Kapitel 1: Vanillepudding

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Ich bin gerademal seit genau 2 Stunden und 34 Minuten mit Marc Meier verlobt und dann passiert sowas? Der Polizist redet und redet, während sein Kollege stumm hinter ihm steht, doch ich kann nicht mehr denken.

„Oh Gott, ist er noch am Leben?"

Der Polizist scheint verwirrt.

Oh Nein, er ist tot. Tot, meine große Liebe. Marc, eine kalte Leiche im Krankenhaus, kaltherzig aufgeschlitzt von Dr. Gummersbach.

„Äh...nein?", sagt der Polizist stark verwirrt. Gottseidank! „Haben Sie mir eigentlich zugehört? ...Hallo, hören Sie mir bitte kur...?"

„In welchem Krankenhaus ist er?", frage ich hektisch.

„Er wollte ausdrücklich ins Elisabeth Krankenhaus."

Was darauffolgt, passiert alles ohne darüber nachzudenken. Ich greife nach meinen Schlüssel und stürme an der Polizei vorbei.

Ich nehme Marcs Wagen, der nur ein paar Meter von der Gebäudetür entfernt ist. Er ist also gelaufen und nicht gefahren. Ich muss mich auf das Übelste einstellen, denn im Wagen wäre er vermutlich geschützter gewesen.

Als ich meine Hände auf das Lenkrad lege, fällt mir der wunderschöne Verlobungsring von Marc wieder auf. Komm schon Gretchen, denk positiv! Marc wird es schon schaffen. Er ist hart im Nehmen.


Endlich bin ich da, nachdem ich mindestens zehn Mal geblitzt wurde und nun bei vermutlich allen Autofahrern verhasst bin.

Ich erkundige mich hektisch bei einer Schwester in welchem Zimmer Marc liegt.

„Doktor Marc Olivier Meier, sagen sie, ...ah, das ist doch ihr Verlobter! Hm, mal sehen ...hm...hm."

„Jetzt machen Sie schon! Es geht um Leben und Tod." Bis die seine Zimmernummer herausgefunden hat, ist Marc vermutlich schon tot und begraben.

„Ah, da haben wir es ja! Vierter Stock, Zimmer 38. Aber wieso haben sie es denn so ei...?"

Ich renne zum Aufzug, steige ein und schreie alle an, die vor dem vierten Stock ein oder aussteigen. Ich bete zu Gott. Bitte lass, dass er überlebt, bitte lass, dass er überlebt.

Der Aufzug pingt, die Türen gleiten auf und ich quetsche mich durch die Menge. Marcs Zimmer ist nicht weit. Obwohl ich mich so beeilt habe, muss ich bevor ich die Klinke herunterdrücke stehen bleiben und mich darauf vorbereiten was gleich kommen könnte. Ich male mir Bilder in meinem Kopf aus, von Marc, hängend an Schläuchen und Maschinen. Der Raum bloß erfüllt mit einem regelmäßigen Piepen des Herzmonitors.

Okay, jetzt ist es soweit. Ich öffne die Tür und trete ein. Doch auf den Anblick, der sich mir dann bietet, war ich nicht vorbereitet.

„Sabine, bringen sie mir bitte nochmal den Vanillepudding, Erdbeere schmeckt so komisch."

„Dr. Meier, wir haben aber keinen Vanillepudding mehr."

„Na dann besorgen Sie welchen!", schnauzt er.

„Du...!", schreie ich. Um meine plötzlich entstandene Wut zu verdeutlichen, zeige ich mit erhobenem Finger auf ihn. Endlich bemerken mich Schwester Sabine und Marc. „... Du, Mistkerl!

Marc sieht mich verwirrt und besorgt an. Aber wieso denn besorgt? Er liegt aufrecht in einem Krankenbett. Sein linker Arm ist eingegipst. Vor ihm: Ein Tablett mit Löffel und leeren Puddingbechern. Sein Haar ist zerzaust und er trägt sein blaues T-Shirt mit M-Aufdruck.

„Ich...lass sie dann mal alleine.", sagt Schwester Sabine leise und verschwindet aus dem Raum.

Ich gehe zu ihm ans Bett und haue auf seinen rechten Arm.

„Aua!" Marc beäugt seinen Arm, als ob mein kleiner Schlag ihn abgerissen hätte.

Doch dann kann ich nicht anders als mich zu ihm ins Bett zu legen und mich an seine Brust zu kuscheln. Er legt seinen Arm um mich, drückt mich noch enger an sich und küsst mich zärtlich auf die Stirn.

„Was ist denn los?", fragt er ganz ruhig.

„Ich dachte du bist schwerverletzt, das ist los!", nuschle ich maulig an seine Brust.

Er lächelt zaghaft. „Wie kommst du denn darauf? Ich habe nur einen gebrochenen Arm und sonst nichts weiter Schlimmes. Eine Nacht im Krankenhaus, die ich für unnötig halte und dann haben wir unsere Verlobungsnacht, ...außer du willst...hier...", er sieht mich aufreizend an.

„Marc!" Ich verdrehe die Augen.

„Die Polizei war bei mir und die haben das so dramatisch gesagt...ich dachte wirklich es ist was Schlimmeres passiert. Ich meine, es kommt doch keine Polizei nur wegen eines gebrochenen Arms! Und überhaupt, was ist denn jetzt eigentlich geschehen?"

Marc schnauft. „Es hat alles angefangen mit deinem Millionär..., diesem Alexis, da..."

Ich richte mich schlagartig auf. „Frank Muffke?!"

Doctor's Diary 5 - Männer sind die beste MedizinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt