Kapitel 14: Salat und Happy End einzeln bitte! (I)

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Okay Gretchen, ganz ruhig! Wieso bin ich bloß so aufgeregt? Es ist doch nur ein Date mit Marc. Oh Gott, ich könnte schon wieder essen! Es wird vermutlich keine zwei Sekunden mehr dauern, bis Marc hier ankommt und mich abholt.

Mittlerweile bin ich mir sicher, dass wir irgendwo Essengehen werden, vermutlich in einem schicken Restaurant. Das ist zwar nicht besonders einfallsreich, aber das sich Marc überhaupt auf ein Date eingelassen hat um mich zurückzugewinnen, macht das wieder wett.

Ich sitze am Tisch im Stationszimmer und meine Sorgen um mein Kleid sind vergessen. Ich denke nur noch daran nicht in Ohnmacht zufallen. Meine Aufregung ist vollkommen übertrieben. Es wird einfach nur ein nettes Essen mit Marc und mir... und danach die Entscheidung. Oh Mann, die Entscheidung! Vermutlich meine Letzte, zumindest, was mein Liebesleben angeht, denn ich kann wirklich gern auf weitere Partnerwechsel verzichten.

Ich trage meine Haare offen. Eigentlich wollte ich einen Pferdeschwanz machen, doch da Marc ja angeblich offene Haare an mir „schärfer" findet, habe ich diese Wahl getroffen. Aus Sicherheitsgründen, um nicht umzuknicken, habe ich flache, aber dennoch elegante Schuhe gewählt. Also, wenn mich Marc darin nicht beachtenswert findet, ist er wirklich nicht der Richtige.

Und dann ist es soweit. Ich höre ein Klopfen an der Tür, sehe auf, erblicke Marc und meine Aufregung ist mit einem Mal vergessen.

Er trägt einen Anzug, eine Fliege sowie ein teuer aussehendes Hemd. Seine Haare sind ordentlich in die Form, die man von Marc kennt, gestylt. Er sieht einfach traumhaft aus, zum dahinschmelzen.

Ich stehe auf, streife mein Kleid glatt und sehe verlegen zu Boden. Sein Blick wandert von meinem Kopf, meinen Körper hinab und wieder nach oben, doch auf seinem Gesicht zeichnet sich so gut wie keine Regung ab und ein Kompliment zu meinem Aussehen wird auch nicht gemacht.

Also versuche ich es als erstes. „Du siehst toll aus."

„Danke. Komm wir müssen los, wir sind etwas zu spät dran und ich hab kein Bock, das mir irgendeiner den Tisch weg klaut." Ja, das war wohl ein Schuss ins Leere. Romantik hat auf ganzer Linie versagt. Das kann ja heiter werden.

Als wir ankommen, bin ich etwas erleichtert, dass ich aus dem Auto aussteigen darf. Während der Fahrt haben wir so gut wie kein Wort gewechselt, was auf mich sehr unangenehm gewirkt hat.

Marc hat direkt vor dem Restaurant geparkt. Und ich bin ehrlich gesagt enttäuscht. Es ist weder ein Edelrestaurant noch besonders romantisch, eigentlich fast überhaupt gar nicht romantisch, bis darauf das sanfte Liebeslieder ertönen. Naja, zumindest keine Kneipe und was soll man Anderes von einem Laden erwarten, der um diese Uhrzeit offen und sogar noch Hochbetrieb hat.

Ich möchte vor dem Lokal auf Marc warten, der noch beim Auto ist und die Türen kontrolliert, doch er ruft mir zu: „Geh schon mal zu unserem Tisch, ich will nicht auf dem Boden essen!" Oh Gott, es wird immer schlimmer!

Ein freundlicher Kellner, führt mich zu unserem Tisch und sobald ich sitze, setzt sich Marc gegenüber von mir hin. Ich mache kein besonders glückliches Gesicht, doch das scheint er nicht zu beachten.

„Darf ich Ihnen einen unserer erlesenen Weine von unserer Weinkarte anbieten?", fragt der Kellner.

„Ja, sicher.", sagt Marc und wählt einen Wein aus, dessen Namen ich beim besten Willen nicht aussprechen könnte, doch worauf ich gehofft habe passiert nicht, also muss ich es selber tun: „Haben Sie auch etwas Alkoholfreies, ich bin schwanger?"

„Ja, natürlich." Der Kellner nickt freundlich und ich bestelle einen einfachen Traubensaft, gemischt mit Wasser.

Als es zur Bestellung des Menüs kommt, kann ich mich einfach nicht entscheiden. Marc hat schon lange bestellt und der Kellner wartet geduldig, ohne zu drängeln, bis Marc schmunzelnd sagt: „Ich muss aufpassen, dass du mich hier nicht noch arm isst."

Marc blickt Bestätigung suchend zum Kellner, der seinen Blick jedoch bloß irritiert erwidert, weshalb Marc schneller verstummt als sonst. Das ist mir so peinlich und unangenehm. Wieso hat Marc mich überhaupt zu einem Date eingeladen? Um mich zu demütigen?

Ich sehe ihm in die Augen, doch er wirkt unbeirrt. Meine Augen werden feucht und bevor ich anfange zu weinen, schmeiße ich die Karte auf den Tisch, stehe abrupt auf und stürme aus dem Restaurant. Zum Glück habe ich meine flachen Schuhe an.

Bevor meine Sicht komplett verschwimmt, sehe ich noch, wie alle anderen anwesenden Gäste aufhören zu essen und ihre Blicke auf mich richten.

Ich höre das leise Klacken des Türschlosses hinter mir und dann spüre ich nur noch Trauer und Kälte, denn der Winter steht bald bevor.

Wie konnte ich nur denken Marc gibt sich Mühe, Marc kämpft um mich? Ich habe es vor längerer Zeit schon einmal gesagt, doch jetzt spüre ich es wieder: Marc tut mit bloß weh. Ich eile weiter einfach geradeaus, planlos, nur Hauptsache weg von diesem Restaurant, weg von Marc.

Doctor's Diary 5 - Männer sind die beste MedizinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt