Wie jeden Tag sitze ich gelangweilt im Unterricht und höre nicht zu. Das kann ich mir leisten. Ich bin Klassenbeste. Es traut sich nur niemand, mich Streberin zu nennen. Sie müssten dafür wahrscheinlich ihr Leben geben. Das Klingeln erlöst mich von der langweiligen Chemiestunde und ich stehe auf. Langsam schlendere ich durch den Flur auf dem Weg zur Cafeteria. Ich habe mir fest vorgenommen Gordon Mitchell nach einem Date zu fragen. Er ist gutaussehend. Eine Schande, dass dieser arme Junge Gordon genannt wurde. Es klingt wie Name eines ekligen rotzenden Nerds. "Vicky!", ruft Linus mich. Ich verdrehe genervt die Augen und drehe mich zu ihm um. "Warum hast du nicht im Klassenraum auf uns gewartet?", fragt er wütend. "Warum sollte ich denn? Ich habe etwas zu erledigen und in einer Schule wird wohl kaum jemand herumschleichen, der mich gleich abknallt. Außerdem kann ich gut auf mich selbst aufpassen." Ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe in die Cafeteria, wo ich nach Gordon suche. Ich habe leider keine Freundinnen, mit denen ich kichernd von ihm schwärmen könnte, also schwärme ich stumm in meinen Gedanken von ihm. "Hey, Gordon.", begrüße ich ihn. Er sieht auf und lächelt etwas gezwungen. "Hast du heute Abend schon etwas vor? Wir könnten zusammen etwas machen." Er schluckt und sieht hinter mich. Wütend drehe ich mich um und funkle meine Brüder an, die dem armen Gordon bedrohliche Blicke zuwerfen. "Verpisst euch doch mal!" Linus presst die Lippen aufeinander und setzt sich an seinen Stammtisch. "Also?", frage ich nun Gordon, als ich mich wieder zu ihm drehe. "Tut mir leid, Victoria, ich habe schon etwas vor." War ja klar. Schisser. Ich presse die Lippen aufeinander und gehe zu meinen Brüdern. "Hat er dich abblitzen lassen?", fragt Austin. "Ja, wegen euch Schwachmaten!", motze ich die zwei an. Sie verdrehen die Augen und essen einfach. "Ich habe gehört, dass ein neuer Schüler in unsere Klasse kommt.", sagt Austin zu Linus. "Mhm, habe ich auch gehört. Soll wohl auch so ein Möchte-Gern-Badboy sein. Ist von der Schule geflogen wegen irgendwelcher Prügeleien und kleineren Deals." Ich werde hellhörig. "Wir müssen dem zeigen, dass er hier nichts zu sagen hat. Niemand dealt hier." Ich lache spöttisch. "Niemand. Tut ihr ja auch nicht.", "Wir dealen nicht einfach, Vicky." Schnaubend hole ich mein Handy heraus, da es gerade vibriert. "Wer ist es?", fragt Linus und schielt auf das Display. "Henry.", murre ich und nehme den Anruf an. "Was?", zische ich. "Pass auf deinen Ton mir gegenüber auf, Victoria. Du wirst gleich abgeholt.", "Nein! Ich habe gleich Mathe und du weißt, dass ich Mathe liebe!", "Das interessiert mich nicht. Ich brauche dich. Du wirst zu Tilmann gefahren. Ich kriege 450$ von ihm." Dann legt er auf. "Arsch.", murre ich und packe mein Zeug zusammen. "Was ist?", will Austin wissen. "Ich muss zu Tilmann." Austins Gesichtszüge werden härter. "Pass auf dich auf." Ich nicke und eile nach draußen, wo bereits der schwarze Range Rover auf mich wartet. Schnell steige ich hinten ein. Vorne sitzen Mason und Tilo. Die zwei begleiten mich oft, wenn ich irgendwelches Geld eintreiben soll. "Gib mir mein Zeug.", weise ich Tilo an, der vorne auf dem Beifahrersitz sitzt. Er nickt und reicht mir Messer, Waffe und Jacke. Ich will nicht sagen, dass meine Brüder eine Gang haben. Aber irgendwie ist es auch doch so. Und immer, wenn ich so unterwegs bin, muss ich als Erkennung diese Lederjacke tragen. Ich finde sie unglaublich hässlich. "Tilmann hat Koks gekauft. 450$ schuldet er deinem Bruder. Du sollst ihn nicht umbringen, nur verletzen, wenn es nötig ist. Etwas Drohen wird wohl aber reichen." Ich nicke. "Und wenn er das Geld nicht hat?", "Dann nehmen wir ihn mit.", antwortet Mason. Manchmal müssen wir die Typen verletzten, damit sie endlich das Geld herausrücken. Und sollten sie tatsächlich nicht genug Geld haben, um ihre Schulden zu begleichen, dann wird er mitgenommen und bei uns im Hauptquartier gequält. Ich finde es unmenschlich. Aber was soll ich schon groß machen? Ich hole nur Geld ab, mehr mache ich nicht.
Bei Tilmann angekommen steige ich aus und gehe auf den ekligen Schuppen zu, in dem er sich befindet. Die beiden Gorillas begleiten mich. "Dennis.", flöte ich und lächle falsch. Er steht von seinem Stuhl auf. "Ich bin hier, um Henrys Geld abzuholen." Ich streiche mit dem Finger auf einem Regal entlang und ekle mich, als ich eine dicke Staubschicht daran habe. "Ihr bekommt keinen Cent von mir.", lacht er. Ich lege lächelnd den Kopf schief. "Sag das nochmal.", "Ihr. Bekommt. Keinen. Cent!" Ich mache einen Satz nach vorne und ramme ihm mein Knie in die Weichteile. Er stöhnt schmerzerfüllt auf und krümmt sich. "Rück das Geld raus! Du weißt, dass wir dich sonst mitnehmen.", "Du scheiß Schlampe!", keucht er. "Du solltest den Begriff Schlampe mal googeln. Dann wirst du schnell feststellen, dass du diese Bezeichnung für mich falsch gewählt hast. Du kannst mich Miststück nennen, aber nicht Schlampe, mein Freund. Und jetzt raus mit der Kohle oder du wirst dir wünschen tot zu sein!" Er funkelt mich böse an. "Im Schrank." Ich gehe rüber zum Kleiderschrank und öffne ihn. Im obersten Fach steht eine Dose mit Geld, wo ich mir die 450$ herausnehme. "Du kennst das Spiel doch schon. Ich verstehe echt nicht wieso du dich überhaupt noch zur wehr setzt." Wieder lächle ich ihn falsch an. Aber dann gehe ich und packe das Geld in einen Umschlag. "Bringt es Henry, nachdem ihr mich in der Schule abgesetzt habt.", "Wir sollen dich zu ihm bringen.", widersetzt Mason sich. "Dein Ernst?" Er nickt und setzt sich ins Auto. Dieser verfluchte... Argh! Ohne weiter zu diskutieren setze ich mich ins Auto und lasse mich zu meinem Bruder bringen.
"Gut gemacht, Victoria. Gab es Komplikationen?", fragt Henry. Ich schüttle den Kopf. "Nein. Er hat kurz gesagt, dass er das Geld nicht rausrückt aber ich konnte ihn überzeugen. Übrigens bin ich sauer auf dich! Wegen dir verpasse ich schon wieder Mathe!" Henry seufzt und setzt sich neben mich, um mich in seinen Arm zu ziehen. "Es ist nur zu deinem Besten. Ich muss dich beschützen. Du weißt, dass ich es Mom versprochen habe." Ich nicke seufzend. Also wollte er mich von der Schule wegholen, weil jemand unerwünschtes in der Nähe war. "Darf ich heute Abend ins Kino?" Er schüttelt den Kopf. "Im Moment nicht. Es ist zu gefährlich." Zu gefährlich also. Das heißt, dass es schon wieder Drohungen gab. Er lacht leise. "Jemand möchte meine Schwester heiraten." Ich hebe eine Augenbraue. "Ja, jemand hat mir gedroht. Entweder du heiratest ihn oder er lässt uns auffliegen. Er muss neu hier sein, sonst wüsste er was es heißt, mir zu drohen und dabei meine Schwester einzubringen.", "Wie kommt der darauf, dass ich den heirate? Hallo? Ich habe das ja wohl selbst zu entscheiden, wen ich heirate!" Henry schmunzelt. "Nicht ganz. Ich habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden." Ich schnaube und stehe auf. "Lass dich jetzt bitte von Justin nach Hause bringen. Madlene hat sicher schon für dich gekocht." Ich nicke und verlasse Henrys Büro, um Justin aufzusuchen. "Na, Zwerg? Was ist los?", lächelt er mich an. "Nichts. Bringst du mich nach Hause?" Er nickt und steht auf. "Darf ich fahren?", "Ganz bestimmt nicht.", "Aber du hast mich doch letztens auch fahren lassen.", "Ja, aber das war hier vor der Tür auf dem Platz und nicht auf der Straße. Vergiss es." Ich ziehe eine Schnute und setze mir meinen schwarzen Helm auf. "Wo sind Linus und Austin?", "Noch in der Schule, glaube ich. Vielleicht haben sie aber auch geschwänzt. Gott weiß." Justin nickt und schwingt sich auf sein Motorrad. Schnell setze ich mich hinter ihn und klammere mich an ihm fest, ehe er losfährt.

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Dangerous Love
Novela JuvenilEr kommt neu in die Stadt und ist ein typischer Badboy, der alle Blicke auf sich zieht, auf den alle Mädchen stehen. Sie ist kein Unschuldslamm. Aufgewachsen bei 6 Brüdern, die die Stadt beherrschen. Sie quält alles und jeden, der es verdient hat...