Kapitel 7: Zusammenbruch

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Wieso hatte er mich angetippt? Wieso tut er sowas? „Hi", flüsterte ich nur vor mich hin mit dem Blick auf meine Hefte gerichtet. „Hallo.. Wieso bist du denn so schnell weggerannt?" Seine Stimme war selbst ein wenig rau von dem viele laufen, wahrscheinlich war er mir hinterher gelaufen. Allerdings etwas gemütlicher als ich. „Naja..", fing ich an, „man tippt Menschen nicht einfach so von hinten an. Das kommt nicht so gut und da ich eh schon so schreckhaft bin und Angst habe, war das erstrecht keine gute Idee." Er strich sich die Haare aus dem Gesicht nachdem ich fertig geredet hatte und setzte sich auf seinen Platz neben mich. „Okay", lachte er und warf seinen Kopf in den Nacken. Seine Augen schlossen sich dabei und seine Nasenflügel bebten ein wenig. Er sah hinreißend aus. Seine weißen Zähne kamen jetzt erstrecht richtig gut zum Vorschein. Er war durch und durch perfekt. Die Art wie er mich ansah, sprach, allein nur atmete. „Wird nicht wieder vorkommen!", versprach er mir hoch und heilig und setzte sich wieder normal hin und packte ebenfalls seine Schulsachen aus.
Die Klasse füllte sich langsam, es war erst viertel vor acht. Einer nach dem anderen kam und dann kam unsere hoch geliebte Clique. Zuerst betraten Louis und Lukas den Raum, gefolgt von Charlie, Vanessa, Jeromé und Marc. Sie setzten sich auf ihre Plätze und natürlich sahen Charlie und Vanessa direkt auf den Jungen neben mir. Heute hatten sie sich mal weder besonders schön schlampig angezogen. Während Charlie ein schwarzes, viel zu enges knappes top und eine highwaist-Jeans anhatte, könnte man Vanessa nur in ihrem blauen T-Shirt sehen wo ihr halber knallbunter BH herausragte. Sie tuschelten ein wenig ehe sie nach hinten kamen und sich zu Toni setzten. „Na, du süßer", leitete Charlie das Gespräch ein und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern. Sie kaute extrem auf ihrem Kaugummi rum und machte so eklige Schmatzgeräusche, sodass ich ihr diesen verdammten Kaugummi aus dem Mund nehmen würde, in ihre wasserstoffblonden Haare klatschen würde und ihr ekluges Schmatzgeräusche nachmachen würde und schreien „Na, wie findest du das denn so?" Ich war total in Gedanken verloren und bemerkte nicht dass Herr Heuser schon da war. Ich starrte unverändert auf dieses Mädchen und drückte meinen Bleistift so hart auf den Tisch, dass die Miene abbrach und mein Stift gleich in zwei Teile zersprang. „Acacia. Acaciaaa!", Toni rüttelte mich an der Schulter. Ich sah ihn mit großen Augen und fragte ganz genervt: „Was ist denn jetzt" Eine Träne kullerte meine Wange runter und ich musste mich bemühen tief und langsam zu atmen. Nicht kollabieren, Acacia. Nicht jetzt, nein nein. Ich versuchte ihn immer noch böse anzugucken. Herr Heuser hielt sein morgendliches Gespräch über seine Probleme die er mit seiner Frau habe und blablabla. Ich bekam nichtmal die Hälfte davon mit, was er sagte. Er hörte sich für mich an wie ein Fisch der nur blubb blubb macht. „Toni?", meine Stimme war unsicher. Ich stand auf. Hatte jedoch keine Kraft mehr und sackte zusammen. Alles war verschwommen und das letzte was ich mitbekam, war tonis Gesicht.

„Schwester, wie geht's ihr?" „Nun, also, sie ist stabil. Soviel ist schonmal gut. Allerdings machen wir uns Sorgen um ihren Kopf und ihre Gesundheit. Bei ihren Zusammenbruch muss sie wohl mit dem Kopf auf irgendeine Kante gekommen sein, ich vermute mal auf die Stuhlkante und hat sich den Kopf leicht angeschlagen. Nichts überdramatisches aber wir behalten sie trotzdem mal lieber ein wenig hier. Außerdem sind ihre Werte sehr schlecht, sie hat zu wenig Zucker, Calcium.. Kurz gesagt, zu wenig von dem was sie braucht, Stärke und Vitamine. Wissen sie vielleicht wie ihre Essenverhältnisse sind?" „Nein.. Also, ich hab sie so in der Schule jetzt noch nicht essen sehen, ich bin aber auch noch nicht lange an der Schule.. Ich weiß auch nicht ob Sie zuhause irgendwie Probleme hat, schulisch aufjedenfall nicht, sie ist eine eins in der Schule. Doch da ist immer diese eine Gruppe die sie -" „Schwester! Sind sie die Ärztin meiner kleinen Schwester?", seine Stimme hallte durch den ganzen Flur und er kam angerannt, „hallo, entschuldigen Sie die plötzliche Unterbrechung. Ich bin Phil Summersmith. Der Bruder von Acacia Summersmith. Wie geht's ihr? Ist sie stabil? Kann ich sie sehen?" „Jetzt beruhigen Sie sich bitte erstmal. Ich beantworte Ihnen gleich all ihre Fragen, jedoch gedulden sie sich bitte, ich war gerade im Gespräch mit dem jungen Mann hier.", die Schwester zeigte auf den Platz wo Toni eben noch stand, der jedoch jetzt verlassen war. Sie sah sich um und führte Phil dann doch in das Zimmer zu mir. Ich sah ihn mit halboffenen Augen an und lächelte leicht. Ich brachte ein leises Hallo raus und wollte meine Hand ausstrecken. Diese hing jedoch an sovielen Schläuchen, dass ich es nicht weit schaffte. „Acacia!" Seine Augen füllten sich mit Tränen und er rannte vor mein Bett, kniete sich und nahm meine Hand. Er hielt sie ganz nah an sein Gesicht und küsste sie. „Geht's dir gut mein Liebling? Was ist denn passiert? Timmy ist auch noch auf dem Weg. Wie fühlst du dich? Brauchst du Wasser?" Ich bewegte meine Finger ein wenig, lächelte noch ein wenig mehr, damit er merkte, dass es mir gut ging. „Nicht weinen süße!" Seine Finger strichen über meine Wange und wischte mir die Tränen weg. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. Ich liebte seine Fürsorglichkeit und seine Art. „Es tut mir leid, dass ich heute morgen so egoistisch war und so fies zu dir..", brach es aus mir heraus. „Ist schon gut, süße. Ich nehme es dir ja nicht übel. Und vielleicht sollte ich mich auch entschuldigen, ich war auch ein bisschen rau, aber sie es mal von meiner Seite, ich hab einfach nur Angst um dich und jetzt liegst du hier. Es war vielleicht falsch von mir, dich zum Essen zu zwingen aber ich liebe dich einfach so sehr und du bist die einzige Person mit Timmy die ich beschützen kann!" Seine Stimme brach und er ebenfalls. Es tat mir weh ihn so zu Sehen. Die Schwester nahm ihm von meinem Bett und führte ihm aus meinem Zimmer. Ich hörte noch, wie sie sagte er solle morgen wiederkommen und dass sie mir jetzt mein Essen geben würde.
Ich werde es verweigern, ich will nicht essen. Nein. Gerade nicht dieses essen. Ich werde bestimmt nur mit fetten vollgestopft, ich will nicht.
Mit einem falschen Lächeln betrat sie das Zimmer und stellte mir das Tablett hin. Ihre Augen waren dunkel und schmal, sie könnte Asiatin sein, da sie auch nicht wirklich groß war. Ein wenig mehr auf den Rippen. Sie ist fett. So fett wie ich nie sein werde. Ich werde schön dünn bleiben. „Sie sind fett. Überall. Am Bauch, an den Oberschenkeln. Gucken Sie sich an, sie sind ein Walross. Ihr Doppelkinn vorallem, bah. Ich ekel mich vor ihnen." Ich schaute sie düster an und Ihr Gesicht verwandelte sich von der eben noch so 'netten' Krankenschwester zum kleinen weinenden Mädchen. „Du bist fies!", schrie sie mich an. „Immerhin bin ich nicht so fett", konterte ich mit verschränkten Armen vor der Brust. Sie rannte aus dem Zimmer und ließ das Tablett neben mir stehen. „Na endlich" ich versuchte aufzustehen. Zum Glück war ich an dieser Infusion angeschlossen, sodass ich mich halten konnte. Ich legte das Tablett auf den Boden und schob es vor mich her. Als ich mein kleines persönliches Bad erreichte, warf ich das ganze Essen ins Klo und spülte es herunter. Anschließend schob ich das Tablett wieder zurück wo es stand und legte mich ins Bett mit einem Grinsen. Ich war zufrieden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 11, 2016 ⏰

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