Don't lose Hope

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Ein stinklangweiliger Tag in meiner stinklangweiligen Schule.
Endlich kann ich nach Hause dachte ich mir und war mir nicht im Klaren, was ich dann sehen werde.
Mit einem Lächeln wartete ich an der Haltestelle auf meinen Bus, da mein Bruder noch zu einem Freund musste.

"Merve wir müssen reden.." hörte ich plötzlich von hinten.
Emre war es.
Nach dem Vorfall von heute Morgen, wollte er noch mit mir reden?
Ich sah Schmerz in seinen Blicken.
Es traf meinen Herz ihn so zu sehen.
Einerseits wollte ich ihn umarmen, andererseits stoß mich etwas weg von ihm.

"Erzähl was ist los Emre"
"Ich war grad beim Arzt"
Er bekam glasige Augen.
Diese Angst die ich in dem Moment verspürte, kann ich nicht beschreiben.
Ich wartete bis er weitersprach.
"Muss operiert werden"
Dann war nur noch Stille.
Seitlangem schon hat Emre Probleme an seinem Herzen und kann seine Emotionen daher nicht kontrollieren.
Er bekam Wutanfälle, Depressionen.
Alles mögliche.
Ich versuchte meine Tränen zu halten.
Es war schwer.

Nach einer langen Stille umarmte ich ihn.
Im Gegensatz zu mir war Emre schwach.
Er weinte alles aus, all seine Schmerzen, Wunden.
"Alles wird gut" gab ich noch leise von mir.
Als dann alte Menschen auf uns zu kamen, ließen wir uns los.

Während der Busfahrt versuchte ich ihn zum lachen zu bringen.
Ab und zu schaffte ich es.
Es wird ihm gut gehen.
Dafür werde ich sorgen, nahm ich mir vor.

Angekommen vor meiner Haustür sah ich Klamotten auf den Boden.
Ein Blick nach oben und ich sah meinen Papa wie er die Sachen hinunter warf.
"Baba ist alles okay? Was ist los?"
Rief ich nach oben.
Eine Antwort bekam ich nicht.
Stattdessen hörte ich tausend Fluche.

Was mich dann erwartete.
Damit hatte ich nie gerechnet.

Auf dem Tisch ein zerknüddelter Brief.
Schon wieder diese Angst.
Angst vor der Enttäuschung.
Zitternd nahm ich den Brief in meine Hand.

"Leider kann ich das nicht mehr Aushalten.
Mit allen Mitteln hab ich für euch gekämpft.
Nur für euch blieb ich noch in diesem Haus.
Jetzt ist es soweit.
Ihr seid alt genug um auf eigenen Beinen zu stehen.
Ich muss meinen eigenen Weg gehen.
Ich hab mich zu sehr verloren.
Erniedrigen lassen.
Heute ist der Tag der Veränderung.

Erst jetzt merkte ich, dass mein Tshirt nass wurde.
Unbewusst brach ich ihn Tränen aus.
All die Geschreie von meinem Vater, all die laute Umgebung, ignorierte mein Gedächnis.
Ich merkte nicht mal das mein Bruder kam und sich mit meinem Vater streitete.
Alles war wie abgeblockt.
Nur noch Schmerz, Angst und Enttäuschung.
Ich las weiter.

Merve mein Engel. Du bist die aller stärkste Frau, die ich kenne.
Du schaffst das alles ohne mich.
Du brauchst niemanden.
Du allein reichst dir völlig aus.
Pass auf Ege auf.
Dein Bruder ist grad nicht der ruhigste.
Auch wenn er 20 ist, ist er in seinem Kopf erst 5.
Ich weiß, dass du es schaffen wirst.
Sogar besser als ich.
Du bist ein Seelenmensch und kannst ihn abhalten Schlechtes zutun.
Efe nehme ich mit. Er ist noch zu jung.
Bitte macht euch nicht so kaputt.

Ege und Merve, ich liebe euch über Alles.

Eure Anne.

Die Trauer entwickelte sich in der nächsten Sekunde zu Hass und ich zerris den Brief in tausend Teile.
Meine Gefühle spielten verrückt.
Trauer, Hass, Wut.
Schlimme Gedanken.
Kurz davor aufzugeben.
Zu fallen.
Die Person, die mein Halt war, meine Wunden heilte.
Sie war weg.
Das Kind, das mein ganzes Leben war, mir Freude gab.
Er war weg.

Ich soll es schaffen können?
Wie sollte ich das schaffen?
Ich wurde innerlich getötet und soll wieder auferstehen?
Müssen uns alle Menschen verlassen, die wir über jeden und über alles lieben?

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Ich hoffe es hat euch gefallennn.

Merves Little Life.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt