Ruby's P.o.v
Am besten erzähle ich mal zuerst was über mich.
Ich habe blonde, lange Haare, grüne Augen, Sommersprossen und ich bin mit 1,53cm viel zu klein für meine 16, fast 17 Jahre.
Eigentlich will ich garnicht umziehen. Hier bin ich aufgewachsen, in dem kleinen, netten Häuschen, dass meine Eltern damals gekauft haben. Hier habe ich alles gemacht. Der alte Baum, hinten im Garten, der ist mein bester Freund. Mein Vater hat mir als ich 7 war ein Baumhaus in den Baum gebaut und immer wenn ich dort hoch kletterte, roch es nach frischem Holz.
Genauso wie mein Zimmer. Du kamst rein und du wusstest 'Das ist Ruby's Zimmer'. Ich hatte überall kleine Lavendelsäckchen aufehängt, immer aus der Anst, dass Motten meine Sachen auffuttern würden, was allerdings nie geschah.
Ich wollte nicht gehen. Ich hatte geahnt, dass etwas passieren würde.
England war eh viel zu groß für mich. Ich mochte Deutschland. Hier war nie groß was los, hier war nie irendein großes Star wirrwarr oder irendetwas in dieser Art. Doch meine Mutter war der festen Überzeuung, dass es mir gefallen würde. Doch sie hatte keine Ahnung.
Ein letztes Mal laufe ich die Räume ab.
Die bekannten Flure, die ich als kleines Kind auf und ab lief, werden weg sein. Im Schlafzimmer roch es immer nach Äpfeln, im Zimmer meines kleinen Bruders immer nach Farbe, er hat viel gezeichnet. Doch all diese Gerüche, die mir vertraut waren, sind jetzt alle mit dem Boden und der Tapete aus meinen Erinnerunen gezogen.
Das Wohnzimmer war kahl. Hier drin war es immer warm eingerichtet und immer kuschelig, doch jetzt sind die Wände weiß und der Boden nur aus Beton. War es denn wirklich nötig umzuziehen? Frag meinen Vater.
"Ruby?! Wir wollen los!" Die allzu bekannte, melodische Stimme meiner Mutter, schrie mich von außerhalb der Türe an. Nein, wie freundlich. Ich werde es hier vermissen. Wird es in England genauso sein? ch weiß es nicht.
Ich klammerte mein Buch unter meinen Arm und schwang die Türe auf, schloss sie hinter mir und lief die Steintreppe hinunter zum Auto. Mein Bruder saß bereits drin und spielte begeistert mit seinem Nintendo. Ihn hat noch nie etwas gekümmert. Ist ja nicht so, als ob wir gerade auswandern würden.
Ich sah meiner Mutter zu, wie sie der Marklerin den Schlüssel unseres Hauses überreichte und schwungvoll mit einem Kugelschreiber den Vertrag unterschrieb. Jetzt ist alles weg. Alles was uns gehörte. Unsere Wände, unser Boden. Weg.
Mit einem Hüpfer in ihrem Schritt, joggte meine Mutter den Weg her zum Auto und stieg ein. Sie scheint es z freuen, ein komlett neues Leben an zu fangen. Schien es wohl alle. Sie schnallte sich an und mein Vater startete das Auto. Ich schloss für einen Moment die Augen, als sich das Auto in Fahrt setzte und unser altes Haus, was ich einst mein zu Hause nannte, an uns vorbei strich.
***
Das Buch lag in meinem Schoß als ich aufwachte. Ich kann mich garnicht mehr daran erinnern, dass ich es angefangen habe zu lesen.
"Gute Morgen!" grinste mich mein Bruder von der Seite an. "Hay" lächelte ich ihm schwach zurück. Wir sind auf einem Schiff. Kein Wunder, dass ich wach wurde. "Kann ich aussteigen?" "Klar, geh nur nicht zu weit weg Schatz" "Okay". Ich schnallte meinen Gurt ab und kletterte aus dem Auto raus. Die frische Brise der Meeresluft traf meine Nase. Das Wasser war glas klar und der Himmel hielt keine einzige Wolke.
Viele Menschen gingen auf dem Schiffsdeck durch die Gegend. Viele Jugendgruppen, wahrscheinlich Klassenfahrten oder so, machten an der Reling Fotos. Ich lächelte zu mir selber, als ein junger Mann einer Frau einen Kuss auf die Lippen presste und ein Foto schnippste. Sie sahen wirklich glücklich aus und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er sie wirklich liebte. Er strahlte förmlich, jedes Mal wenn sie kicherte oder sich vor Lachen nach hinten warf.
Ich strich mir eine vom Wind verwehte Strähne aus dem Gesicht und ging am Schiffsrand entlang. Im Wasser konnte man klar kleine Fische erkennen, die in kleinen Schwärmschen durch die Gegend schwammen. Die hatten bestimmt keine Probleme, mussten sich keine Gedanken um's Umziehen oder ähnliches machen.
Nur einmal im Leben, möchte ich ein sorgloser Fisch sein.