chapter 4 ↠ kennenlernen

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Geschockt atmete ich einmal hektisch ein, trat zögernd einige Schritte von dem braunäugigen Mädchen und Taylor weg.

Ich... scheiße was?! Ich soll eine fucking Halbschwester haben! Eine Halbschwester, von welcher ich seit keine Ahnung wie vielen Jahren nicht die leiseste Ahnung habe! Ich... scheise das kann doch nicht wahr sein?! Ich... was?! Ich war viel zu geschockt um auch nur einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen. Ich... scheiße!

Fassungslos starrte ich von Taylor zu der Afrolocke vor mir hin und her. Ich wollte etwas sagen, jedoch schien mein Gehirn die soeben erhaltene Information noch nicht wirklich registriert zu haben. Ich war geschockt.

Fassungslos. Sprachlos. Geschockt.

Ich versuchte mich zu beruhigen, meinen Puls herunter zu fahren, doch wie sollte man den Puls beruhigen, wenn man nicht einmal weiß wie genau es dazu kam, das er stieg? Langsam atmete ich einmal tief ein und wieder aus, wiederholte dies noch einmal mit geschlossenen Augen und öffnete diese schließlich wieder.

Dieses kleine Mädchen, welches mir gerade einmal bis zur Brust geht, soll also meine Halbschwester sein!? Abgesehen davon, das wir rein äußerlich nicht die kleinste Gemeinsamkeit haben... Was zum Teufel habe ich hier in England alles verpasst?!

Wow.

Sara, wie sie anscheinend heißt starrte auf den Boden vor sich. Ihre schokoladenbraune Haut zierte nicht den kleinste Makel und zeigte mir, das sie Vorfahren aus Südamerika oder aus Afrika haben muss. Da ich jedoch nicht die selbe Hautfarbe wie sie habe, konnte ich ausschließen das wir die selbe Mutter hatten, denn hätten wir den selben Vater, würde ich genauso aussehen wie sie, da ich allerdings nicht so dunkel bin wie sie, müssen wir den selben Vater, jedoch eine andere Mutter haben. Naja, es war von Anfang an klar, schließlich wohnt sie anscheinend bei unserem Vater. Seit wann wohnt sie dort? Wieso wohnt sie nicht bei ihrer Mutter? Woher kommt diese überhaupt genau? So viele ungeklärte Fragen schwirren mir im Kopf herum, ich hoffe sehr, ich werde mich, sobald die Zeit dazu gekommen ist, daran erinnern und sie alle stellen können. War sie etwa der Grund, warum mein Vater mich nicht wollte? Ich weiß, vielleicht könnte er mich in den Jahren auch einfach nicht finden, doch zwölf Jahre scheint mir eine etwas zu lange Zeit zu sein, seine Tochter zu suchen. Und wenn ich ihm so viel bedeutet hätte, das er mich wirklich all die Zeit gesucht hätte, wäre er wenigstens beim Flughafen aufgekreuzt. Stattdessen finde ich hier Taylor sein Schoßhündchen und Sara, meine Halbschwester, vor. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.

Das meinte Taylor also mit Überraschung. Und... Natürlich. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Deshalb war Taylor derart genervt — oder es ist einfach seine Art. Sara meinte er mit der Überraschung und von ihr hatte er derart die Nase voll.

„Können wir?", fragte Taylor schließlich, unterbrach somit die aufgekommene Stille sowieso die komische Atmosphäre zwischen uns. Mein Mund stand noch immer offen, doch noch immer hatte kein einziges Wort diesen verlassen. Stattdessen nickte ich leicht, zögernd, mit dem Blick auf Sara, welche mit mittlerweile ebenfalls stumm musterte jedoch über beide Ohren Grinste. Ich schluckte einmal. Vielleicht sind wir gar nicht blutsverwandt sondern sie und der Unhöfliche Stewardess vom Stuttgarter Flughafen. Naja, das selbe Grinsen haben sie definitiv. Abgeneigt von meinem eigenen Gedanken zogen sich meine Augenbraun kurz zusammen bevor ich los lief, an Sara vorbei wobei ihre Schulter mich leicht streifte als sie sich umdrehte und ebenfalls auf das Auto zusteuerte.

Ich saß hinten in dem großem schwarzem Auto, getrennt von Sara durch den Mittelsitz, während Taylor hinter dem Steuer saß, uns durch Englands Straßen kutschierte. Ich war fasziniert von dem Linksverkehr. Insgeheim wünschte ich mir, vorne platz genommen zu haben, somit wäre ich jeder unnötigen Unterhaltung aus dem Weg gegangen und hätten diese Höllenfahrt schweigend verbracht. Mein Blick war geradewegs aus dem Fenster gerichtet. So viele Fragen die mir gerade durch den Kopf schießen, ich war wirklich erschöpft von den letzten Stunden und wollte wirklich keine Unterhaltung mit Sara führen. Außerdem ist es wirklich anstrengender als gedacht, die ganze Zeit auf Englisch zu reden.

Someone ↠ h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt