14. Kapitel

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Das Aufwärmen war nicht anders als gewohnt. Laufen, dehnen, Torwart warm werfen. Soweit so gut. Die beiden Trainer wirkten recht entspannt. Bisher hatten sie noch nicht viel gesagt. Das konnte aber auch an der Mannschaft liegen, denn genau genommen sagte hier niemand etwas. Es herrschte eine viel ernstere und angespanntere Atmosphäre als in der alten Mannschaft.

"Okay, Mädels. Wir teilen uns auf. Die eine Hälfte macht Krafttraining, die anderen üben Spielzüge." Dann zählte der Trainer einige Namen auf, darunter auch Hannahs Namen. Mich erwähnte er in der ersten Gruppe leider nicht. "Hannahs Gruppe, ihr fangt mit den Spielzügen an. Der Rest geht zum Krafttraining. Sina, du kommst mit zu den Spielzügen. Ich möchte, dass du dir alles genau einprägst, damit du dann in der zweiten Gruppe mitmachen kannst."

Das machte Sinn. Ich kannte zwar sehr viele Spielzüge, aber sie hießen in jeder Mannschaft anders. Außerdem hatte ich so die Chance mir die anderen Spielerinnen mal genauer anzusehen. Ich hatte schon beim Aufwärmen versucht, die Spielerinnen anhand ihrer Bewegungsabläufe zuzuordnen. Gar nicht so leicht, denn alle hier hatten ein unheimlich gutes Ballgefühl und die Bewegungen waren flüssig. Als ich aber sah, dass sich das größte und schmalste Mädchen auf die rechte Außenposition stellte wusste ich, dass ich die erste Position schon mal richtig hatte.

Auch die anderen Vermutungen erwiesen sich fast alle als richtig, nur die links außen hatte ich mit dem Kreis verwechselt. Die Spielzüge waren wie erwartet nichts besonderes. Nach einer guten Viertelstunde wurden die Gruppen dann erst gewechselt. Nun war auch ich mit den Spielzügen an der Reihe.

"Sina, du spielst auf der Mitte.", sagte der Trainer zu mir. "Aber...", begann ich, wurde aber prompt unterbrochen. "Keine Widerrede. Du hast die Spielzüge gesehen, du schaffst das. Wenn du magst, kannst du erstmal mit was leichtem anfangen." Und wie ich das wollte. Die ersten zwei Minuten lief ich nur normale Zweier- und Dreierwechsel. Mir war es wichtig, die Bewegungsabläufe, die Schnelligkeit und das Passvermögen kennenzulernen, bevor ich den ersten schwereren Wechsel ansage.

"Wirbel 1!", rief ich laut und im nächsten Angriff passte ich den Ball zur Spielerin auf der linken Halbposition, die holte die Linksaußen, die wiederum mir den Ball wieder zu spielte, dann holte ich die Rechtshalbe zum Kreuzen und die warf der Linkshalben wieder den Ball zu, die ihn dann aufs Tor warf. (http://www.handballhaus.de/angriffstaktik/kreuzen/wirbel.html)

Erstaunlicherweise klappte der Wechsel perfekt. Hannah hielt mir von außen den Daumen hoch und ich war extrem erleichtert. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das so gut klappen würde, aber die Mannschaft spielte ja nicht um sonst in der Jugendbundesliga.

Das Mädchen auf der rechten Halbposition warf mir einen anerkennenden Blick zu und die Spielerin von der Linkshalben klatschte mich ab, während die Kreisspielerin mir jedoch einen Blick zu warf, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Wir machten noch zehn Minuten so weiter, bis wir anfingen, Eins gegen Eins zu spielen. Ich hatte gehofft, dass ich gegen Hannah spielen durfte, stattdessen stand ich nun der charmanten Kreisspielerin gegenüber. Beim Pfiff des Trainers sprinteten wir beide vor zur Mittellinie, drehten uns um und versuchten den Ball zu fangen. Ich hatte Glück, dadurch dass ich größer war, kam ich leichter an den Ball. Ich prellte auf das Tor zu, meine Gegenspielerin kam immer näher. Sie lief auf der falschen Seite und kam nicht gut an meine Hand dran und da ich schneller war als sie, kam ich fast mühelos zum Abschluss. Das schien ihr gar nicht zu schmecken.

"Kein Wunder, wenn ich gegen eine Mittespielerin antreten muss, kann ich ja nur verlieren!", beschwerte sie sich. "Celine, hör auf dich zu beschweren. Im Spiel kriegst du das schließlich ach hin.", stöhnte der Trainer. Die Mannschaft war solche Auftritte wohl schon gewohnt. Nach ein paar weiteren Durchläufen, diesmal zum Glück gegen andere Spielerinnen, durften wir eine Trinkpause machen.

"Nimm dir niemals was zu Herzen, was Celine zu dir sagt.", sagte Hannah. "Sie ist die beste Freundin von Alicia, die Mittespielerin, die du ersetzt. Außerdem steht sie auf Philipp und als ich den Mädels erzählt habe, dass ich dich durch ihn schon kennengelernt habe, ist sie ein bisschen eifersüchtig geworden."

"Na toll, eifersüchtige Mädchen kann ich gar nicht gebrauchen, vor allem weil ich nicht mal mit Philipp zusammen bin. Wir sind nur einmal zusammen weggewesen." "Und damit hast du schon mehr erreicht, als jedes andere Mädchen, dass jemals versucht hat mit meinem Bruder auszugehen. Bis auf Mara natürlich." Die Aussage gab mir zu denken. Er schien Mara echt geliebt zu haben und ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich jemals jemand so lieben könnte. Der Gedanke, dass ich Gefühle für Philipp empfinden könnte, er aber nicht für mich, oder nicht so, wie es bei Mara war, verlieh mir Bauchschmerzen.

"Okay, Mädels!", riss der Trainer mich aus meinen Gedanken. Wir machen jetzt noch ein paar Angriff Abwehrübungen, die letzte halbe Stunde würde ich ganz gerne spielen. Ich will sehen, wie die Mannschaftskonstellation mit Sina klappt und außerdem tut uns spielen momentan eh ganz gut. Im Training seid ihr top, aber wir sollten definitiv an der Umsetzung im Spiel arbeiten!

Die Angriff Abwehr Übungen waren ein Kinderspiel. Ich wurde geblockt, jemand musste aufrutschen, zwei Leute liefen ein, wir mussten wechseln. Es klappte echt gut.

Dann war es Zeit für das Spiel. Ich stand auf der Mitte, Hannah war in der gegnerischen Mannschaft. Wir hatten Anwurf. Celine, die in meiner Mannschaft spielte, spielte mir den Ball zu. Dann ging es los. Wir spielten ein paar Spielzüge, versuchten ein paar Wechsel, aber verdammt, die Abwehr stand wie eine Wand. Irgendwann nahm ich meinen Mut zusammen und sprang aus dem Rückraum hoch. Tor.

"Sehr gut, Hannah! Geht drauf, wenn ihr die Möglichkeit seht, aber versucht auch Lücken zu reißen! Sonst kommt ihr nicht weiter.", kam das Kommentar von außen. Das Spiel war echt anstrengend und ich war total fokussiert, deshalb hatte ich auch nicht mitbekommen, dass Philipp in die Halle gekommen war. Er empfing mich an der Tribüne, reichte mir mein Handtuch und meine Wasserflasche.

"Ich würde dich ja umarmen, aber ich bin leicht geschwitzt.", lachte ich. "Kein Problem.", lächelte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Hey Han, ich bring Sina heim. Bis später!" Ich spürte Celines Blick auf mir, ignorierte sie aber.

"Und, wie war das erste Training?" Aufgeregt begann ich zu erzählen und während ich so erzählte merkte ich, dass ich mich in der Mannschaft pudelwohl fühlte.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 28, 2017 ⏰

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