich lieber um die blutenden Wunden seines alten Freundes, als er ihm aufhalf. »Willst du mit zu mir und ich helf' dir das zu versorgen oder schaffst du das alleine? Warum frag' ich überhaupt, du bist 21, du solltest damit klarkommen... Warum sagst du eigentlich nichts?«, fügte er dann hinzu und sah das erste mal wirklich in Taddls Augen, um die Augenbrauen zusammen zu ziehen und trauriger drein zu blicken. 

»Leblos« || TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt