Die Farben der Stadt flogen an ihr vorbei. Es hatte aufgehört zu regnen und die Straße war rutschig. Aber es war ihr egal. Sie war aus dem Café gestürmt als der Mann verschwunden war und sie saß nun in ihrem Auto. Der Klient war wieder nicht aufgetaucht und sie hasste Unpünktlichkeit. Zornig fuhr sie über eine rote Ampel. Ihr Ziel war das Hauptquartier und es würde sie niemand davon abhalten es zu erreichen. Nicht einmal die Sirenen in ihrem Rücken. Scheiß Bullen. Sie driftete nach rechts und versuchte den Polizeiwagen abzuhängen. Hartnäckig war er in ihrem Hinterspiegel zu sehen und sie fuhr zickzack, mal in Gassen, mal auf Straßen. Doch sie konnte den Polizisten nicht abhängen.
„Ein Punkt für dich, aber ich wette der Nächste ist meiner.“ Damit gab sie Vollgas und fuhr in ein Parkhaus. Es gehörte zu der Firma für die sie arbeitete und war so gebaut, dass Verfolger ihr nicht nach kommen konnten. Das Parkhaus war riesig und verzweigt. Man musste sich hier auskennen oder man verirrte sich. Sie fuhr hinauf und folgte den gelben Pfeilen an den Wänden. Wie eine Spirale ging es nach oben und sie hörte den Polizeiwagen unter ihr. Sie gab ein letztes Mal Gas um eine größere Lücke zwischen ihr und dem Verfolger zu machen. Fast war sie im letzten Stock als sie plötzlich nach rechts bog. Es sah aus als würde sie in die Wand fahren, doch sie fuhr durch und versteckte sich in der Dunkelheit.
Das Versteck war primitiv, aber immer erfolgreich. Durch das Ewige im Kreis fahren war der Verfolger verwirrt und ließ sich von den gelben Pfeilen leiten. Doch kurz vor dem letzten Stock war dort ein Loch in der Wand, das durch eine einfache graue Plane überdeckt war. Da alles im Parkhaus gleich aussah würde man den Wänden keine Aufmerksamkeit schenken. Doch wenn nur ein Einziger die Wände genauer anschauen würde, wäre sie ertappt und in der Falle. Dazu kam es aber nie.
Gerade hörte sie wie der Polizeiwagen vorbei fuhr. Aufgeregt flatterte ihr Herz und sie hielt die Luft an. Es war stockdunkel, aber sie konnte hören wie der Polizeiwagen im letzten Stock herum fuhr und nach ihr suchte. Sie konnte sich gut vorstellen wie verwirrt der Polizist sein musste. In einem Moment war sie genau vor seiner Nase und im anderen war sie verschwunden. Sie kicherte und wartete bis sie keine Motorgeräusche mehr hörte.
Sie fuhr aus ihrem Versteck zurück und wieder hinunter. Im ersten Stock blieb sie stehen und stieg aus. Nur ein Auto stand in diesem Stock und sie ging zu ihm hinüber. Das Auto war leer und sie begann seine Nummernschilder herunter zu reißen. Sie vertauschte sie mit ihren und fuhr aus dem Parkhaus. Sie mochte dieses Auto zu sehr um es ausstauschen zu lassen, nur wegen ihrem Spiel mit dem Polizisten.
Das Hauptquartier war ein riesiger Wolkenkratzer. Offiziell war es ein Büro, aber inoffiziell der Hauptsitz der Firma für die sie arbeitete. Sie parkte ihr Auto in der Parkgarage und ging auf die Aufzüge zu. Die Musik im Aufzug war gut und sie begann mit ihren Hüften zum Takt zu schwingen. Sie hatte wieder gute Laune und sang mit.
Der Mann im Café hatte auch gesungen. Seine Stimme war tief, einwenig kratzig und durch den Alkohol, nachdem er stank, lallend gewesen, aber er hatte eine schöne Stimme. Sie hätte ihm zugehört, hätte er sie nicht gerade an einem schlechten Tag erwischt. Ein wenig war es ihr peinlich, dass sie so ausgerastet war, aber sie konnte dies jetzt nicht mehr ändern.
Es blinkte und sie war zurück und machte ein ernstes Gesicht. Der Aufzug war in ihrem Stock angekommen und sie schreitete auf die Sekretärin zu. Die blickte sie aus Rehaugen ängstlich an und war hübsch, brünett und jung, wie alle anderen vor ihr. Mr. Coleman stand auf junge Dinger und arbeitete gerne mit ihnen.
„Wo ist Mr. Coleman?“ Die Sekretärin schaute sie erschrocken an. Die Frau seufzte und schaute aus dem Fenster hinter der Sekretärin. Im Fenster konnte sie sich sehen und sie sah wirklich erschreckend aus. Ihre Haare waren getrocknet und standen in Kringeln von ihrem Kopf weg und ihre Augen funkelten vor Ungeduld.
„Susan! Was sitzt du den so versteinert herum? Mach dich nützlich und frag Ms.Rease, ob Sie etwas Trinken möchte.“ Ein Mann hatte die Lobby betreten und grinste von einem Ohr zum Anderen. Er musterte sie und sein Grinsen wurde breiter. „Laurie! Was machst du den hier?“ Er hatte sie erreicht und hielt eine Hand heraus. Sie ignorierte seine Hand und sagte: “Für Sie immer noch Ms. Rease, Mr.Coleman. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.“ „Aber, aber! Wir kennen uns ja schon seit Jahren! Findest du nicht auch, dass es langsam Zeit wird über diese Bekanntschaft zu gehen und unsere Freundschaft zu vertiefen?“ Er stupste sie verspielt in die Seite während sie auf sein Büro zu gingen und er tat so als hätte sie etwas Lustiges gesagt. Er lachte laut auf und schaute auf die Sekretärin zurück. Sie stand wie vorher, versteinert neben ihrem Stuhl und hatte komplett vergessen, dass ihr Boss ihr etwas Befohlen hatte.
Als die Tür zu seinem Büro zu fiel, hörte der Mann auf zu Lachen und wurde ernst. Sie schritt auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu und setzte sich lässig. „Ich verstehe nicht wieso wir dieses Spiel spielen müssen? Wieso weihen wir sie nicht einfach ein und hören auf uns so lächerlich zu benehmen.“ Mr.Coleman stand immer noch an der Tür und schaute sie böse an. Die gespielte Freundlichkeit von vorher war verschwunden und er hatte wieder seine Geschäftsmiene oben. „Nein. Wenn ich erst einmal mit ihr fertig bin, feure ich sie und muss mir nicht Gedanken darüber machen, ob sie unser Geheimnis für sich behält oder nicht.“ Was mit ihr fertig sein bedeutete, darüber wollte Laurie nicht nach denken. „Für welche Firma denkt sie arbeitet sie? Ach, wissen Sie was? Das ist mir egal. Ich bin nicht hier um heraus zu finden was Ihre kleinen, süßen Puppen da draußen treiben, sondern ich bin hier um mit Ihnen über den Klienten zu reden. Und mit der Unpünktlichkeit besagten Klienten.“ Laurie überschlug ihre Beine und schaute zu Mr.Coleman zurück.
Sein grauer Anzug spannte über seinem muskulösen Oberkörper und sein sonst so attraktives Gesicht war knallrot. Mit langen Schritten war er bei ihr und stütze seine Hände an ihren Armlehnen ab. „Jetzt hören Sie mir einmal zu Ms.Rease. Ihre respektlose Art gegenüber Vorgesetzten wird Ihnen sehr bald ihren Job kosten und das Einzige was sie noch von den Betrügern auf der Straße unterscheidet ist Ihr hübsches Gesicht und Ihr außergewöhnliches Talent. Ich kann Sie jederzeit genauso feuern wie diese kleine, hübsche Puppe da draußen. Den es gibt jüngere und vielleicht bessere wie Sie die Ihren Job unheimlich gerne übernehmen würden. Vielleicht sogar dafür umbringen würden. Also empfehle ich Ihnen ihre Klappe zu halten und respektvoller zu sein.“
Seine schwarzen Augen durchdrangen sie und hinterließen ein unangenehmes Gefühl. Er hatte Recht, dass er sie jederzeit feuern konnte, aber nicht damit, dass es bessere als sie gab. Das war unmöglich. Er schaute ihr eine Weile in die Augen, stand dann auf und ging auf seinen Schreibtischstuhl zu. Er setzte sich und holte eine Umschlag aus der Schublade. „Der Klient schaffte es nicht an den vereinbarten Treffpunkt zu kommen und bat mich, Ihnen diesen Umschlag persönlich zu überreichen. In ihm sind alle Informationen über Ihr nächstes Ziel.“ Er schob den Umschlag über den Tisch und Laurie öffnete ihn. Es waren alle nötigen Inforamtionen vorhanden. „Wann soll es passieren?“ „Morgen um 10 Uhr.“
Sie kramte durch den Umschlag und ihr Blick fiel auf ein Bild. Es zeigte eine Familie mit drei Kindern und der Mann war rot umkreist. Sie kannte das Gesicht von irgendwo her und plötzlich erinnerte sie sich. „Das ist doch!“ Mr.Coleman nickte nur. Überrascht blieb ihr der Mund offen. „Wie soll das gehen? Um Himmelswillen! Er ist der reichste Mann der Stadt!“ Er schaute sie an, sein Kopf war leicht zur Seite gedreht. „Das sollte ein Kinderspiel für Sie sein. Er wird nicht schwer bewacht und Sie mit Ihren außergewöhnlichen Talenten werden das schon schaffen.“ Als er ihren skeptischen Blick bemerkte, lachte er. „Kommen Sie schon, Ms.Rease! Sie haben schon besser bewachte Männer wie ihn umgebracht!“
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Das Café - ein außergewöhnliches Treffen
AventuraAls eines Nachts zwei unterschiedliche Menschen in einem Café aufeinander trafen, ahnten sie nicht, dass sie viel mehr verband als ein schlechter Tag. Es verband sie etwas viel Größeres als das.