Der erste Tag

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"Verflucht noch mal!", schimpfte ich, während ich hoffnungslos versuchte meine Krawatte richtig zu binden.
Ich war extra zeitig aufgestanden, doch jetzt war ich alles andere als pünktlich.
"Isabella", seufzte meine Mutter und band mir schließlich die Krawatte.
"Es macht keinen sonderlich guten Eindruck, wenn du gleich am ersten Schultag nach den Sommerferien zu spät zum Unterricht erscheinst."
Ich verdrehte innerlich die Augen.
"Wenn wir nicht diese doofen Schuluniformen hätten, wäre ich viel schneller!"
"Eine anständige Privatschule braucht nun eben so wichtige Dinge", tadelte sie.
Ich blickte sie missbilligend an, sparte mir aber die Diskussion, denn ich wusste eh, wie sie enden würde.
Schnell schnappte ich mir meine Jacke und den Rucksack und öffnete die Eingangstür.
"Bis später!", rief ich meinen Eltern zu und flüchtete schnell ins Freie.
Zum Glück war es nicht allzuweit bis zur Bushaltestelle und ich bekam den Schulbus noch.
Erleichtert ließ ich mich in eine leere Bank fallen.
Ich wusste nicht sonderlich, ob ich mich auf die Schule freuen sollte oder nicht.
Klar, ich fand sie auf jeden Fall besser als die in England keine Frage, doch schon seit fast einen Jahr war ich auf dieser neuen Schule und hatte mich noch nicht richtig eingelebt.
Ich hatte nicht sonderlich viele Freunde. Nicht, dass ich umbeliebt war, ich mochte es nur lieber für mich zu sein.
Außerdem gab es hier nicht viele Leute, die gut zu mir passen würden.
Insgesamt ging es ja den meisten Mädchen nur um Jungs, Shoppen, Make-up und all diesen Kram.
Ich war hingegen vollkommen anders: Jungs interessierten mich nicht sonderlich. Höchstens die, die in meinen unzähligen Romanen, die ich verschlang, vorkamen.
Ja, anstatt shoppen zu gehen oder die ganze Nacht Partys zu feiern und meine Jugend auszunutzen, verkroch ich mich lieber oben in meinem Zimmer hinter einem guten Buch.
Ich entsprach nicht dem Klischee einer normalen 16-jährigen.
Der Bus kam dampfend zum Stehen.
Nachdem die Meisten sich schon aus dem Bus gedrängelt hatten, stand ich auch auf.
Ich hätte mich vielleicht aber erstmal umschauen sollen, denn kaum war ich aufgestanden, stieß ich schon mit jemandem zusammen.
Dessen Kaffee machte sich nun auf meiner Schuluniform breit.
"Das darf doch nicht wahr sein!", jammerte ich und blickte mitleidig meine weiße Bluse an.
"Naja, jetzt sieht die Uniform nicht mehr ganz so langweilig aus."
Ich schaute auf.
Der Typ, der mir soeben seinen Kaffe übergegossen hatte, grinste.
Er kam mir bekannt vor.
Soweit ich weiß, müsste er eine Stufe über mir und ein großer Mädchenschwarm sein, doch mehr wusste ich auch nicht über ihn.
"Ich weiß nicht, ob die Lehrer eine beschmutze Schuluniform so gut heißen werden", erwiderte ich.
Er sah zugegeben ziemlich gut aus, sogar mehr als gut.
Er hatte braunes Haar, war groß und ziemlich muskulös gebaut.
Schnell wandte ich wieder den Blick ab, um nicht zu sehr zu starren.
"Wer hört schon auf die Meinung der Lehrer?", spottete er.
Ich antwortete nicht, sondern nickte ihm einfach nur zu und stieg aus dem Bus.
Sobald ich die Schule betreten hatte, flüchtete ich auf die Mädchentoiletten.
Grimmig betrachtetet ich mein Spiegelbild.
Nur zu doof, dass meine Bluse weiß war. Wenn ich jetzt versuchen würde, die Kaffeeflecken mit Wasser heraus zu spülen, wäre sie durchsichtig!
Mit den Armen um den Bauch geschlungen, verließ ich wieder die Toilette und machte mich auf den Weg zu meinem Spind.
Schnell öffnete ich ihn und atmete erleichtert aus.
Zum Glück lag mein Schal noch da.
Schnell wickelte ich ihn mir um und stelle mit großer Freude fest, dass nun die meisten Kaffeeflecken verdeckt waren.
Nachdem ich auch noch meine Bücher geholt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Matheunterricht.
Ich mochte Mathe nicht. Ich war eher der Sprachen- und Geschichtstyp. Abgesehen davon, saß ich neben dem schrecklichstem Sitznachbarn, den man sich vorstellen konnte. 
Er war nämlich der absolute Besserwisser und musste jedem seine Mathekünste unter die Nase reiben.
Lustlos schlenderte ich zu meinem Platz, wo Angeber Sam schon auf mich wartete.
"Morgen", sagte er und ich wusste, dass er mich gleich wieder vollschwafeln würde.
"Morgen", erwiderte ich und setzte mich neben ihn.
Und dann begann er.
"Und freust du dich, dass wieder die Schule beginnt?
Also ich finde es wirklich gut, denn ich habe mich langsam schon gelangweilt.
Ich bin schon sehr gespannt, was wir in Mathe durchnehmen werden. Ich hoffe, dass ich diesmal nicht unterfordert bin.."
Und so redete er wie ein Wasserfall weiter.
Ich beschloss mein Gehirn abzustellen und nur dann, wenn ich es für nötig hielt mit "Ja"
"Aha" oder "Ach wirklich?" zu antworten.
An diesem Tag war eindeutig, so merkwürdig es klingen mochte, mein Mathelehrer die Rettung.
Durch ihn war Sam nämlich gezwungen, seinen Redewasserfall zu beenden.
Etwas erleichtert lehnte ich zurück und ließ den Rest der Stunde über mich ergehen.

So das war mein erstes Kapitel!
Ich hoffe so sehr das es euch gefallen hat!
Hinterlasst mir bitte einen Kommentar und Feedback
Bis bald
❤❤❤

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