„Was hast du da, Leo?"
„Nichts, Kevin. Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß."
„Hey, kein Grund, gleich ausfallend zu werden, Kumpel. War ja nur 'ne Frage!"
Ich ziehe mir das T-Shirt über den Kopf und drehe mich um. „Das ist meine Sache, mein Freund. Kein Grund, dich damit zu beschäftigen." Kevins Augen blitzen kurz auf, bevor er grinst. Es ist kein besonders freundliches Grinsen. Was vermutlich daran liegt, dass Kevin kein sehr freundlicher Mensch ist.
„Jaja, schon kapiert. Lass uns Frieden schließen!"
Er hält mir die Hand hin, was ich ihm keine Sekunde lang abnehme. Mit Kevin schließt man keinen Frieden. Und er ist auch der Letzte, der so etwas ausgerechnet mir anbieten würde. Trotzdem schlage ich ein. Vielleicht habe ich dann wenigstens eine Weile lang meine Ruhe.
„Frieden."
„Leo! Essen ist fertig! Kommst du?"
„Ja, Mum!"
Wirklich. Als ob ich in meinem Zimmer sitzen bleiben würde, um ihnen Anlass zu geben, sich über mich zu ärgern. Das würde ich doch nie tun. Obwohl ich möglicherweise Besseres zu tun habe, als zu essen. Nachdenken, was ich morgen anziehe zum Beispiel. Aber hey, die Auswahl in meinem Kleiderschrank besteht aus Hemden und Jeans. Und ein paar T-Shirts. Nur solche, die Dad gutheißen kann, versteht sich.
Da zu spät zum Esstisch kommen gar nicht geht, mache ich mich auf den Weg nach unten. Mum hasst es, wenn wir zu spät kommen. Oder mit dreckigen Schuhen durch das Haus laufen. Was ich genau aus diesem Grund noch nie getan habe. Als ich die Küche betrete, riecht es köstlich. Ich linse in die Töpfe. Heute gibt es Langkornreis – natürlich Bio -, dazu eine Art Fleischpfanne mit Pilzen und Erbsen. Lecker, ich liebe Erbsen. Ich würde mich jetzt gern hinsetzen und ihr einfach eine Weile zuschauen, wie sie herumhantiert, aber das ist gegen die Regeln meiner guten Erziehung.
„Kann ich dir noch was helfen?"
Mum rührt noch emsig in der Pfanne mit dem Fleisch.
„Ja, stell mal bitte Getränke für alle raus!"
Ally kommt heute zum Mittagessen. Eigentlich müsste es jede Minute klingeln. Ich glaube, sie bringt auch Josh mit, ihren Freund. Ja, so muss es sein. Davon überzeugt mich ein kurzer Blick auf den Tisch. Fünf Teller. Cool. Ich mag den Freund meiner großen Schwester eigentlich genau so sehr wie ich sie mag. Er ist ein prima Kumpel. „Was willst du trinken, Mum?"
Sie sieht nicht auf, während sie antwortet, sondern legt den Rührlöffel beiseite und stellt Teller raus.
„Einen Saft, bitte. Am besten den Traubensaft. Der ist im Keller. Josh trinkt den auch gern."
Ich nicke. „Ja, ich gehe mal schnell runter. Soll ich sonst noch was mitbringen?"
„Nein, nur das, was du trinken willst." Also noch Wasser für mich. Gut.
„Okay." Ich gehe aus der Küche, obwohl mir nach flitzen zumute ist. Dad mag es nicht, wenn ich „durchs Haus renne". Dabei mache ich die Tür hinter mir zu, damit es im Hausflur nicht nach Essen riecht. Das mag Dad nämlich auch nicht.
Die Sachen im Keller sind schnell gefunden. Mum achtet darauf, dass immer alles in denselben Schiebern ist. Unser Haus ist ordentlicher als das aller Leute, die ich sonst so kenne.
Gerade, als ich auf dem Weg nach oben wieder an der Haustür vorbeikomme, klingelt es. Ich rufe „Ich gehe schon!" in den Hausflur, stelle die Getränke neben mich und greife zum Schlüssel. Dad hält es für ein Vergehen mittlerer Ordnung, wenn nicht abgeschlossen wird. Er meint, das sei Leichtsinn bei der hohen Kriminalitätsrate in den Staaten. Im Guckloch sehe ich Josh und Ally. Ich schließe auf.
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Schattenseiten 1 - Leo ACHTUNG, diese Story wird nicht auf wattpad beendet!
RomanceLiebe Menschen, ich habe dieses Buch bei neobooks veröffentlich. Bei CreateSpace gibt es auch bald eine Druckversion. Die Links werde ich hier unterbringen, wenn sie verfügbar sind. Deswegen wird diese Geschichte hier NICHT FORTGESETZT. Schreibt m...