Ich schaute auf mein Handy:
Mama: "Hallo Linnea, wann kommst du nach Hause? Es ist schon spät..
Gruß Mama, Kuss ♡ "Ich: "Mama ich arbeite... Hast du das etwa schon wieder vergessen? Ich bin bald fertig.
Bleib nicht wegen mir wach."Mama: "Aber so lange? Egal. Das besprechen wir morgen.
Dann schon mal gute Nacht :) "Ich: "Gute Nacht!"
Vielleicht sollte ich wirklich für heute aufhören.
Ich räumte die Putzsachen wieder weg und schaltete das Licht aus, was ohnehin den Raum neben den schwachen Sonnenstrahlen nicht wirklich erhellte. Beim Verlassen schaute ich nochmal in die Küche und schloss zufrieden die Tür.
Eigentlich wollte ich einfach gehen, jedoch kam es mir komisch vor, sich nicht von seinem Chef zu verabschieden. Ich dachte mir, dass er bestimmt auch interessiert daran war, was ich die ganze Zeit getrieben hatte. Ich versuchte also erstmal Michael zu finden.
Ich stand jetzt wieder im großen Atelier. Von da gingen sechs hölzerne Türen und eine größere Doppeltür, die wahrscheinlich nach draußen in den Garten führte, ab. Natürlich gab es noch die gigantische Flügeltür, die zum Wohnzimmer" beziehungsweise eher zum Empfangszimmer führte.
Ich blieb aber optimistisch, Michael schnell zu finden, da ich die beiden Flügeltüren und auch die Tür auf der rechten Seite des länglichen Ateliers ausschloss. Die vordere Tür auf der rechten Seite war nämlich die, die zur Küche führte.
Bleiben also nur noch fünf. Ich arbeitete mich erstmal auf der rechten Seiten vor. Die Tür rechts neben der Küche war mit einem kleinen Schild bestückt. In der Dämmerung war es mir aber kaum möglich, die Schrift zu entziffern und ich konnte nur erahnen, was dort steht. Damit ich nicht in eine peinliche Situation geraten würde, holte ich mein Handy heraus, um das Schild mit dem Display zu beleuchten. Es stand 'WC' darauf. Michael hat mir gar nicht gesagt, wo die Toilette ist. Komisch... Wahrscheinlich hat er aber auch nur viel zu tun, obwohl ich immer noch nicht ganz verstehe, worum es hier eigentlich geht. Wieso sagt er zu mir nichts?
Gedankenversunken ging ich zur nächsten Tür. Diese war die letzte auf der rechten Seite, da an den länglichen Wänden des Ateliers jeweils drei Türen ihren Platz fanden.
Ich sah ein vielversprechendes Schild an der Tür hängen. In dem Schein des Handydisplays las ich 'Privat' und eine Zeile darunter 'Büro'. Das muss es sein. Wo sollte er sich als vielbeschäftigter Leiter eines Ateliers sonst aufhalten?
Ich klopfte leise. »Michael? Ich bin es, Linnea. Ich wollte jetzt gehen. Es ist schon spät.«, sagte ich in ruhiger Stimme. Jetzt bemerkte ich erst, dass ich noch gar nicht auf die Uhr geschaut hatte. Mein Handy zeigte neunzehn-Uhr-siebenundzwanzig. War ich wirklich so lange weg gewesen?!
Jetzt antwortete Michael etwas schläfrig: »Komm rein...«
Mit lauten Knartschen drückte ich die Türklinke hinunter. Durch die hohen Decken wurde das Geräusch zudem noch verstärkt, sodass ich etwas Angst bekam.
Als ich aber Michael hinten in dem dunklen Arbeitszimmer am Schreibtisch sitzen sah, hatte ich mich wieder etwas beruhigt.
Die Schreibtischlampe war das einzige, was etwas Licht in den düsteren und tristen Raum brachte. Der Lichtkegel erleuchtete Michaels Gesicht und Teile von seinem Oberkörper. Er sah sehr geschafft aus. Der Rest des Büros bliebt mir aufgrund der Dunkelheit verborgen und ich wagte es auch nicht, den Lichtschalter links neben der Tür zu betätigen.
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Einen Augenblick für immer
Teen FictionEin Vater, ein Kind, eine Krankheit - und Linnea. Linnea ist faul, total perspektivlos und weiß nicht, wozu man sie überhaupt gebrauchen kann. Und das sollte sich nun ausgerechnet durch ein langweiliges Praktikum bei einer Kunstausstellung ändern? ...