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Für MimmiMaus, meine liebste Freundin die ich hier auf Wattpad kennelernen durfte

Malon entdeckte das merkwürdige  Gebilde aus Ästen und Schilf sofort, aus denen das Mädchen versucht zu haben schien, ein Zelt zu bauen. Nun stand es etwas windschief herum, aber es hielt. Beinahe musste man schon Angst haben, dass es von einem Luftzug umgeworfen wurde und das Mädchen erschlug. Milas Kopf war draußen zu sehen. ,,He, wach auf!", rief Malon. Mila wälzte sich auf die Seite und setzte sich auf, danach zupfte sie sich Blätter aus den Haaren. ,,Hallo?" Sie blickte den Mann an. ,,Komm bitte da raus." Aufgeregt begann Milas Herz zu schlagen. Es gab hier also doch Menschen! Sie kroch aus dem kleinen Zelt und stellte sich hin, dann fragte sie: ,,Wer sind sie?" ,,Mein Name ist Malon. Bist du ganz alleine hier draußen?" Mila nickte. Malon runzelte die Stirn und sagte: ,,Du bist nicht von hier, was? Nachts kann es gefährlich sein! Du hast Glück gehabt." Fragend sah Mila ihn an. ,,Wieso, was hätte denn passieren können?" ,,Egal. Mortem hätte das sowieso nicht zugelassen, aber sei trotzdem froh!" ,,Mortem? Dann gibt es noch Menschen neben dir?", freute sich Mila, Malons Warnung ignorierend. Er seufzte. Sie wirkte etwas überdreht. Andere würden nicht einfach so mit Fremden sprechen, aber Mila... ,,Ja, es gibt Leute neben mir, aber nicht unbedingt Menschen. Mortem ist eine Fee."
,,Oh, es gibt Feen in meinem Traum!"
,,Traum?" Dachte das Mädchen etwa, es träumte? Beinahe hätte der Mann gelacht.
Milas Gesicht versteinerte und Angst machte sich in ihr breit. ,,Dann stimmt es also... Das ist wirklich kein Traum! Aber wo bin ich hier und wie bin ich hier hergekommen?"
,,Du stellst zu viele Fragen. Komm mit mir.", befahl Malon. Er war allmählich ein wenig gereizt: Menschen stellten immer zu viele Fragen. Mit Ausnahme von den Menschen, die bereits hier geboren waren, versteht sich. Sein Blick fiel auf ihren Ring und blieb an ihm haften. Sie hat den Ring tatsächlich! ,,Oh! Ein Pferd!", quietschte Mila wie ein kleines Mädchen und lief auf das Tier zu, das neben einem Baum stand und döste. Malon folgte ihr und half ihr hinauf, dann stieg er selbst auf. Der Adler war bereits weggeflogen, vermutlich verständigte er Mortem darüber, dass das Mädchen gefunden worden war. Das Pferd öffnete die Augen als es das zusätzliche Gewicht spürte. Es würde wohl doch noch ein wenig dauern, bis ihm endlich Ruhe gegönnt wurde. Es trottete gehorsam los, geradewegs auf den See zu. Kurz vor dem Wasser öffnete sich der Boden und gab den Weg frei in einen riesigen, rabenschwarzen Tunnel. ,,Wow!", hauchte Mila. Sie klammerte sich ängstlich an Malon, als das Pferd in die Schwärze hinabging. Malon warf ihr einen Blick über die Schulter zu, der besagte, sie solle das bitte lassen, dann wurde es zu dunkel, um etwas zu sehen.

,,Wo reiten wir hin?", fragte Mila leise. Ihre Stimme hallte von den Wänden ab. ,,Zu Mortem. Das weißt du doch bereits." ,,Da führt dieser Tunnel also hin." ,,Nicht nur. Hier unten ist das reinste Labyrinth.", erklärte Malon. In Gedanken fügte er hinzu: Selbst ich weiß den Weg nicht. Ich vertraue auf das Pferd. Aber ich darf das Mädchen nicht beunruhigen. ,,Oh.", machte Mila. ,,Kannst du hier im Dunkeln denn sehen?" Malon schwieg. ,,Gibt es oberirdisch auch einen Weg?", fragte Mila. ,,Natürlich, aber da wären wir einige Stunden unterwegs; das hier ist eine Abkürzung.", erwiderte Malon. Das Pferd wieherte genervt, weil das Mädchen die ganze Zeit auf ihm herumzappelte. ,,Warum sind Sie denn so weit gereist?" ,,Du sollst verdammt nochmal nicht so viele Fragen stellen! Wenn du so freundlich wärest, jetzt endlich still zu sein?", herrschte Malon sie jetzt an. Betroffen schwieg Mila, dabei hatte sie so viele Fragen. Wer ist Mortem und wie sieht sie aus? Haben Feen Flügel und können fliegen? Haben Feen Zauberkräfte? Warum fand Malon sie zufällig so weit weg von Mortem, wo er ja scheinbar her kam? War es vielleicht doch ein Traum? Okay, die letzte Frage beantwortete sich von selbst: Mila musste nur die kleine Beule an ihrem Kopf berühren und ihre aufgeschürften Knie, von den wunden Füßen ganz zu schweigen.
Sie versuchte sich nicht auf die Stille (abgesehen von Hufgetrappel und ihrem eigenen Atem; Malon atmete erstaunlich leise) in dem Tunnellabyrinth zu konzentrieren, die ab und zu von Flügelschlag und einem Plätschern durchbrochen wurde.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich der Boden plötzlich wieder - ebenso wie vorhin am See, total überraschend - und Mondlicht strömte in den Tunnel. Vor Schreck wäre Mila fast von dem Rappen gefallen, aber sie klammerte sich noch rechtzeitig an Malon fest. ,,Hier passiert es ja scheinbar oft, dass der Boden plötzlich aufgeht!", beschwerte sie sich. Sie bemerkte nicht, wie etwas langes, schuppiges an der Höhlenwand vorbeiglitt und in der Dunkelheit verschwand. Das war aber vermutlich auch besser so. Es ging kurz bergauf, dann standen sie wieder unter freiem Himmel - vor sich eine mächtige Mauer.

Die RingträgerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt