Kapitel 4: Von Bällen und Träumen

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"Pass auf", schrie Paul aber es war schon zu spät. Der Ball den Peter übers Netz geschickt hatte war schon längst auf den Boden gefallen. "Hey, was ist los, das ist jetzt schon der Dritte." Alle starrten mich Vorwurfsvoll an, sogar die wenigen Zuschauer am Rand des Platzes. "Nochmal", knurrte ich und schmetterte den Ball verbissen über das Netz. Als ich den Ball wieder nicht bekam setzte ich mich in den Sand und wischte mit frustriert durch die Haare. "Komm schon Jared! Morgen geht es um alles oder nichts. Die Leute von der Uni sind da und Entscheiden wer ein Stipendium bekommt. Streng dich gefälligst an du hast abgesehen von Jason die​ besten Chancen.", sagte Liam aufgeregt. Ich schaue überrascht auf, das wusste ich noch nicht. "Seit wann wisst ihr das?", frage ich niemand bestimmten. "Seit Gestern", sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Es war Mr. Thompson unser Trainer. "Und genau deshalb solltest du aufhören hier herum zu sitzen und endlich an deinem Jump Serve arbeiten. Du musst höher springen sonst bekommst du den Ball nicht übers Netz und deine seitlich Annahme ist schlampig sonst hättest du die letzten drei Bälle von Peter bekommen. Du musst die Außenschulter hochziehen und die Innenschulter nach unten fallen lassen, etwa so..." Er demonstrierte die Position und ich versuchte sie in den darauffolgenden drei Einheiten so gut wie möglich nach zu machen. Ich kam mir vor wie ein absoluter Anfänger. Nach dem Training machte Mr. Thompson noch einer seiner üblichen Ansagen, wie vor jedem wichtigen Spiel bis mir noch etwas einfiel und ich ihn unterbrach: " Wer spielt eigentlich an Jasons Position?", fragte ich. "Dazu wollte ich gerade kommen. Ich habe einen hervorragenden Ersatz gefunden, er ist neu in der Stadt und sein Name ist Alex. Er kommt aus Europa und hat dort schon recht erfolgreich Beachvolleyball gespielt. Und nun zum nächsten Punkt, da sich Alex erst einspielen muss werden wir uns eine Stunde eher als sonst auf dem Platz treffen."

Liam, Paul, Peter und ich haben uns nach dem Training noch an unserem Lieblingsplatz zusammen gesetzt. Eine von allen Blicken geschützte kleine Höhle in der Nähe von Liams Haus. Wir trafen uns schon seit fast zehn Jahren hier. Wir hatten die Höhle zu unserem zweiten zuhause gemacht. Peter hatte damals mit seinem Bruder, aus Baumstämmen, einen Tisch und Bänke gebaut und Paul macht in der Mitte der Höhle immer ein Lagerfeuer. An den Wänden waren Regale aus Ästen und Flechtmatten mit allen mögliche Zeugs drauf. Wir hatten sogar eine Akku betriebene Kühlbox in der Ecke. Es war auf jeden Fall sehr gemütlich. Liam ging zu der Kühlbox und holte vier Colas, ich sammelte ein paar Becher zusammen und Paul kam gerade mit einem Beutel voller Eiswürfel in die Höhle. Wir setzten uns um unseren kleinen Tisch, tranken unsere Cola und hingen unseren Gedanken nach. Nach ein paar Minuten hielt ich die Stille nicht mehr aus und räusperte mich: „ Also, was haltet ihr von Alex? Mr. Thompson schien ja ziemlich begeistert von ihm zu sein." Peter lehnte sich an die Höhlenwand und sagte: „ Was soll ich schon von ihm halten, ich hab ihn ja noch gar nicht getroffen. Ehrlich gesagt ist das auch egal, Hauptsache er spielt gut. Jason ist eigentlich nicht ersetzbar." Die anderen waren ungewöhnlich ruhig und nickten nur zustimmend. „ Vielleicht kommen wir mit ihm ja besser klar als mit Jason, vielleicht aber auch nicht...", murmelte Liam vor sich hin. Jason war ein sehr, naja sagen wir mal „spezieller" Charakter. Eigentlich sollte man sich in einem Team aufeinander verlassen können aber Jason macht was er will, ohne Rücksicht auf andere. Meistens taucht er nicht mal zum Team-Training auf er möchte „seine unvergleichlichen Talente lieber einzeln fördern lassen". Keiner von uns mag ihn sonderlich, da er unser Spiel immer durcheinanderbringt. Aber letztendlich kommt es nicht darauf an ob wir ihn mögen sondern das er gut spielt. Bei wichtigen Turnieren verhilft er uns zu spektakulären Siegen. Als er sich beim letzten Spiel die Hand gebrochen hat hätte Mr. Thompson beinahe einen Nervenzusammenbruch bekommen. Umso besser ist es jetzt wohl das er endlich einen halbwegs anständigen Ersatz gefunden hat. Wir saßen noch bis spät in die Nacht hinein zusammen und haben darüber geredet ob „Alex" eine Verbesserung für das Team darstellt oder nicht.

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