Prolog

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Distrikt 14. Ein Ort voller ehrgeiziger und kampfbegabten Leuten, die die Aufgabe tragen, für Sicherheit in Panem zu sorgen, als Soldaten, Wachen, Waffenbauer und sonstiges, was zum Militär zählt. Distrikt 14: Militär, Waffenbau, im Volksmund „Schlitzohrendistrikt“ oder „die Unabhängigen“ genannt.

Mein Distrikt war wohl das einzige, was bei der ersten Rebellion zum Kapitol hielt. Zumindest nur offiziell und oberflächlich, wir wollten eigentlich nur unsere Ruhe, bei den Aufständen mitzumachen hätte uns zu viele Leben gekostet. Deshalb Schlitzohrendistrikt. Nur das eigene Wohl im Kopf, die anderen sind uns egal. Ich muss wohl oder übel zugeben, dieser Begriff trifft es genau. 

Aber wieso „Die Unabhängigen?“
Als nach der Rebellion Distrikt 13 baden ging, sollte zuerst Distrikt 2 dessen Aufgabe übernehmen, aber man erkannte, dass wir mehr dazu taugten, übernahmen wir diese Aufgabe: Denn haben wir uns etwas in den Kopf gesetzt, beenden wir es auch, sei es nur die Fertigstellung einer Waffe oder das Abschließen einer professionellen Militärausbildung. Unser Arbeitswille ist im Vergleich zu den anderen wohl schon gruselig. Aber das wundert keinen, denn alle glauben an das (bei uns wahre) Klischee: Japaner sind ehrgeizig. Und wir sind Japaner. Naja, Einwanderer, die vor langer Zeit das Land verließen, weil dieses wortwörtlich unterging. Was wohnten wir auch auf dieser ‚Insel’, wo wir wussten, dass es in näherer Zukunft schon um sie geschehen ist? Wie dem auch sei, wir siedelten uns in einer der äußersten Ecken Panems an, in einem Gebiet, was nur sehr schwer zu erreichen war. Hier waren (und sind) wir sicher.

Genug abgeschweift, jetzt zum eigentlichen Thema. Wir machten unsere Aufgabe überdurchschnittlich gut: Unsere Waffen, die wir erbauten, könnten Kontinente zerstören, Völker verpesten, Länder von der Bildfläche verschwinden lassen und so weiter. Von den 60.000 Einwohnern waren mindestens 90% beim Militär, mit langer und guter Kampfausbildung. Wir sind gefährlich, ohne Probleme könnten wir das Kapitol in die Luft jagen, dass nur Staub und Knochen übrig bleiben würden. 

Aus Angst vor uns und unseren Waffen schloss das Kapitol mit uns einen Pakt: Solange wir unsere Aufgabe erfüllen und an der Seite des Kapitols sind, soll es uns finanziell prächtig gehen. Da wir nun aber wirklich Schlitzohren sind, meinte unser Präsident nur „Reicht mir nicht. Ich will, dass wir von den Hungerspielen ausgeschlossen werden, solange es keine Freiwilligen gibt.“ Was sollte man dagegen sagen? Hätte Präsident Snow nicht eingewilligt, wäre nichts mehr von ihm übrig gewesen. Außer vielleicht ein paar pulverisierte Knochen oder das ein oder andere Körperteil.

Wir machten uns diese Regelung sehr zu nutzen, denn wir machten zwar bei den Hungerspielen mit, aber nur manchmal, in unregelmäßigen Jahresabständen. Doch wenn wir mitmachten, dann gewannen wir. Was wir aber nicht ändern konnten: Nur einer konnte überleben. Meist standen sich unsere zwei Tribute in der Arena als die letzten beiden Überlebenden gegenüber, derjenige, der dann siegte und somit seinen Mitmenschen umbrachte, kam mit einen Trauma wieder nach Hause. Aber die Mehrheit profitierte davon, also ist das nicht schlimm, oder?

Die anderen Jahre, wo wir vor den Spielen die Schwänze einzogen, verbrachten wir mit ‚Distrikteigenen’ Events: Sportveranstaltungen wie Fußball, Handball, Kampfsportwettbewerbe oder Karatemeisterschaften. In diesen Jahren war es streng verboten, sich freiwillig als Tribut zu melden, es wurde mit dem sofortigen Tod bestraft. Doch wenn kein Event bevorstand, fragte man nach freiwilligen Tributen. Es waren durchschnittlich tausende von denen, sodass man deren Namen wie bei den anderen Distrikten auch jeweils auf einen Zettel schrieb, diese dann in eine große Glaskugel warf und zwei der Zettel zog. Einen weiblichen Namen und einen männlichen. Ist irgendwie klar. 

Wenn ich mich recht erinnere, verloren wir nur einmal in der ganzen Geschichte, durch eine Verwechselung. Lou Shaki, unser weiblicher Tribut bei den 51. Hungerspielen, hatte giftige Beeren gegessen und ist daran gestorben, der männliche Tribut, Ren Fesuku hieß er, machte den gleichen Fehler. 

Das kommt davon, dass wir null Ahnung von der Natur haben, das ist auch ein riesiger Nachteil bei den Hungerspielen. Die meisten von uns wissen nicht einmal, wie ein Baum aussieht, denn diese wurden bei uns durch Maschinen ersetzt, die für gesunde Luft sorgen. Zusätzlich hatten wir noch nie Kontakt zu Tieren, wenn man die schon zu Gerichten verarbeiteten nicht mit dazu zählte. Deshalb rasteten wir meistens aus, wenn wir Insekten begegneten, die auf seltsame Art und Weise, trotz unserer Sauberkeit, einen Weg zu uns fanden. Es ist schon ein lustiger Anblick, zu hören, wie die Nachbarn den ganzen Wohnblock zusammen schreien mit Sätzen wie „Es bewegt sich ja! Was ist das?!“ oder „Ein Monster! Polizei!! Hilfe!!!“

Nun… Das ist genug an Informationen vorerst für euch. Kommen wir lieber mal zu meiner Persönlichkeit. Meine Geschichte fängt bei den 72. Hungerspielen an, dieses Jahr steht bei uns keine Veranstaltung an, wir werden also bei den Spielen mitmachen. Ich bin eine der insgesamt 1098 Freiwilligen, die sich gemeldet haben, also ist die Chance doch gering, dass mein Name gezogen wird, oder? Ich hoffe es nur, denn ganz so freiwillig mache ich das nicht…

Die Unabhängigen [Arbeitstitel]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt