Geschichtsstunde

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Als Maria langsam am frühen Morgen aufwachte, tastete sie instinktiv nach ihrem Handy, das sie stets jeden Abend auf ihr kleines Nachttischchen neben ihrem Bett ablegte, doch sie fühlte nichts außer Luft. Stirnrunzelnd machte sie die Augen auf. Oh. Ach ja. Da war doch was ...

„Guten Morgen!"

Erschrocken zuckte Maria zusammen und drehte sich zur Seite. „Guten Morgen", erwiderte sie zögernd und bemerkte, dass Luzifer ihr eine große Tüte vor die Nase hielt.

„Ich hab mal darüber nachgedacht, was du gestern über menschliche Bedürfnisse gesagt hast. Ich hab ein paar Dämonen losgeschickt, um dir ein paar Klamotten zu besorgen. Bitteschön", ließ er mit der Erklärung die Tüte in ihren zugedeckten Schoß fallen.

„Ähm, danke", murmelte sie unsicher, was sie davon halten sollte und schaute neugierig in die Tüte hinein. Sie griff hinein und zog das erste Kleidungsstück hervor. Ein blutrotes extrem kurzes Spitzenkleid mit einem ausgesprochen tiefen Ausschnitt kam zum Vorschein. „Das ziehe ich nicht an", sagte Maria automatisch.

„Also mir gefällt es", grinste Luzifer anzüglich.

„Ich bin doch keine billige Straßennutte!", ereiferte sie sich. „Wenn es dir so gut gefällt, dann zieh es doch selbst an!"

„Vorsicht, meine Liebe ... Ich mag dich, aber treib es nicht zu weit", warnte er sie.

„Tut mir Leid, okay? Ich zieh diesen Fummel aber trotzdem nicht an!", blieb sie stur. „Auf gar keinen Fall!"

„Dann lauf halt nackt rum", erwiderte er schulterzuckend. „Ist mir auch recht ..."

Sie warf ihm einen bösen Blick zu und wollte nach ihrem gestrigen Outfit greifen, doch es lag nicht mehr dort, wo sie es abgelegt hatte.

„Was hast du mit meinen Sachen gemacht?!"

„Du meinst doch nicht etwa diese prüde Oma-Altkleidersammlung? Hab ich verbrannt", erklärte er leichtfertig. „Ich lass dich doch nicht so rumlaufen!"

„Das ist doch wohl meine Sache, oder nicht?!", fuhr sie ihn an. „Ähm, tut mir Leid, ich will dich nicht verärgern ..."

„Entschuldige dich nicht, du siehst echt witzig aus, wenn du wütend bist", schmunzelte er. „Gefällt mir ..."

„Würdest du bitte rausgehen, damit ich mich in Ruhe umziehen kann?", fragte sie betont höflich.

„Ich dachte, du wolltest diesen Fummel auf gar keinen Fall anziehen?", hob er eine Augenbraue an.

„In der Tüte ist ja anscheinend noch mehr drin. Irgendwas Brauchbares wird sich bestimmt finden lassen ... hoffentlich ... Gehst du jetzt mal? Bitte?"

„Wenn es sein muss", stöhnte er entnervt und verließ dann tatsächlich den Raum.

Nachdem die Tür ins Schloss fiel, kippte Maria die Tüte auf dem Bett aus. Ihr fielen fast die Augen raus bei all den ganzen Klamotten, wenn man das überhaupt noch als „Klamotten" bezeichnen konnte.

Das Harmloseste, was sie unter all dem fand, war ein knielanges schwarzes Lederkleid mit einem langen Reißverschluss auf der Vorderseite. Während sie darin hineinschlüpfte, musste sie zeitweise auch die Luft anhalten, weil das Kleid ausgesprochen eng an der Haut saß. Sie wollte den Reißverschluss eigentlich bis ganz nach oben zuziehen, doch ihre Oberweite spielte da nicht mit. „Verdammt", keuchte sie und zog mit aller Kraft an dem blöden Metallteilchen.

„Brauchst du Hilfe, Liebes?", rief Luzifer durch die Tür. Sie konnte das fette Grinsen ganz genau aus seiner Stimme heraushören.

„Mann! Ach, vergiss es", murmelte sie zu sich selbst und ließ dann von diesem blöden Reißverschluss ab. „Kannst reinkommen!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 11, 2016 ⏰

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