V I O L E T
ERSCHROCKEN WACHE ICH AUF, laufe zu den schwarzen Gardinen und reiße sie hastig auf, um so viel Licht wie möglich in mein Zimmer zu lassen. Dann gehe ich zum Lichtschalter und mache die Lampe an, da von draußen nicht sehr viel Licht kommt.
Nachdem mein Zimmer hell genug ist, setze ich mich wieder auf mein Bett und bemerke, dass meine Hände zittern. Aber nicht weil mir kalt ist, sondern weil ich seit genau zwei Woche immer wieder den gleichen Albtraum habe.
In ihm wirkt alles so realistisch und es fühlt sich so an, als wäre ich mittendrin. Ich spüre die Angst, jedoch nicht nur meine, sondern auch die der Schüler, die panisch durch die Gänge laufen und hysterisch die Namen ihrer Freunde oder ihrer Geschwister durch das große Gebäude schreien.
Immer wenn ich die lauten Schüsse der Pistole höre, kann ich nur daran denken, dass jeder von ihnen gleich tot umfallen könnte. Er muss nur einmal gezielt abdrücken und schon hätte er ein weiteres Leben beendet.
Dieser blonde Junge. Ich erinnere mich nicht mehr an sein Gesicht, das einzige was ich noch weiß, ist dass seine Augen leer von jeglichen Emotionen sind, sein Blick starr auf die schreiende Menschenmenge gerichtet und er scheint keine Absichten zu zeigen, damit aufzuhören wahllos Menschen abzuschießen.
Schnell schüttele ich meinen Kopf und versuche nicht mehr daran zu denken. Wenn ich nachts deswegen schon nicht schlafen kann, soll ich wenigstens tagsüber nicht daran denken.
Ich atme einmal tief durch, stehe von meinem Bett auf und gehe in das Erdgeschoss. Dort steuere ich auf die Küche zu und beginne damit mir einen Tee zu machen.
Es ist noch keiner wach, noch nicht einmal die alte, rothaarige Haushälterin Moira, die sich so gut wie immer in der Küche aufhält.
Nach kurzer Zeit ist mein Tee fertig, welchen ich sofort nehme und in mein Zimmer bringe. Als ich wieder oben bin fällt mein Blick auf einen gelben Bleistift, der auf meinem Tisch liegt.
Sofort muss ich wieder an diese blonden Haare denken. Als ich einen lauten Knall höre schrecke ich zusammen. Nein. Er kann es doch nicht sein... Oder? Hektisch schaue ich mich in meinem Zimmer um und versuche verzweifelt herauszufinden, wo er ist.
Ich spüre warme Tränen, die meine Wangen runterlaufen und gehe immer weiter, mit meinem Blick in den Raum gerichtet, zurück an die Wand.
Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz an meinem Fuß und schaue daraufhin auf den Boden. Überall verteilt liegen Scherben und erst jetzt fällt mir auf, dass ich meine Tasse nicht mehr in der Hand halte.
Nachdem ich eine aus der Unterseite meines Fußes heraus gezogen habe, hebe ich eine andere auf und halte sie zitternd über meinen Unterarm.
Aber ich kann es nicht tun. Schnell schmeiße ich die weiße Scherbe wieder auf den Boden und laufe in Richtung meines Bettes.
Dort setze ich mich hin, wickel mich in die Decke ein und fange an zu weinen. Wieso hab ich diese Albträume? Ich habe doch schon alles versucht, um sie loszuwerden. Sämtliche Tabletten habe ich genommen, versucht mich vor dem Schlafen abzulenken oder irgendwelche komischen Räucher im Raum verteilt um „böse Geister zu vertreiben". Nichts davon hat geklappt.
Wenn ich so darüber nachdenke, dann erinnern mich die Scherben am Boden an mich. Ich bin von diesen Alpträumen gebrochen worden, bin psychisch kaputt.
Man hätte mich noch vor zwei Wochen sehen sollen, da ging es mir noch gut und ich war jeden Tag am Lachen. Jetzt lache ich gar nicht mehr und wenn doch, dann nur damit sich meine Eltern nicht fragen, was mit mir los sei.
Ich verdränge diese Gedanken, wische mir die Tränen von meiner Wange, stehe wieder auf und beginne damit die Scherben wegzuräumen, bevor noch einer meiner Eltern reinkommt.
Als ich fertig damit bin, schaue ich auf die Uhr und bemerke, dass es langsam Zeit wird, mich für die Schule fertig zu machen. Dadurch, dass ich schlecht geträumt habe, konnte ich nicht lange schlafen und war schon früh wach, deswegen muss ich mich auch erst jetzt fertig machen.
~
Eine Stunde später sitze ich im Auto meines Vaters und höre gerade ein Lied von meiner Lieblingsband. Im Takt tippe ich mit meinem Fuß auf den Boden und summe zum Lied mit.
Plötzlich unterbricht mich mein Vater, indem er meine Kopfhörer aus meine Ohren zieht, und sagt mit einem leicht genervten Unterton: „Violet, kannst du dich vielleicht ein Mal auf der Autofahrt mit mir unterhalten?"
Ich lache kurz auf: „Als würde es dich interessieren, wie es mir geht oder was ich zu sagen habe." Schnell schnappe ich mir wieder meine Kopfhörer und drehe meine Musik diesmal lauter.
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nightmares || tate langdon
Fanfiction»How can I sleep if I don't have dreams? I just have nightmares.« Violet hat seit einiger Zeit immer wieder Albträume von einem blonden Jungen. Ihr geht es immer schlechter und sie weiß nicht, was sie gegen diese Albträume machen soll. Doch was pass...