Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, hatte ich in der darauffolgenden Nacht kein Auge zu gemacht. Ich saß die ganze Zeit in meinem Bett und habe alte Fotos angesehen. Dauernd vibrierte mein Handy, mit Nachrichten von dir. Du hast dich um mich gesorgt, zu Recht.
Doch was jetzt kommt, damit hätte wahrscheinlich keiner von euch allen gerechnet. Nicht von mir, Liam James Payne, einem der begehrtesten Sänger der Welt. Zumindest war es zu der Zeit in der ich gelebt habe noch so.
An dem Abend kroch all meine Trauer und Wut in mir hoch und suchte sich einen Weg zu entfliehen. Früher, also als wir noch zusammen zuhause saßen Rebecca, haben wir oft über das Thema gesprochen. Sich selber Schmerzen zuzufügen nur um die seelischen Qualen zu vergessen..
Ich hatte das nie wirklich verstanden. Wie konnte man sich selbst verletzen, was muss man einer Person antun damit sie so verzweifelt ist? Und das kommt von mir, dem Jungen der sich am 29.8.2013 das Leben nimmt beziehungsweise genommen hat.
Ich weiß jetzt, das es gar nicht so viel braucht um diesen Schritt zu gehen. An dem Abend fühlte ich mich so verletzt und klein, dass ich einfach mit dem Gedanken spielte und es letztendlich auch tat. Ja, ich begann mich an dem Abend zu ritzen.
Die Schmerzen, die das Messer an meinen Handgelenken hervorgerufen hatte trösteten mich und ließen mich alles andere vergessen. Ich wollte einfach nicht mehr an dich denken, verzeih mir. Ich war sauer, ich wünschte Louis würde mit dem nächsten Auto eine Klippe hinab stürzen. Mein Gewissen war so geteilt, es schien als würde mein Körper zwei Seelen beheimaten. Ich weine immer noch, jetzt nur noch mehr...
Louis sah mich wahrscheinlich traurig an, doch mein Gesicht war unter Niall's Armen versteckt. Ich konnte nicht mehr, ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt. Er las weiter.
Das war kein Ausrutscher, keine einmalige Sache. Oh nein, es war trauriger Alltag. So zog sich das ein komplettes Jahr. Bis ein paar Wochen vor.. nun ja, diesen Briefen. Ich war den ganzen Tag allein gewesen, denn heute war es besonders schlimm. Louis und du hattet euren ersten Jahrestag. Ich hatte alle Anrufe abgeblockt und haufenweise Kuchen gegessen, so wie ich es immer tat wenn ich sauer und traurig war.
Ich saß wie immer auf den grauen Fließen im Badezimmer, das rote Blut neben meinen Armen floss schon lange, aber der Schmerz ließ mich die Zähne zusammenbeißen und vergessen. Zumindest bis ich deine Stimme hörte und im nächsten Augenblick die Tür aufgeflogen war. Ich sah zu dir hoch, du standest im Türrahmen und hast auf das Blut an meinen Armen gestarrt.
Die Sekunden die du dort standest kamen mir länger vor als sie wahrscheinlich waren, doch in meinem Kopf spielten sich währenddessen drei verschiedene Szenarien ab.
Entweder du würdest in Ohnmacht fallen und ich müsste dich ins Wohnzimmer auf meine Couch tragen, denn schließlich konntest du noch nie Blut sehen und soviel wie in dem Moment hast du wahrscheinlich noch niemals gesehen.
Die Zweite Möglichkeit war, das du mich anschreien würdest und mir sofort ein schlechtes Gewissen einreden würdest, meine Arme abwaschen würdest und die anderen anrufen würdest. Das war die wahrscheinlichste Möglichkeit. Oder, Szenario Nummer Drei, du würdest einfach wieder zur Tür hinausgehen und mit mir nie wieder ein Wort sprechen.
Aber was du gemacht hast, hat mich wirklich überrascht Becks. „Liam“ hast du geflüstert, einen Waschlappen mit kaltem Wasser getränkt und dich neben mich gesetzt. Du hast ihn auf meine frischen Schnitte gelegt und geweint.
„Ich flehe dich an, hör auf. Bitte“ dein Schluchzen brach mir ein weiteres Mal das Herz und am liebsten hätte ich mir das Messer wieder gegriffen.
Keiner von uns sagte etwas, wir saßen beide nur still schweigend nebeneinander und weinten. „Es tut mir leid“ Plötzlich sah ich dich an.
Deine Wimperntusche war verlaufen aber du sahst immer noch wunderschön aus. „Was tut dir leid?“ fragte ich dich und du hast nur mit einem „das ich nicht für dich da war Li“ geantwortet. In dem Moment konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und küsste dich.
Du warst erst erschrocken und küsstest mich nicht zurück, doch nach einigen Sekunden bewegten sich auch deine Lippen auf meinen. Perfekt..
Louis sah mich an, als ich meinen Kopf wieder hob. Zorn brodelte in ihm, das war mir bewusst. Wütend zerknüllte er den Brief und warf ihn in eine Ecke. Ich sah ihn mit Tränen erfüllten Augen an, während er auf mich zu lief.
„Deshalb hast du diese Beziehungs-Pause eingelegt?“ rief er zornig und Niall sah mich an. „Beziehungs-Pause?“ wiederholte er und sah mich fragend an. Ich nickte. „Was sollte ich denn tun, ich war mir über meine Gefühle nicht im klaren Louis!“
Wütend stand ich auf, wir standen nur noch einen groben Meter auseinander. „Aber von eurem Kuss hast du mir nicht erzählt!“ schrie er und ich schluckte meine Tränen hinunter. „Ne-ein“ flüsterte ich und sah stur auf meine Füße. Er schnaubte verächtlich.
„Hättest du mir davon erzählt, glaub mir hätte es gar keine Pause gegeben! Dann hättest du Liam soviel küssen können wie du willst, dann wärst du nämlich direkt wieder Single gewesen!“ schrie er mir ins Gesicht und ich trat einen Schritt von ihm weg.
„Oh nein, du redest jetzt verdammt nochmal mit mir!“ Grob packte er mein Handgelenk. „Lou-uis“ bettelte ich, die Haut unter seinen Fingern wurde schon ganz rot. „Lass mich los“ sagte ich mit dem letzten bisschen Kraft in der Stimmte das mir geblieben war. „Nein, Rebecca du“ begann er doch wurde unterbrochen.
„Louis, du hast gehört was sie gesagt hat. Lass sie los“ fauchte Zayn als er plötzlich neben uns auftauchte und Louis meinen Arm entriss.
„Ach, misch dich nicht ein Zayn“ meckerte Louis und sah mich an. „Wie kannst du noch auf ihrer Seite stehen, hast du nicht gehört was sie gerade vorgelesen hat? Sie hat mich betrogen. Mit Liam, tz Liam!“ Sein Blick triefte nur so vor Arroganz. Abwertend sprach er seinen Namen aus.
„Sie ist immer noch unsere Freundin Louis und ich lasse nicht zu das du ihr weh tust“ antwortete Zayn.
„Sei nicht so arrogant!“ schrie ich so laut ich konnte und beide sahen mich an. Zayn hielt immer noch meine Hand. „Sprich nicht so herablassend über Liam!“ Louis seufzte. „Er war einer meiner besten Freunde, aber er hat mir die Freundin ausgespannt. Wie soll ich bitte sonst über ihn reden?“ Wütend stapfte ich wieder zum Podium. Ich nahm den Zettel, den Louis zuvor auf den Boden geschmissen hatte und wischte mit meinem Handrücken die Tränen weg.
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To the Moon and Back
FanfictionVerlassen, Einsam, Hilflos So hat sich Rebecca eigentlich nie so wirklich gefühlt. Doch an dem einen Tag, der ihr komplettes Leben durcheinander warf, starb nicht nur er. Nun sitzt sie da, auf seiner Beerdigung und hört sich an was er zu sagen ha...