Dangerous Love

Kapitel 4

Dieser neue Typ hat das Rennen gewonnen. Er hat das Preisgeld entgegen genommen und ist verschwunden. Und das ohne seinen Helm abzunehmen. Er hat keinen Ton gesagt, niemand kennt seinen Namen, nichts. Aber dafür werde ich ihn gleich sehen. Und zwar in der Schule. Heute ist nämlich Montag und er wird heute kommen. Hoffe ich zumindest. Er wird ja in Linus' und Austins Klasse kommen. Diese Tuschelgespräche, die man sonst so mit seiner besten Freundin macht, mache ich mit mir selbst. Schließlich habe ich keine beste Freundin und mit meinen Brüdern brauche ich da nicht drüber tuscheln. "Wisst ihr wie er heißt?", frage ich meine Brüder. "Nein.", antworten sie synchron. Also das mit dem synchron sprechen haben sie voll drauf. Ich stöhne genervt. Wenn ich doch nur eine Freundin hätte, mit der ich reden könnte. Nur eine einzige.

An der Schule angekommen steige ich aus und entdecke die schwarze Maschine des Typen. Die erkenne ich sofort, denn ich habe mir gemerkt, wie sie aussieht. Schnell lasse ich meinen Blick über den Schulhof gleiten und entdecke ihn bei den Footballspielern und den Cheerleadern. Ich hätte gedacht, dass er eher ein Einzelgänger wäre. Wo es doch heißt, dass er ein Badboy sei, der mit Drogen dealt. Aber er sieht unglaublich heiß aus. Und Stacy, die erste Cheerleaderin, hängt schon an seinem Arm. Ich seufze. War ja klar, dass er eher auf Mädchen wie sie steht. Welcher Kerl steht schon auf so kleine Badgirls wie mich? Naja, es gibt schon noch genug. Der Quaterback des Footballteams steht auf mich. Oder stand. Aber mit dem will ich nichts zu tun haben, denn er und Stacy sind eigentlich zusammen. Es ist eine On-Off-Beziehung, in der sie eigentlich gegenseitig fremdvögeln. Ich brauche keinen Kerl, der fremdvögelt also ist der Typ gestrichen. Dem habe ich also einen Korb gegeben. Ich würde gern mit einem Jungen wir Gordon ausgehen. Aber der hat Schiss vor meinen Brüdern. Mit schräg gelegtem Kopf beobachte ich den Neuen. Das was ich sehe ist heiß. Er ist groß, hat breite Schultern, scheint sehr muskulös zu sein, hat braune Haare, die unglaublich weich aussehen. Leider steht er mit dem Rücken zu mir, weshalb ich ihn nicht von vorne sehen kann. Naja, den kann ich mir eh abschminken. "Kommst du?", holt Linus mich aus meinen Gedanken. "Ja-ha!", zicke ich ihn an und gehe los. Linus und Austin folgen mir wie immer und wie immer weichen uns alle aus. Besser so, denn heute ist meine Laune am Tiefpunkt. "Was glotzt du so dämlich?", fahre ich ein Mädchen an, welches mich komisch angesehen hat. Sie wird rot und läuft schnell weg. "Fahr mal einen Gang runter, Prinzessin. Bist du heute mit dem falschen Bein aufgestanden?", fragt Austin. "Lass mich in Ruhe, Austin!", zicke ich nun auch ihn an. "Hey, rede nicht so mit mir, Fräulein!" Ich verschränke meine Arme vor der Brust. "Du hast mir überhaupt nichts zu sagen! Ich bin keine fünf mehr!", schreie ich nun. "Pass auf deinen Ton auf! So hast du nicht mit uns zu reden, hast du mich verstanden?", brüllt er zurück. Die Schüler, die in unserer Nähe waren, haben sich längst verzogen. "Brüll mich nicht an! Lass mich einfach in Ruhe, verdammte Scheiße!" Austin knurrt wütend. Eigentlich hätte ich spätestens jetzt meine Klappe gehalten aber heute nicht. "Lass die Scheiße! Denkst du, du erreichst mit deinem Geknurre irgendwas?" Austins Blick wird immer wütender, doch ich provoziere ihn immer weiter. "Reiß dich zusammen!", knurrt er gefährlich leise. "Verpiss dich!", schreie ich ihn erneut an und schubse ihn an der Brust von mir weg. Er packt aber mein Handgelenk und hält mich fest. "Hey! Lass das Mädchen los!", ruft jemand, der gerade den Flur entlang kommt. "Du hast hier überhaupt nichts zu melden.", lacht Austin bitter. Oh man, von nahem ist der Kerl noch viel heißer! "Du bedrohst ein hilfloses Mädchen.", sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich lache laut auf. "Hilfloses Mädchen? Okay, du bist neu hier, also sei dir verziehen. Wenn hier ein Mädchen nicht hilflos ist, dann bin ich das, verstanden?" Er zieht eine Augenbraue hoch und mustert mich. Okay, ich bin gefühlt fünf Köpfe kleiner als er. Linus zieht mich hinter sich. "Sie ist unsere Schwester. Solche Auseinandersetzungen gibt es ab und zu zwischen uns. Und jetzt zieh Leine, Kleiner.", "Kleiner? Wir sind gleichgroß, gleich alt. Wieso nennst du mich Kleiner?", "Weil du hier rein gar nichts zu sagen hast. Also verpiss dich und Finger weg von Victoria." Austin und Linus drehen sich um und schieben mich weg. "Man! Lasst mich los ihr scheiß Wichser! Ich will, dass ihr mich in Ruhe lasst! Mann!", schreie ich die zwei wieder an und gehe nun weg. Was für ein scheiß Tag. Was ist heute nur los mit mir? Ich gehe zu meinem Spind und suche die Bücher heraus, die ich jetzt brauche. "Ich wette, dass du ein totales Badgirl bist?" Ich zucke zusammen und schließe meine Spindtür. Der neue Typ steht angelehnt dort und grinst mich an. "Und wenn es so wäre?", "Ich denke, dass du nur nach außen hin so richtig baaad bist.", schmunzelt er und macht mit seinen Fingern Anführungszeichen bei seinem langgezogenen bad. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Wetten du bist in Wirklichkeit ein kleines süßes Kätzchen, welches Liebe sucht?" Kann er mich so leicht durchschauen? Okay, nicht die Mauer bröckeln lassen, Victoria! "Du hast schöne Augen.", "Flirtest du gerade mit mir?", frage ich ihn. Er lacht leise. "Du hast Temperament. Ist mal was anderes." Mal was anderes? Pff, soll er doch gleich sagen, dass ich nicht sein Typ bin. "Ich werde jetzt gehen. Und du wirst mir nicht folgen.", sage ich zu ihm und wende mich von ihm ab. Was denkt sich der Kerl eigentlich wer er ist? Erst platzt er in einen Streit zwischen meinem Bruder und mir, was sonst nie jemand wagt und dann labert er mich hier noch dicht! Er hat hier nichts zu suchen. Die James' haben hier das Sagen und nicht so ein kleiner Booby! Mann! Wie es mich aufregt, dass ich mich über den aufrege! Der sollte mir egal sein. Denn erstens würde ein Kerl wie er eh nichts von mir wollen und zweitens habe ich genug kleine süße Badboys um mich herum, die mir das Leben schwer machen und das sind meine Brüder. Okay, jetzt wird sich auf den Unterricht konzentriert und nicht auf diesen Typ. Der hat es nämlich gar nicht verdient, dass ich mir den Kopf über ihn zerbreche. Alles Zeitverschwendung.