Ich wurde durch leise Schnarchgeräusche geweckt. Als ich mich aufsetzten will, spüre ich die Auswirkungen des Wodkas erneut. Links neben mir liegt James. Er schläft noch und darüber bin ich auch froh, denn ich möchte nicht darüber reden, was letzte Nacht passiert ist. Es ist nicht so, dass ich ein schlechtes Gewissen habe oder es bereue, aber ich fühle mich trotzdem schlecht, da das ganze nur aus Eifersucht passiert ist. Ich habe aber keine Zeit, länger darüber nachzudenken, da James sich gerade bewegt und ich Angst habe, dass er aufwacht. Schnell ziehe ich mir eines von seinen Shirts über, die überall im Zimmer herumliegen. Mit leisen Schritten gehe ich in die Küche und gieße mir ein Glas Wasser ein, dann suche ich mir ein Aspirin. Als ich es schließlich gefunden habe, trinke ich das Ganze aus. Plötzlich höre ich Schritte aus dem Wohnzimmer, aber ich hätte nie damit gerechnet, IHN zusehen. Vor mir steht Jo und er sieht mich mit einem Blick an, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Ich will irgendwas sagen, aber mir fällt absolut nichts ein. Ich fühle mich ertappt und irgendwie schäme ich mich auch ein bisschen. „Na, haste ne nette Nacht gehabt?" Ich freue mich zwar, dass er etwas gesagt hat, aber das war eindeutig das Falsche. „Ach, und deine war bestimmt gaanz ruhig. Und du hast es bestimmt nicht ausgenutzt, dass Julie stockbesoffen war, oder?" schreie ich. „Das musste ich gar nicht. Wir vögeln sowieso jede Nacht!" nach diesem Satz stolpere ich einige Schritte nach hinten. Ich muss weg. Weg von diesem Haus und weg von ihm. Ich sehe ihm noch einmal an und ich glaube etwas in seinen Augen zu sehen, dass wie Bedauern aussieht. Bedauern darüber, dass er diesen Satz gesagt hat. Ohne mich noch einmal umzudrehen, renne ich aus dem Haus. Zum Glück wohne ich nur ein paar Straßen weiter, so stört es mich wenig, nur im T-Shirt durch die Stadt zu rennen. Wenige Minuten später bin ich zu Hause. Ich springe sofort unter die Dusche. Das heiße Wasser auf der Haut tut mir gut. Ich stehe noch lange so da und lasse das Wasser auf mich herabprasseln. Dabei denke ich über den Streit mit Jo nach. "Wie kann er nur sowas wiederliches sagen? Andererseits schien es ihm wirklich leid zu tun. Vielleicht empfindet er ja doch etwas für -" Ich schüttle den Kopf, denn wenn ich jetzt drüber nachdenke, mache ich mir wieder Hoffnungen und dann werde ich wieder enttäuscht. Ohne, dass ich es bemerke, laufen Tränen an meinen Wangen herunter. Ich halte mein Gesicht noch ein letztes Mal unter den Wasserstrahl, dann steige ich aus der Dusche. Als ich zurück in mein Zimmer gehe, bemerke ich, dass mein Handy aufleuchtet. Angel fragt mich, was letzte Nacht passiert ist und Amy will das selbe wissen. Ich schreibe den beiden, ob wir uns heute Nachmittag treffen wollen und lege dann mein Handy weg. Anschließend ziehe ich mir meine Jogginghose und einen Pulli an und lege mich auf die Couch.
Ich muss kurz eingeschlafen sein, denn draußen wird es schon dunkel. Gerade als ich mich frage, wo meine Mädel bleiben und ob ich sie verpasst habe, klingelt es an der Tür. Mit einem Lächeln auf den Lippen umarme ich Mary und Angel. Wir setzten uns in mein Zimmer und schon geht das Verhör los: „Wir haben dich mit James gesehen?!" „Habt ihr etwa...?" „OK, STOPP! Ganz ruhig, Leute." sage ich lachend. Also ja, wir haben miteinander geschlafen und nein, ihr müsst nicht so ein großes Ding drauß machen. „War sein Ding denn auch groß?" Zuerst schauen wir Mary zögernd an, doch dann beginnen wir alle laut loszulachen. Aber nach einer Weile fragt Angel: „Und was ist jetzt mit Jo?"
„Naja, als ich gesehen habe, dass er mit Julie auf der Party war, hat bei mir was ausgesetzt. Ich war mega sauer und wollte ihn eifersüchtig machen. Das war auch der Grund, warum ich mit James geflirtet habe."
„Ach Süße, das wird schon. Er wird schon noch erkennen was er an dir hat. Außerdem - niemand heißt Julie!"
Jetzt haben wir den totalen Lachflash und ich glaube nicht, dass der so schnell vorbei ist.2 Stunden später
„Hey Mom" mit diesen Worten begrüße ich sie, als sie das Haus betritt. „Hi Amy, wie war die Party?"
„Ja, sie war - gut." Meine Mutter gibt sich mit dieser Antwort zufrieden, sie ist viel zu beschäftigt, um sich weiter um mich zu kümmern. „Wo ist Mike?" frage ich sie. „Dein Bruder schläft heute bei einem Freund."
Wie schön, dass mir das auch mal jemand sagt... aber natürlich spreche ich diesen Satz nicht laut aus. Meine Mam ist es nicht gewöhnt, dass ihr jemand widerspricht. Mein Bruder und ich sind da ziemlich unkompliziert, das hat unsere Babysitterin gut hinbekommen, finde ich. Meine Mutter war nämlich kaum zu Hause, weil ihr Job als Journalistin sie so oft dazu zwang, durch die Welt zu reisen und ihre Kinder passten eben nicht in deine Welt.
Aber das spielt jetzt keine Rolle. Obwohl ich den ganzen Tag verschlafen habe, bin ich so müde, dass ich meiner Mam gute Nacht sage und ins Bett gehe. Als ich fast eingeschlafen bin, denke ich nochmal an den Streit mit Jo und ich weiß, wovon ich heute Nacht träumen werde.
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Nur Dich
RomanceAmy liebt Jo und Jo liebt Amy- eigentlich ganz einfach, oder? Da gibt es nur ein Problem- Jo liebt Amy nicht.