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Der Bär lag nun blutleer und leblos im Moos.

Ich wischte mir das Blut vom Mund und ging zurück,Richtung Tempel.Ich fühlte mich,als währe ich sturzbetrunken.So viel Blut war schon beinahe zu viel.

Langsam kam ich jedoch mit diesem gewaltigen Energieschub klar und gewöhnte mich an ihn und an diese berauschende,unendliche Kraft.

Fast zu schon schnell erholte ich mich und lief zurück zum Tempel.Innerhalb zehn Sekunden war ich dort.

Vorher hatte ich etwa fünfundzwanzig gebraucht.

Ich sah die Blondine wieder.Dann musste auch Ran noch in der Nähe sein...Ich lief um den Tempel herum.

Niemand sah mich.Ich verschwand durch meine Geschwindigkeit in der Nacht.

Da sah ich sie.Sie betrat eine versteckte Terrasse,umschlossen vom Gebäude.

Sie sah mich nicht.Ihre schulterlangen braunen Haare wehten leicht im Wind.Sie war so wunderschön.

Ich roch ihren Duft,der von dem fruchtigen Parfüm,dass sie so liebte,verkleidet wurde.

Ich beschloss,sie zu überraschen und lief auf sie zu,drückte ihre Handgelenke an die Wand.

Panisch sah sie mich an,dann verflog ihr Schreck und ihr Herz begann,wieder zu rasen,als mein Blick den Ihren fing.Ihre großen,liebenswerten,blau-grünen Augen sahen mich an und ich zog sie an mich,in meine Arme. ,,Wenn du nur einen Augenblick lang ehrlich zu dir sein würdest...Ich würde vielleicht sogar aufhören,zu stehlen." Moment.Das war gelogen.Ich würde nicht VIELLEICHT aufhören.Ich würde auf jeden Fall aufhören.Egal.Ich zog sie stärker an mich.

,,Werde meine Freundin,Ran."

Mit großen Augen sah sie mich an.Dann kniff sie sie zusammen und schüttelte den Kopf,versuchte vergeblich,mich wegzudrücken.Süß,wie sie sich währte. ,,Lass mich los!",sagte sie sichtlich durcheinander.Sie sah mich wieder an.

Diese Nähe zu ihr war so unglaublich,so betörend.

Sie sollte die meine sein...Ich sah zu ihr herunter und legte meine Hand an ihre Wange,hielt ihr Kinn fest,spürte ihren Widerstand.Und beugte mich zu ihr herunter.Sie stieß mit dem Hinterkopf gegen die Wand hinter ihr.Ich musste lächeln.Dummerchen.

Dann berührte mein Mund ihre weichen Lippen.

Ihr Herz raste noch schneller-was ich für unmöglich gehalten hatte- und ich spürte,dass sie rot anlief,wütend wurde.

Und Verlegenheit und Scham spürte.

Sie wehrte sich noch mehr.Süß.Als ob sie stärker währe als ich...

Ich genoss diesen Augenblick,während sie knallrot in meinen Armen lag und sich vergeblich darum bemühte,mich fortzurücken.Tief in ihrem Innern wusste sie,dass sie etwas für mich empfand.Ich spürte es.Und das meinte ich jetzt nicht so kitschig wie in all diesen unmoralischen Liebesdramen.

Ich spürte es tatsächlich.Es war fast,als könnte ich ihr Herz belauschen.Und wie gesagt,ich konnte Gedanken lesen.

Ihr Körper verstieß mich zwar voll und ganz,mit jeder Pore,jedem Partikel.Mit jedem Quadratnanometer schob sie mich weg.Doch unter ihrer Haut lebte ein Wesen,dass mich wollte.Sofort.Hier und jetzt.Und unter ihrer Haut steckte ein kleines,hilfloses Mädchen dass sich einfach nach Nähe,Liebe,Zärtlichkeit und Geborgenheit sehnte.

Und all das konnte,WOLLTE ich ihr geben.Doch sie wusste,dass sie sich strafbar machen würde,sollte sie eine Beziehung zu mir aufbauen.Ich will auch niemals,auch heute nicht,dass sie wegen mir hinter Gittern landet.Das könnte ich mir nie verzeihen.

Aber dennoch will ich sie haben,dennoch will sie mich haben.Wir sind für einander geschaffen.

Währen da bloß nicht das Gesetz und ihre Hemmungen...

Ich spürte,wie sie leicht zu zittern begann.War sie so aufgeregt oder war ich zu kalt...?

Ich richtete mich auf und sah ihr in die Augen.Sie erwiderte meinen Blick,sah erst in mein linkes,dann in mein rechtes Auge.

Und schließlich sah sie mich mit einer Mischung aus Verwirrung,Verzweiflung,Wut und Sehnsucht an und ihre Hand flog gegen meine Wange.

Sie lenkte mein Gesicht,mit dem Schlag drehte ich es mit.

Und lächelte nur.

Ich lächelte sie wieder an und küsste noch ihren Handrücken,währenddessen zog ich unauffällig einen Stapel Karten aus meinem Ärmel und warf sie in die Luft,zwischen ihnen einige bordeuxfarbene Rosenblüten und schwarze Federn,die ich aus der Materie gebildet,und mit meinen vampirischen Kräften mit der edelsten und tiefsten Schwärze verfeinert hatte,die ein menschliches Auge überhaupt erfassen konnte.

In dem Moment,als sich die Ablenkung in der Luft verteilte,das Kartendeck Ran die Sicht nahm,und die Rosen und Federn ihren Geruch-, und Tastsinn sowie ihre Konzentration behinderten,verschwand ich in der Wolke,die ich nur für sie hergezaubert hatte.

Ich lief,und lies Ran und die vielen Karten,Rosen und Federn zurück,lief und manipulierte den Wind,sodass das Pick-Ass neben ihrem Hals in ihren wunderschönen Haaren stecken blieb und meinen Auftritt unterstrich.Es war mein Markenzeichen.Ein Pick,ein Schwarzes Herz mit einem Dorn in ihm,für mein gebrochenes Herz und die Armseligkeit meiner Person,für den blutdürstenden Dämon in mir.Das Ass,um meinen Erfolg,meinen Ruf als Dieb, nein,als Phantom zu sichern.

Schwarz auf weiß,um die Finsternis auf der weißen,unbeschmutzten und scheinbar unschuldigen Weste zu symbolisieren.

Um zu zeigen,dass auch meine Hände unter den weißen Samthandschuhen befleckt und voller Sünde waren.

Nicht nur vom Blut des Bären.

Black Rose Diarys:Blutige Rose ♠Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt