Kapitel 3: Eine unerwartete Begegnung

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Der Mann lehnt sich nun gegen den Rahmen und kreuzt die Arme vor der Brust.

„Dass ich Sie nochmal treffe!"

„Äh...ja?"

Er sieht kurz zu Boden und schmunzelt. Ich heiße „Andreas." Er sieht mich prüfend an, ob mir sein kompletter Name noch einfällt.

„Andreas...Andreas...Andreas...Krüger!"

Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Genau!" Er sieht mich an, eigenartig, so ganz besonders. Er hat tolle Augen. Was hat das zu bedeuten? Und was soll ich jetzt sagen?

„Eigentlich wollte ich mich ja auch nur vorstellen: Ich bin der neue Oberarzt der Kardiologie.", sagt er mit einem freundlichen Lächeln.

Und er ist auch noch fürs Herz zuständig! Meins lässt er auf jeden Fall höherschlagen. Halt, Gretchen, du bist mit Marc zusammen, nein, sogar verlobt!

Andreas Krüger ist ein Arzt der perfektionistischen Sorte, zumindest was die Medizin angeht. Marc, Mehdi, Gina und ich haben ihn in Afrika kennengelernt. Er war jedoch von einer richtigen Organisation. Die beiden Männer und Gigi hatte nicht viel mit ihm zu tun, ich umso mehr. Schon dort hat er mich immer wieder so besonders angesehen, aber ich habe mir nichts dabei gedacht.

„Und Sie? Was ist ihr Fachgebiet?", fragt er mit interessiertem Gesichtsausdruck.

„Äh...ach...ich bin bloß Assistenzärztin in der Chirurgie."

„Naja, auf Assistenzärzte kommt es ebenfalls an. Ohne sie würde es auch nicht immer funktionieren."

Er schmeichelt mir. „Oder Sie sind falsch auf der Chirurgie, weshalb Ihnen der Ansporn um Aufzusteigen fehlt. Haben Sie eigentlich schon Mal darüber nachgedacht, das Fachgebiet zu wechseln? Bei uns in der Kardiologie gibt es noch freie Stellen für Assistenzärzte."

Er will mich auf seiner Station haben? Wenn er mich so ansieht, würde ich am liebsten sofort zusagen, doch ich kann mich noch zusammenreißen. „Ich überleg es mir mal."

„Freut mich. So kompetente und schöne Ärztinnen könnten wir wirklich gebrauchen."

Sein Pieper ertönt. „Ah, schon der erste Fall. Ich muss los, aber schön sie wieder gesehen zu haben." Damit geht er einfach aus dem Raum. Hat er gesagt ich bin schön? Mein Herz macht gleich noch einen Satz.


Als ich am Abend zu Hause, bei Marc, ankomme, höre ich als erstes Elkes Stimme. Sie ist anscheinend noch dageblieben, nachdem sie Marc abgeholt hatte. Zwar hätte man seine Mutter umgehen können, doch ich musste Arbeiten und Marc weigerte sich mit der S-Bahn zu fahren. Als ich aus seinem Zimmer ging, war ich sogar etwas wütend. „Ich fahr doch nicht mit der S-Bahn, wer bin ich denn?", holte ich mir seinen Wortlaut nochmal in Gedanken her. Kurzerhand rief ich seine Mutter an, schilderte was passiert ist und ließ Marc von ihr abholen.

Elkes Stimme, an Marc gewandt, unterbricht meine Gedanken.

„Und du willst diese Frau wirklich heiraten, bist du dir sicher?" Hat Marc erst jetzt Elke von unserer Verlobung erzählt?

„Ja Mutter, und ...ich bin mir nicht einhundertprozentig sicher. ", gesteht er. Das lässt mich aufhören. Marc hat Zweifel? Okay wer hat vor einer geplanten Hochzeit nicht schon Mal Zweifel? „Gretchen ist toll, und ich bin gerne mit ihr zusammen, ... aber ich weiß nicht ob ich schon dafür bereit bin. Die Verlobung hat größtenteils eigentlich auch nur wegen der Polizei stattgefunden und weniger, weil ich es selber wollte."

Ich glaub es nicht! Marc wollte sich eigentlich gar nicht mit mir verloben, er hat es fast ausschließlich nur wegen der Polizei gemacht. Ich streichle über meinen Bauch, indem Marcs und mein Kind ist. Ist ihm das denn so wenig wert? Was er gesagt hat, tut weh. Und zwar richtig.

Ich kann jetzt nicht zu Marc, ich muss weg. Bevor mich noch jemand bemerkt, schleiche ich zurück, aus seiner Wohnung. Als ich die Wohnungstür hinter mir vorsichtig schließe, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Marc hat mich verletzt.

Wo soll ich denn jetzt hin, am späten Abend?    

Doctor's Diary 5 - Männer sind die beste MedizinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt