Kapitel 1

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Ich erwachte früh, Sonnenstrahlen kitzelten mich an der Nasenspitze und verwandelten mein Zimmer in einen Raum voller Licht. Ich wusste was in der Nacht passiert war noch haargenau. Doch es rückte in den Hintergrund, denn mein Wecker klingelte schrill und ich musste mich für die Schule fertig machen.

In der Schule war alles wie immer. Ich lese ziemlich viel, so dass ich meist auch die Pausen mit einem Buch in der Hand verbrachte. Die Einzigen, die mich dabei ständig nervten, waren die jüngeren Schüler welche überall herumliefen, fangen spielten und gelegentlich gefährlich nahe an mir vorbei rauschten. Meine einzige beste Freundin wusste, dass ich zu nichts aufnahmefähig war wenn ich beim Lesen versinke und lässt mich dann meistens in Ruhe. Heute jedoch nicht: ,, Hey hast du schon gehört? Wir bekommen einen neuen Schüler in die Klasse!" Und schon lugte ihr Kopf um die Ecke. ,,Nein keine Ahnung, ist mir auch egal." Ich sah gar nicht erst von meinem Buch auf - ja ich weiß soziale Kompetenz gehört nicht zu meinen Stärken.  Jetzt spürte ich ihren starrenden Blick direkt neben mir und schaute auf. Grüne, genervte Augen blickten mich an: ,,Man du kannst doch wenigstens mal etwas Begeisterung zeigen..." Ihre braunen Haare steckte sie dabei in einen Pferdeschwanz und drehte sich nun von mir weg ,,...Vor allem weil bei dir der einzige freie Platz ist und er neben dir sitzen wird." Ein zwinkern und schon verschwand sie wieder. Toll. Es hatte schon seinen Grund warum ich gerne einen Einzeltisch hatte. Meine Bücher und Zettel brauchten einen eigenen Sitzplatz! Genervt packte ich das Buch jetzt auch weg, Mathe war wirklich nicht mein Lieblingsfach aber auftauchen musste ich dort trotzdem.

Gespannt starrten alle die Klassenzimmertür an, es war sogar relativ ruhig. Langsam öffnete sich diese und offenbarte.....unsere Lehrerin. Na toll. ,,Euer neuer Mitschüler verspätet sich etwas, wir werden jetzt aber schon einmal mit den binomischen Formeln beginnen. Also Augen auf mich, die Tür ist jetzt uninteressant!" Energisch ging Frau Schmidt hinter das Pult und kramte Zettel aus ihrer Tasche. Immer, wirklich immer kam diese Frau in Rock und Bluse, die hohen Schuhe ließ sie selbst im kalten Winter nicht weg. Wie kann man nur so viel wert auf sein Äußeres legen? Manchmal war ich sogar zu faul den Pullover mit dem ich morgens kurz im Stall war zu wechseln und kam dann mit leichter Duftnote in den Unterricht. Aber wen sollte es auch interessieren? Ich saß ja eh alleine am Tisch, bis jetzt. Mist. Obwohl die Aufgabenzettel schon verteilt waren und wir mit den Aufgaben beginnen sollten, überprüfte ich noch schnell meinen Pullover auf Pferdehaare, zupfte hier und dort etwas und sprühte klammheimlich noch Deo drauf. Das sollte reichen, man muss es ja nicht übertreiben. Vollkommen konzentriert (zumindest tat ich so) beugte ich mich über die Aufgabenzettel und verstand nur Bahnhof. Meine blonden Haare fielen mir über die Schulter und verdeckten die anderen Schüler. Ich wusste, dass ich mir in Mathe wirklich mal etwas einfallen lassen musste, ansonsten könnte es bis zum Abitur zu spät sein noch was aufzuholen. hatte Susi nicht einmal gesagt, dass sie Mathenachhilfe gibt? Ihr Abischnitt hat für ein Medizinstudium gereicht, bestimmt konnte sie mir weiterhelfen meinen Schnitt wenigstens nicht ins Bodenlose stürzen zu lassen...Durch das Zurückziehen des Stuhles neben mir wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Eisblaue Augen starrten mich an. Mein Kopf war vollkommen leer und ich registrierte erst dass er was gesagt hat, als ich von einem anderen Mitschüler angestubst wurde.

,,Hey ich bin Ben" lachte mich der Neue gerade etwa aus? Ich spürte sofort wie mir warm wurde und senkte den Blick. ,,Hey ich bin Amira", räuspernd blinzelte ich auf dem Platz neben mir, wo Ben sich schon anfing sich auszubreiten. ,,Ehrlich gesagt finde ich es jetzt nicht so toll meinen Tisch mit dir teilen zu müssen, ich brauch den Platz eigentlich für meine Sachen. Also hoffe ich mal, dass du dich hier nicht zu breit machst." Leicht genervt wartete ich auf eine Antwort. Mit so einer Begrüßung meinerseits hatte Ben wohl nicht gerechnet, denn er runzelte erst einmal nur die Stirn und zog die Augenbrauen hoch. ,,Ach tut mir leid, nur ein anderer Platz ist nicht frei also wirst du wohl erst einmal mit mir leben müssen. Vielleicht merkst du ja noch, dass ich eigentlich ganz pflegeleicht bin." Schon wieder so ein Grinsen! Ich versuchte mich einfach auf die Matheaufgaben zu konzentrieren, doch es half alles nichts. Ich konnte mit den Zahlen und Buchstaben überhaupt nichts anfangen. Genervt stöhnte ich auf und bemerkte, dass Ben mich nachdenklich musterte. ,,Wenn du Hilfe brauchst meld dich ruhig, ich bin in Mathe ganz gut und könnte es dir erklären." ,,Ich weiß einfach nicht, wie man auf dieses Ergebnis kommen soll. Mein Taschenrechner sagt da was vollkommen anderes..." Sichtlich erfreut, dass ich Ihn nicht einfach links liegen lies, beugte Ben sich näher zu mir um mir den Lösungsweg verständlicher zu machen. Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm mal mit jemandem zusammen zu arbeiten.


Das Zeichen des PegasusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt