Man möchte meinen, dass man als Oberschüler respektiert wird, aber ich wurde gerade mal wieder von den Mädchen der Vorschule genervt. Jedes mal wenn ich meine kleine Schwester abholen wollte drangsalierten mich ihre Freundinnen mit ihren Puppen und Star-Magazinen. Die Mädchen in Santa Monica wollten alle nach Los Angeles und Hollywood.
Das hab ich noch nie verstanden. Los Angeles war laut und schmutzig, überall sind Autogrammjäger und Fotografen. Ich weiß nicht was daran so toll sein soll, vielleicht liegt es auch daran das ich ein Junge bin. Jedenfalls wurde mir gerade das neueste Foto von Leonardo DiCaprio ins Gesicht gedrückt. "Komm endlich Lil, ich muss noch Hausaufgaben machen." Meine Schwester kam in ihrem rosa Kleidchen auf mich zugerannt, eigentlich heißt sie Lilith aber ich nenne sie immer Lil. Warum unsere Eltern sie gerade Lilith genannt haben, weiß keiner so genau. Denn jedes mal wenn ein Erwachsener den Namen laut aussprach, wurden sie irgendwie nervös, so als ob sie auf etwas warten.
Auf dem Weg nach Hause ging Lil völlig ernst neben mir her und starrte mich an."Hey was ist los? Was schaust du mich so an?" Sie öffnete den Mund so als ob sie etwas sagen wollte, aber dann schloss sie ihn wieder."Lil wenn du mir nicht sagst was los ist sag ich Mom das du keinen Nachtisch bekommst."Sie liebt Süßes, deshalb wusste ich das sie mit der Sprache herausrücken würde. "Aber dann denkst du bestimmt ich bin verrückt." Jetzt wurde ich Hellhörig: "Nein tu ich nicht, jetzt sag schon! "Sie zögerte kurz aber dann sagte sie: "Du so leuchtest irgendwie so komisch." - "Was?" - "Na so als ob dich ein helles Leuchten umgibt." Okay sie hat einfach zu viel Fantasie. "Lil das ist nur die Sonne " Jetzt sah sie irgendwie beleidigt aus. "Wenn du meinst, aber die Sonne sieht anders aus." Kopfschüttelnd nahm ich sie bei der Hand und wir gingen weiter.
Als wir Zuhause waren brachte ich Lil in ihr Zimmer und ging in die Küche um mir was zu essen zu machen. Mom saß im Wohnzimmer und las in der Bibel, sie und Dad waren überzeugte Katholiken. Mir war das alles zu "irgendein Schwachkopf hat sich das ausgedacht"-mäßig. Mom
konnte das nicht verstehen, aber Dad sagt immer ich bin ein "Freigeist". "Jared seid ihr das?",rief sie ohne aufzublicken. "Nein ich bin der Teufel, der gekommen ist um dich zu hohlen.",sagte ich sarkastisch. "Jared über sowas macht man keine Witze. Ist alles in Ordnung mit Lilith?" Manchmal machte sie sonderbare Gedankensprünge, was vermutlich daran lag das sie Künstlerin war. "Ja klar, was soll schon sein." "Man weiß ja nie." Auf einmal ertönte ein lauter Schrei aus Lils Zimmer. Mom und ich sahen uns erschrocken an und rannten sofort nach oben.Als ich zur Tür rein stürzte, saß Lil zusammengekauert in der hintersten Ecke ihres Zimmers. "Lilith ist alles in Ordnung?", fragte Mom besorgt. "Mach das die Frau wieder geht!",wimmerte sie und zeigte in die Mitte des Raumes. "Lil hier ist niemand!" Sie sah mich verwundert an und fing an zu Lächeln. "Du hast sie mit deinem Leuchten verscheucht." Völlig perplex standen Mom und ich in der Tür und starrten sie an. "Lassen wir sie in Ruhe Jared." Mom sah jetzt blass und kränklich aus. "Du hast doch bestimmt Hausaufgaben zu machen.", sagte sie halb fragend, halb befehlend. "Ich geh in die Küche und mach dir was zu essen. Danach brauch ich etwas Ruhe, bitte sag Dad Bescheid wenn er nach Hause kommt." Und damit war das Gespräch für sie beendet. So als ob nichts gewesen wäre ging sie in die Küche und begann zu kochen.
"Mom ich geh noch mal raus, die Jungs und ich wollen noch trainieren"
Ich hörte ihre Antwort nicht, weil ich die Tür schon zugeschlagen hatte. Mit Jungs meinte ich Liam, Peter und Paul. Wir kennen uns schon seit wir laufen können und spielen in der Beachvollyball-Mannschaft der Schule.Eigentlich sind wir fünf, aber Jason, unser bester Spieler, hat sich beim letzten Match die Hand gebrochen. Wir fuhren in Pauls Auto zum Trainingsplatz der Venice High. "Was is los man, seit wann bist du so still?"Peter machte eine seiner Grimassen und ich warf ihm einen genervten Blick zu. Er boxte mich in die Seite und lachte dabei."Komm jetzt las den scheiß Peter, ich hab jetzt keinen Nerv für diesen Mist!" Jedes mal wenn jemand aus dem Team irgendwie ein bisschen anders ist, fängt Peter an alle mit seinen dummen Aufmunterungsversuchen zu nerven. "Jetzt hört auf, alle beide. Sonst fahr ich noch irgendwo davor." Paul ist derjenige der Streit schlichten muss, weil er jedes mal irgendeinen Grund findet warum wir aufhören sollen. "Jared sag was los ist oder er hört nie auf!" Mit verschränkten Armen lehnte ich mich zurück. Paul hatte Recht wenn ich nichts sage, wird Peter immer weiter machen. "Mit Lil stimmt was nicht, sie sieht Dinge wo keine sind. Ich mach mir echt Sorgen." Von jetzt auf gleich war es still im Auto. "Das tut mir leid man.",sagte Liam der sich fast immer im Hintergrund hält."Schon gut."
Bis auf diesen Vorfall verlief alles ruhig. Das Training hätten wir uns sparen können wir haben nur über irgendwelche Mädchen mit den heißesten Body geredet. Peter halt.
Ich fuhr uns nach Hause, weil die Jungs etwas zu viel Getankt hatten. Ich kam natürlich zu spät. Aber Mom schlief schon, und Dad war vermutlich auf Spätschicht. Dad ist eigendlich nie da, außer am Wochenende. Also schlich ich mich in mein Zimmer und ging gleich ins Bett. In dieser Nacht hatte ich wirklich seltsame Träume."Jared ich will spielen" , sagte Lil als sie in mein Zimmer kam. "Ja gleich ich mach nur schnell meine Hausaufgaben fertig." Auf einmal wurde es immer kälter. "Ich will aber jetzt spielen Jared" Als ich mich zu ihr umdrehte, sah ich sie in den Armen einer dunklen Gestalt die ihr ein Messer an den Hals hielt. Man konnte ihr Gesicht nicht sehen aber sie hatte Pechschwarzes Haar und wurde von einer Bläulichen Aura umgeben. Sie zog das Messer langsam über Lils Kehle, Blut floss und dann ...
...wachte ich schweißgebadet auf. Ich schaute auf meinen Wecker: 04.00 Uhr. Es war unmöglich jetzt noch mal einzuschlafen. Um Himmels Willen du hast echt ne Macke. Ich rieb mir die Augen, stand auf und zog mir meine Jogging-Klamotten an. In Pasadena wurde es Tagsüber so heiß, dass man sowieso nur Früh joggen kann. Ich zog die Tür hinter mir zu und begann zu laufen. Ich fand meinen Rhythmus, lief vorbei an den Häusern die ich seit Jahren kannte, bis zum Park. Dort angekommen machte ich eine kurze Pause und sah mich um. Ich war allein, was um diese Zeit zu erwarten war. Naja fast allein, in dem Wäldchen am Seeufer stand ein Mädchen. Aus dieser Entfernung war nicht viel zu sehen, aber es sah so aus als ob sie mich beobachtet. Ich ging auf sie zu, aber für jeden Schritt den ich machte, ging sie einen Zurück. Also blieb ich stehen und sah sie mir genauer an. Blondes Haar fiel ihr über die Schultern, ihr langes blaues Kleid schmiegte sich eng an ihren schlanken Körper und ihre blauen Augen starrten mich mit einer unglaublichen Intensität an. Als ich nocheinmal auf sie zugehen wollte, drehte sie sich plötzlich um und rannten in den Wald. Ich wollte ihr nachlaufen, aber sie war verschwunden. Enttäuscht und Verwirrt machte ich mich auf den Rückweg.
Als ich Zuhause ankam, stieß ich fast mit Dad zusammen. Er sah müde aus. "Jared warum bist um diese Zeit schon draußen?", fragte er und Gähnte herzhaft. "Alpträume", erwiderte ich und ging ins Bad. Ich duschte, zog mir schnell was an, schnappte mir meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zur Schule.
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Engelstränen
ParanormalEr schlug die Augen auf und strahlendes Licht umfing ihn. Sie hatte recht gehabt es war ein Fehler gewesen. Jared ist ein normaler Junge, auf einer normalen Schule, bis zu dem Tag an dem Sie auftauchte. Bis zu dem Tag an dem sich alles änderte.