6: What if... (Teil 1)

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Leon konnte es doch nicht ernst meinen! Und trotz alledem sah er ernst, aber immer noch lächerlich aufgesetzt mit seinem Hundeblick aus, den sie früher geliebt hatte. Nun hatte sie die Faxen dicke, sein fragender Blick half auch nicht weiter, dass was sie jetzt sagte, musste getan werden „Du trennst dich nicht von mir...ich trenne mich offiziell zuerst von dir!" Und während sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten und sich durch ein leichtes Schniefen nicht enttarnen, rannte sie, so schnell sie ihre Beine trugen, die Gegend um sie herum schien sie gar nicht mehr wahrzunehmen. Ihre schwarzen Punkerhaare, vielleicht waren sie das gewesen, was Leon nicht mehr toll an ihr fand. Oder ihr plötzliches Unendlichkeitszeichen Tattoo an ihrer Hand? Aber...er musste sie verstehen! Er verstand sie doch schon seit der Grundschule, ihre Freundschaft war weit gegangen...bis zu diesem Punkt. Sie waren zusammen gewesen und seitdem sie diese Änderungen an sich vorgenommen hatte, hatte sie das Gefühl, er schaute fremden Mädchen hinterher...

Ihre schwarze Prachtwellenmähne hatte sie sich vor ein paar Wochen zu Igelstacheln machen lassen, das Tattoo fiel kaum auf, aber trug die ganze Message ihres Lebens in sich: Am liebsten will ich leben, solange Menschen dort sind, die auch mich lieben. Nun war sie sicher der Message nicht mehr ganz sicher. Leon war ihre erste Liebe gewesen. Konnte man so etwas noch einmal erleben?

Ihre Gedanken waren schneller als ihre Füße und sie stolperte über einen harten Stein direkt vor einem kleinen Shop. Erst als sie von dem steinigen Boden aufsah und abgecheckt hatte, dass sie noch unverletzt war, erkannte sie das kleine Internetcafé vor sich. „Always active, always online." Las sie mit amüsierten Blick den Werbeslogan, der breit über die Tür geschrieben war und betrat, ohne zu zögern, das Café. Drinnen roch es gut, nach frischem Putzmittel, mit einem Hauch Orange. Sie blickte sich unsicher um, außer ihr und ein paar Nerds, die ewig auf der Tastatur der herumstehenden Computer tippten, war hier sonst niemand. „Was soll's!" dachte sie und setzte sich an einen einsamen, metallblauen Computer. Als sie die kühlen Tasten des Gerätes berührte, war es für sie ein ungewöhnliches Gefühl. Sie selbst besaß keinen Computer. W-Lan und erst recht solche teuren technischen Spielsachen waren in einer, von Hartz IV lebenden Familie quasi unmöglich.

Schnell ging sie auf Google und schaute sich süße Fotos von Babykätzchen an. Auf ihrem Gesicht bildete sich seit einer halben Stunde endlich wieder ein entzücktes Lächeln. Als sie gerade ein Kätzchen im Turnschuh liegend näher betrachten wollte, klickte sie auf Auswahl, aber kam bei einer neuen Website raus. „Mist, vielleicht falsch eingegeben..." Dachte sie, aber als sie die Überschrift der Seite las, musste sie schmunzeln „1,2,3...Chat herbei. Was ist denn das für ein Mist?" 

Aber während sie herunterscrollte, entdeckte sie das süße Katzenbild und wenig später seinen Fotografen. „Ms. Mystery." Sie klickte sofort auf die Userin, wessen Profilbild nur ein rothaariges Mädchen, welches eine schwarze verschnörkelte Maske trug. Ihr stockte der Atem, diese Augen...das Mädchen schien sie durch ihre dunkelgrünen Augen mit dem leichten Touch von Grau direkt anzublicken. Sofort scrollte sie herunter, auf ein paar weitere Einträge, aber mehr als fünf weitere Bilder von der süßen Katze der unbekannten Userin bekam sie nicht zu sehen, da... „Nur für Mitglieder unser Seite lesbar...bla bla bla..." Sie rollte mit den Augen, sie wollte doch nur Fotos ansehen und keinen Tresor knacken!

Nach ein paar Minuten stellte sie fest, dass die Seite so ähnlich wie Facebook war, was sie schon bei ihren Freundinnen gesehen hatte und wenn sie sich nicht irrte, waren auch sie Mitglieder dieser Seite. Erst zögerte sie leicht, dann aber loggte sie sich ein „Name: Bailey Braun... Beziehungsstatus...haha sehr witzig..." Ohne einen Wimpernschlag schrieb Bailey Single und lies sich selbst ohne Profilbild dastehen, denn sie würde niemals so irgendeinem Stalker die Möglichkeit geben, sie auf dieser Website zu erkennen, sie hatte schließlich genug Filme darüber gesehen. Gleich, als sie den Rest ihres Profils eintippte, entdeckte sie die obere Suchleiste. Sofort klickte Bailey darauf, suchte ihre Freunde und lud sie ein, Freunde von ihr auf der Website zu werden. Hach, war das ein Gefühl, ihre Freundinnen nicht nur in der Schule zu sehen! Sonst trafen sie sich nur im Star Bucks ein paar Male, aber nie konnte sie zahlen, kein Geld, so einfach war die Antwort und so unfreundlich für Unwissende. Ihren Freundinnen wollte sie ebenfalls nicht wie grausame Wohnung zeigen, wo sich ihre Mom im Alkohol zutrank und ihr liebstes Arschloch von Stiefvater die Wohnung wie seinen Zigaretten verschmutzte. Manchmal könnte sie einfach nur heulen.

Kurz davor, sah Bailey noch durch den leichten Tränenschimmer, dass sie eine neue Nachricht hatte. Und diese nicht von ihren Freunden... „Ms. Mystery lädt sie zu einem unverbindlichen Chat ein." Bei dem Namen der Userin hoben sich ohne einen Grund ihre Mundwinkel und sie willigte ein. Aber als sie schon beim Tippen des ersten Satzes an die Userin war, war sie schon gar nicht mehr so selbstsicher. Warum schrieb diese Userin sie an? Sie kannte sie ja nicht mal! Doch bevor sie wieder wegschalten konnte, kam schon die erste Zeile „Hey, danke für den Like! J "

Irritiert schaute sie auf den flimmernden Bildschirm, bis sie zurückklickte und auf „letzte Anwendungen" klickte. Ups...anscheinend war sie unbewusst war auf das „Daumen hoch" Zeichen unter dem Katzenbild gekommen. „Bitte...schätze ich." Aber sobald sie abgeschickt hatte, fühlte sie sich behindert „..schätze ich? Was für einen Eindruck macht denn das?" Jedoch kam eine andere Antwort als Bailey erwartet hätte „Du bist noch nicht lange hier, oder? Ich sehe dich hier zum ersten Mal und ich hab die App schon ewig auf dem Computer..." Sollte sie die Wahrheit schreiben? Ohne nachzudenken, schrieb sie drauflos „Ist eigentlich eine lustige Geschichte: Ich wollte Kätzchen auf Google angucken und bin so auf deinen Account hierher gestoßen. Meine Freunde haben die App auch, also dachte ich „Okay, warum nicht?"" Sie sendete es und bald kam eine weitere Nachricht von Ms. Mystery „Oh, da fühle ich mich geschmeichelt, du wirst es echt nicht bereuen, die App hat so viele Anwendungen und... ich fabriziere mal wieder Werbung. Sorry :0" Bailey kicherte leise und schrieb weiter

„Ist schon okay, ich gebe ständig Schrott von mir. Willkommen in Schusselhausen!" „XD Da nehm' ich die Einladung gerne an, wer ist der Bürgermeister?"

„Ich anscheinend...du kannst mich nicht schlagen."

„Wollen wir wetten? Heute hab ich meine Katze, also die von dem Foto, ihr Name ist Cookie, aus Versehen zum Hundearzt gebracht, weil ich es so eilig hatte und die Gebäude sich blöde ähnlich sehen. Tja...jetzt kannst du dir ausmalen, wie es ausgegangen ist. Das Gebell der doofen Köter wird mich noch im Schlaf verfolgen."

Ihr Lachen darauf war so laut, dass sich ein paar der Nerds umdrehten und sie verwirrt ansahen. Peinlich berührt und errötet wandte sich Bailey wieder zu dem Computer, schickte ein paar lachende Smileys an Ms. Mystery, nicht ohne lustige Vorstellung aus dem Kopf zu bekommen. Mann, war das peinlich gewesen!

„Tja, nächste peinliche Story: Du bist daran schuld, dass ich wie ein Esel gelacht habe und somit das ganze Internetcafé aufgeschreckt habe. Jetzt mustern sie mich, als wäre ich ein fliegendes Einhorn!"

„Hört sich doch cool an, Pegasus!"

So ging es immer weiter, und mit jeder Nachricht schien ihr die Unbekannte immer sympathischer. Bailey fühlte sich wie in einer anderen Welt, Leon war ganz vergessen, jedenfalls der Kummer über ihn. Je mehr lustige Bilder sie sich gegenseitig schickten, je mehr versuchte sich Bailey zurückzuhalten, um sich nicht wieder vor all den Besuchern des Internetcafés zu blamieren und los zu wiehern. Jedoch schaute sie bald auf die Uhr und sie erfasste der pure Schreck, schon halb acht!

„Sorry, muss offline gehen. Meine Mom denkt sonst, irgendein Stalker hält mich in seiner Gewalt!"

„Na dann, wollen wir sie mal beunruhigen, schließlich hast du mit mir geschrieben...XD. Schlaf gut, Bailey, vielleicht können wir mal wieder schreiben. Würde mich freuen."

Wieder drang ein freudiges Lächeln auf ihre Lippen, einfach so. Von zwei Zeilen auf einem flimmernden Bildschirm „ Ich mich auch. Wie kann ich dich nennen, denn ich glaube dir bestimmt nicht, dass du Mystery mit Nachnamen heißt!" Ewig bekam sie keine Antwort und wurde langsam unsicher, rutschte auf dem unbequemen Bürostuhl hin und her.

„Ich schätze, das ist eines der Geheimnisse, die du herausfinden musst... ;)"

„Ernsthaft?"

„Okay, Nervensäge, ich sage es dir morgen. Sei einfach wieder online, egal wann du Lust hast und dann erzählen wir uns einfach gegenseitig etwas über einander. Außerdem glaube ich dir genauso wenig, dass du nen blauen Kopf hast! Helfe dir dann auch bei deinem Profilbild und Nick Name! Bye, bye Lullaby!"

„Bye...:D" 

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A/N: Soll ich weiter schreiben ;)?

A Princess In Love With Another Princess (Short Stories/ GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt