chapter 2 ↠ freundin

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Wie ein Mantra wiederholte ich diese vier Worte in meinem Kopf. Träne um Träne verließ meine Augen, fand ihren Weg über meine Wange und landete schließlich auf meinem Dekolleté. Ich fühlte mich alleine und verlassen. Einfach verloren.

Doch in letzter Zeit war dieses Gefühl viel zu präsent. Schon fast so, als würde ich kein anderes Gefühl außer dieses kennen. Als wäre die leere sowie Trauer die einzigen existierenden Gefühle für mich. Auch wenn Zoe in letzter Zeit vermehrt bei mir war, für mich sorgte und nach sah, ob alles in Ordnung sei. Ich wusste, das nur einer dieses komische Gefühl ändern konnte, doch nun, vermischt mit der Trauer um Zoe war ich vollkommen verloren.

Ich versuchte vergeblich mich zu beruhigen. Doch meine Tränen vermehrten sich von Zeit zu Zeit, sodass ich, als wir endlich auf Flughöhe ankamen, alles nur noch verschwommen sah. Und als meine Augen schließlich anfingen zu brennen beschloss ich, das ich mich ablenken würde, sonst würden das harte eineinhalb Stunden werden. Nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen Passagiere in der First Class.

Es waren nicht viele hier, als ich mich umsah erkannte ich lediglich ein grauhaarigen Geschäftsmann, eine brünette ungefähr in meinem Alter. An einer kleinen Sitzecke, in welcher vier Menschen sitzen konnten, saßen drei Geschäftsmänner und letztendlich erkannte ich noch eine blonde Barbie. Auf den ersten Blick erkannte man das die Barbie definitiv nicht das Geld für den Flug bezahlt hatte und als plötzlich ein älterer Mann, welcher mindestens doppelt so alt war wie sie, hinter dem Vorhand zum Vorschein kam, wurde mir alles klar, denn er setzte sich direkt neben sie.

Mein Herz schmerzte als ich sah wie die Barbie ihrem Lover um den Hals fiel, ihr stürmisch küsste. Schnell wandte ich den Blick von den sich liebenden ab. Ich vermisste ihn. So sehr.

Wie konnte er mir das nur antun! Wie konnte er nur mit meiner Freundin schlafen! Ich presste meine Lippen aufeinander, versuchte mich zu beherrschen nicht wieder los zu weinen. Wie konnte er mir das nur antun! 

Um mich abzulenken nahm ich meine große Handtasche, welche auf dem leeren Sitz neben mir lag, und kramte nach meinen Laptop, doch plötzlich fiel mir eine kleine schwarze Schachtel auf, die ich definitiv nicht eingepackt hatte. Zögernd holte ich besagte Schachtel aus der großen Tasche, stellte diese betrachtend auf den kleinen Tisch vor mir.

Kurz durchfuhr mich Panik, das dies eine Bombe sei, doch so schnell wie sie kam verflog sie auch wieder. Wie lächerlich wäre denn das?!

Also öffnete ich die Schachtel und zum Vorschein kam eine silberne Kette. Lediglich ein kleiner Anhänger befand sich an dieser, der ein ebenfalls in silber gehüllter Anker war. Jedoch befand sich in der Mitte des Anhängers — genau dort wie die Wagerechten mit der Senkrechten zusammen kamen — ein kleiner Stein, welcher mich sofort an Zoes Augen erinnerte.  Er strahlte in einem satten grün, funkelte mich förmlich an. Bei genauerem betrachten erkannte ich noch eine Gravur. Ich  Liebe Dich stand in schön verschnörkelter Schrift unter derm Stein.

Erneut bildeten sich Tränen in meinen Augen. Gott, so viel wie in den letzten vier Wochen meines Lebens hatte ich vermutlich noch nie geweint. Da ist ja fast nicht mehr auszuhalten. Doch die letzten vier Wochen meines Lebens waren mit die schlimmsten. Es war, als würde alles negative auf einmal auf mich einstürzen, wie ein einfallendes Haus, und alles mit sich reißen. Kein Entkommen. Keine Chance irgendwie weniger Schaden abzubekommen. Man wird mit voller Kraft getroffen und liegt letztendlich in den Überresten des Hauses — mein Leben.

Der Anker lag auf meiner Handfläche als ich ihn betrachtete während meine Gedanken zu einfallenden Häusern wandern. Irgendetwas scheint wirklich nicht mit mir zu stimmen! Selbst Zoe meint manchmal, das ich eine blühende Fantasie habe, was aber eigentlich gar nicht so schlecht ist, denn nur kreative Menschen sind echte Menschen — wie Nani immer zu sagen pflegt. Nur wer kreativ ist, der lebt wirklich, alle anderen erleben nur denn Alltagstrott und verfallen immer wieder in das selbe Muster — leben einfach nicht richtig.

Someone ↠ h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt