In der Halle waren schon die ersten Mädels und redeten miteinander. Anna war auch schon da, aber von Emma war weit und breit noch nichts gesehen, was nichts ungewöhnliches für sie war.
"Hey.", lächelte Anna und umarmte mich. "Wo seid ihr gestern dann noch hin?" "Wir haben bei Nico übernachtet. Ich soll dir liebe Grüße sagen." Sie nickte. "Und wie geht es jetzt weiter?" "Ich erzähl es dir später zusammen, wenn Emma da ist. Und ich muss euch noch was anderes erzählen."
Wir unterhielten uns noch ein bisschen, bis Emma endlich kam. Tanja hatte vorhin geschrieben, dass sie erst später kommen würde und wir uns so lage warm laufen sollten, also hatte ich genug Zeit, den beiden von den Ereignissen der letzten zwei Tage zu erzählen.
"Also, was ist jetzt mit deinem Vater?", fragte Anna mich. "Er hat Mama stark verprügelt. Dann ist sie zur Polizei gegangen und hat ihn angezeigt. Er darf sich uns jetzt nicht mehr als 100 Meter nähern und kann dann bald ins Gefängnis kommen. Mama war im Krankenhaus, aber ihr geht es gut." "Und was passiert, wenn er nicht ins Gefängnis kommt?", fragte Emma. "Daran will ich gar nicht erst denken. Ich hoffe einfach, dass es endlich mal gut ausgeht."
"Und was wolltest du uns noch erzählen?" Jetzt kamen die für mich erfreulicheren Neuigkeiten. Sie fielen mir zwar genauso schwer zu erzählen, aber dennoch. "Morgen habe ich das Probetraining bei den Löwen." Emma und Anna sagten erstmal gar nichts. "Leute? Freut ihr ech nicht für mich?", fragte ich vorsichtig.
"Doch, natürlich. Aber du wirst uns fehlen.", murmelte Emma. "Ihr mir auch, aber ich bin ja nicht aus der Welt. Wir gehen immer noch auf die gleiche Schule, wir haben die gleichen Freunde, ich werde so oft wie möglich zu euren Spielen kommen und mit euch feiern gehen. Ich werde nur nicht mehr im Training sein. Vorrausgesetzt die nehmen mich überhaupt."
"Es wäre der totale Schwachsinn, wenn sie dich nicht nehmen würden und das weißt du auch." "Trotzdem, Anna. Was ist, wenn es einfach menschlich nicht passt oder ich das Training nicht?"
"Sina, wir lieben dich, aber lass dir diese Chance bitte auf gar keinen Fall entgehen. Du könntest richtig gut und professionell spielen. Du spielst doch so gut wie in der deutschen Jugendnationalmannschaft. Also bitte."
"Ihr seid echt süß.", lachte ich. "Ich werde es mir angucken, okay?" Damit waren die beiden zufrieden. Dann kam auch Tanja endlich und wir konnten mit dem richtigen Training beginnen.
Nach dem Training trommelte ich die Mädels nochmal zusammen. "Ich habe euch noch was zu erzählen. Ihr habt es wahrscheinlich mitbekommen, dass ich eine Einladung von den Löwen bekommen habe. Morgen habe ich das Probetraining. Ich werde mir erst alles in Ruhe angucken und durch den Kopf gehen lassen, aber ihr habt es verdient zu erfahren, dass ich wirklich mit dem Gedanken spiele dort hinzugehen. Ich hoffe, das ist in Ordnung und egal wie ich mich entscheide, ich wünsche mir, dass ihr mich weiter unterstützt und ich werde weiterhin euer größter Fan sein und euch so oft wie möglich begleiten und sehen und natürlich weiter mit euch feiern!"
Die erste ie reagierte war Luca. "Also meine Unterstützung hast du! Nicht jeder kann von sich behaupten, dass er eine Spielerin bei den Löwen kennt." Die anderen fingen jetzt an Luca zuzustimmen und ich war einfach unfassbar glücklich, eine so tolle Mannschaft zu haben.
Nach dem Training fuhr ich nachhause, wo Mama auf der Couch saß und eine halb leere Weinflasche vor sich stehen hatte. Ihre Augen waren rot und geschwollen und sie starrte in die Leere. Ich konnte es nicht fassen. Kaum hatten wir Papa nicht mehr am Hals, fing sie an zu trinken.
"Was machst du da?", fuhr ich sie an. "Nichts.", sagte sie fast tonlos. "Mama, das ist nicht nichts! Du hast mir mal versprochen, dass du aufhörst zu trinken! Papa ist jetzt weg, jetzt wird alles wieder gut! Wir, Jenni und ich, brauchen dich jetzt als Mutter und nicht als Schnapsdrossel!"
Ich wusste, meine Worte waren hart. Aber das war die Realität auch und sie musste endlich erkennen, dass Alkohol sie nicht vor der Realität schützte. "Schrei mich nicht an.", sagte sie ausdruckslos. "Mama, ich habe jedes Recht dich anzuschreien.", seufzte ich und ließ mich neben sie auf die Couch sinken. "Wo ist Jenni?" "Nico hat sie abgeholt. Sie hat ihm geschrieben, dass ich getrunken habe. Ich hatte nur einen Schluck. Erst als sie weg war habe ich weiter gemacht." Gott sei Dank musste Jenni sie nicht so sehen. "Mama, ich liebe dich. Aber so geht es nicht weiter. Du brauchst Hilfe. Und die können wir dir nicht mehr geben." Endlich sah sie mich an. "Was soll das heißen?" "Mama, du solltest in eine Klinik gehen. Mach einen Entzug. Bitte. Wir brauchen dich doch."
Dann fing sie an zu weinen. Ich zog sie in meine Arme und versuchte krampfhaft meine eigenen Tränen zurückzuhalten. "Wo wollt ihr denn hin? Ihr habt doch außer mir niemanden mehr.", schluchzte sie. "Doch, Mama. Wir können bei Nico wohnen, bis es dir wieder besser geht. Er hat mit seiner Mutter geredet. Denk bitte darüber nach. Wir brauchen deine Hilfe und Unterstützung. Ich kann mir noch nichts eigenes leisten und neben der Schule und dem Training noch auf Jenni aufpassen. Rede mit seinen Eltern. Bitte."
Sie nickte nur und weinte dann weiter. Es dauerte lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte. "Ich fahre uns zu Nico und du redest mit seinen Eltern, in Ordnung?" Mama nickte und stand auf. "Ich mache mich schnell noch fertig.", flüsterte sie.
Schnell schrieb ich eine WhatsApp an Nico und sah dann, dass Philipp mir geschrieben hatte. "Kommst du morgen ins Training? Dann sage ich Uwe und Patrick bescheid.
Ja, ich in morgen da :)
Cool! Dann bis morgen ^^
Ich lächelte leicht, als ich seine Nachricht las. Egal wie scheiße es lief, ich konnte mir immer wieder in den Kopf zurück rufen, dass ich tolle Freunde hatte, die auf mich aufpassten, egal in welcher Situation.
Wow, ich habe ewig nicht geupdatet *insertaffensmileymitverdecktenaugen*
Handballerisch läuft es bei mir momentan nicht so gut, da ich wieder große Probleme mit meinem Arm habe. Drückt mir die Daumen, dass ich es bis zu den ersten Spielen wieder losgeworden bin!
Emme ♥
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Freistoß für mein Herz
Teen FictionHandball ist mein Leben. Wenn ich auf dem Spielfeld stehe, kann ich alles vergessen, was in meinem Leben so schief läuft. Und durch Handball habe ich IHN kennengelernt. IHN? Ja, IHN...