Ein Wechselbad der Gefühle

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Lunas PoV.

Als ich am Morgens meine Zimmertür öffnete, flog mir gleich der angenehme Geruch eines leckeren Frühstücks in die Nase. Ich seufzte leise und betrat gut gelaunt die Küche der Villa, in der meine Eltern seit einigen Jahren arbeiteten.
Sie beide waren hier als Arbeitskräfte einer reichen Argentinierin angeheuert worden, welche das Grundstück vor kurzem aufgekauft hatte.
Bis jetzt hatte ich die neue Eigentümerin noch nicht getroffen, doch in einer Woche würde sich das wohl oder übel ändern.
Sharon Benson, so ihr Name, hatte sich nämlich mit ihrer ganzen Familie angekündigt... Und dass hieß: doppelt so viel zu tuen für die Angestellten in der Sommerresidenz.
Natürlich mussten wir einen guten Eindruck auf sie machen.

"Mamá? Ich gehe skaten, bis später!", schrie ich in Richtung des Herdes und schnappte mir meinen roten Rucksack, der seinen Stammplatz auf einem der Küchenschränke hatte.

Doch ich wurde von jemandem am Handgelenk festgehalten und zurück gezogen, bevor meine Füße sich weiter in Bewegung setzen konnten.

" Luna! Iss bitte erst etwas. Danach kannst du abhauen."
Mit einer hochgezogen Augenbraue betrachtete mein Vater mich und drückte mich dann vorsichtig zum Esstisch.
Etwas widerwillig nahm ich Platz und stupste ihm in die Seite, als er mir eine Tasse Kakao vor die Nase stellte.
Am liebsten wäre ich jetzt schon auf dem Weg zu Simón um einige Runden mit ihm durch die Innenstadt von Cancun zu drehen... Aber das musste jetzt wohl noch eine Viertel Stunde warten müssen.
"Dein Vater und ich wollten heute auf das kleine Straßenfest im Zentrum gehen...Hast du nicht Lust mitzukommen?", lächelte meine Mamá, nachdem sie die Eier angebraten hatte und drehte sich mit einem Teller in der Hand zu mir um.

"Du könntest Simón mitnehmen und wir könnten zusammen ein Eis essen.", schlug sie vorsichtig vor und stellte die Spiegeleier auf die gelbliche Tischdecke.
Ein kostenloses Eis mit meinem besten Freund und meinen Eltern? Das würde ich nicht ausschlagen!
Etwas Süßes konnte ich immer verdrücken...
"Klar! Aber lass mich erst Simón fragen. Und nachher können wir euch dann Bescheid sagen."
Mit einem breiten Grinsen steckte ich mir einen Bissen des Eies in den Mund und schluckte runter, bevor ich weiter redete.
"Und danach gehen wir alle ins Kino! Immerhin ist es heute euer letzter, freier Tag. Den sollte man doch ausnutzen!"
Meine Eltern nickten zustimmend und lächelten sich gegenseitig an.

Keine Zehn Minuten später rollte ich gut gelaunt unsere Einfahrt herunter und sah schon von weitem den dunkelhaarigen Mexikaner mir entgegen kommen. Unwissend,dass ich diesen Weg heute zum letzten Mal auf Rollschuhen nahm.
Ein Kribbeln breitete sich von einer Sekunde auf die Nächste in meinem ganzen Körper aus und ich schlang stürmisch meine Arme um ihn.

"Hola, mi Amiga!"
Ich konnte seine warmen Hände durch mein Top hindurch auf meinem Rücken spüren und drückte ihn noch etwas fester an mich.

"Du riechst gut!", zwinkerte mir Simón verschmitzt zu, während er sich langsam von mir löste ,um seine Rollschuhe aus seinem Rucksack zu holen und mit seinen Schuhe zu wechseln

"Simon...ich hab dich lieb und so...aber das kann jetzt nicht wirklich dein Ernst sein!"
Mein bester Freund trug zwei verschieden farbige Socken.
Breit grinsend schüttelte ich meinen Kopf und zeigte auf seine Füße.
Doch er kratzte sich nur beschämt am Hinterkopf. "Ja..."

Da hatte wohl mal wieder jemand vergessen seine Wäsche zu waschen!
Seitdem er nicht mehr bei seinen Eltern wohnte, waren seine Klamotten aus Sicht der Erwachsenen ein komplettes Disaster.
Aber ich ...ich persönlich fand es eher niedlich.

...

Drei Stunden später saß ich bereits im Eiscafé und stocherte mies gelaunt in der Sahne meines Bechers herum.
Nur mit viel Anstrengung konnte ich meine Tränen noch zurückhalten und starrte auf meine Füße, die plötzlich viel interessanter waren, als Simón und meine Eltern.
Auf keinen Fall wollte ich ihnen in die Augen sehen und sie mit meinen rot geschwollenen Augen noch mehr runter zuziehen.

"Luna Schatz... Es tut uns wirklich leid,aber Señora Sharon hat uns ein wirklich gutes Angebot gemacht, was wir so nie wieder erhalten.
Du wirst auf das beste College in ganz Buenos Aires gehen,eines war wir uns ohne die Familie Benson nicht mal ansatzweise hätten leisten können."

Mitfühlend legte mein bester Freund seine Hand auf meine Schulter und rutschte näher zu mir.

"Ich vemisse dich jetzt schon, mi Amiga."

Und durch seine Worte sackte ich komplett zusammen.
Es ging eimfach nicht mehr, die Tränen liefen in großen Bächen mein Gesicht entlang und benetzten meine Wangen mit feuchten Linien.
Ich werde wegziehen... ein neues Land, eine neue Schule...
Aber das schlimmste daran war, ich musste Simón verlassen.
Weg von dem Jungen, der mich seit Kindertagen am besten kannte.
Wir waren noch nie weiter als 40 Kilometer voneinander entfernt gewesen...
Und schon bald würde eine ganze Landesgrenze zwischen uns stehen!

Hey^^
Ich habe immer noch ein total schlechtes Gewissen, weil ich über zwei Monate nicht geupdatet habe:\ ES TUT MIR LEID!
Deshalb ist hier ein extra langes Kapitel:)

Lg und schöne Festtage:D

ValienteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt