Kapitel 2: Das gewisse Risiko

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Mir blieb der Mund offen. Es war eines der wenigen Male, dass mir die Gesichtszüge entwichen und andere so meine Gedanken aus meinem Ausdruck erraten konnten. Als mir das bewusst wurde, besann ich mich schnell und setze wieder eine kühle Miene auf. Leider war es schon zu spät, Akai, Pickelfresse und die anderen hatten es schon bemerkt und schmunzelten. Jetzt musste ich mich wirklich zurückhalten, nicht ein Messer zu nehmen und auf sie loszugehen. Besonders Akai hielt sich mit den Lachen nicht zurück. „Nun?" Patzig fuhr ich ihn an „Ich mache bei solchen Wetten nicht mit! Das ist unter meiner Ehre!", bekam aber als Antwort „Du hast keine Ehre. Deine Familie hat keine Ehre. Und das beweist du mir gerade!" Was sollte ich jetzt machen? „Wir haben sehr wohl eine Ehre!" Akai schnaubte. „Dann zeig es mir."

„Also gut." Gab ich nach. „Zu den Zielscheiben." Es bestand ja immer noch die Chance, dass ich die Wette gewann und er sich melden musste, was mir natürlich mehr als nur recht wäre. Zu gerne würde ich dann seiklar?sicht sehen, wenn er hervorgerufen wird! Dazu müsste ich mich jetzt aber anstrengen.

Wir beide gingen in Position. Er warf seine Messer zuerst. Das erste... verfehlte sein Ziel. Nummern zwei bis vier landeten ins Schwarze, Nummer fünf landete neben der Scheibe, die darauf folgenden Messer trafen wieder, bis auf Nummer zehn. Sieben von zehn Treffern. So gut war er doch wieder nicht! Ob ich das schaffen kann?

„Jetzt du, Schneckchen!" Rief er mir zu. Ich nahm das erste Messer und peilte die Zielscheibe an, dann warf ich. Das Messer landete genau in der Mitte der Scheibe. Volltreffer. Innerlich grinste ich, mir war aber bewusst, dass es erst das erste Messer war. Also rückte ich ein paar Meter nach links zur nächsten Scheibe und warf wieder. Wieder voll ins Schwarze. So ging das immer weiter, zu meinem Bedauern traf ich dreimal nicht. Jetzt hatte ich genauso viele Fehler wie Akai, mir blieb nur noch eine Chance: Das letzte Messer musste ich noch werfen. Wenn es trifft, ist Gleichstand. Dann werden wir bestimmt Stichwerfen machen.

Ich verengte die Augen, spannte meine Gelenke an und verweilte in dieser Pose, bis meine Hand ruckartig nach vorne schnellte und das Messer loslas. Bei diesen Wurf presste ich die Augen zusammen, als ich den dumpfen Aufprall des Messers an der Scheibe hörte, wagte ich, sie langsam zu öffnen. Erst war meine Sicht verschwommen, dann erkannte ich ein klares Bild.

Das Messer steckte in der Zielscheibe, aber leider nicht dort, wo es hinsollte.

Verdammt! Das kann doch jetzt nicht sein! Wutentbrannt starrte ich zu Akai, der wiederum starrte auf mein Messer. Von Schadenfreude war kein bisschen in seinem Gesicht zu sehen, bis er sich kurz schüttelte und dann grinste. Was sollte das jetzt? „Gewonnen!" Hauchte er mir zu, worauf ich schnaubte. „Also gut, ich melde mich freiwillig, das heißt aber nicht, dass ich auch gezogen werde!" „Werden wir ja sehen, Schneckchen!" Mit diesen Worten ging er wieder zu seiner Truppe. Jetzt fühlte ich mich erstrecht ehrenlos. Wie soll ich das meiner Familie erklären? „Eine Flachpfeiffe hat mich dazu gebracht, mich freiwillig zu melden?" Wohl eher nicht so. Ich werde wohlmöglich sagen „Ich möchte die Schuld meiner Tante begleichen." Sie werden ausrasten. Ziemlich ausrasten. Mir ist jetzt schon mulmig.

Weil mir alles zu viel wurde, setzte ich mich auf eine Bank und starrte auf das Messer, was mich in diese Lage brachte. Vor Wut warf ich es volle Wucht an die Wand. Zum Glück war jetzt keiner in meiner Nähe. Oder doch?

„WAAH!!!" Ertönte es aus der Richtung, wo ich das Messer hinwarf. Och nee, ich will jetzt keinen getroffen haben! Ich schaute zum Messer. Knapp daneben stand jemand, den ich leider seit meiner Kindergartenzeit kannte: Shin Hiraku, auch ein Klassenkamerad von mir, der in der Schule neben mir saß. Er war noch lange nicht so schlimm wie Akai, aber er konnte ziemlich nerven mit seiner Anhänglichkeit. Zu dem hatte er auch nicht wirklich was drauf, er war tollpatschig und schusselig wie sonst was. Naja, er war harmlos und tat keinen was, trotzdem mochte ich ihn nicht sehr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 28, 2016 ⏰

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