Kapitel 2: Der Plan

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Marcs Schilderung, wie es zum Unfall kam, hätte ich mir im Traum nicht vorgestellt:

Vor einigen Tagen hat die Polizei mit Marc Kontakt aufgenommen, als Marc gerade alleine im Stationszimmer saß. Die Polizei berichtete, das Frank Muffke angeblich wieder in Berlin gesichtet worden war. Um ihn nun endlich zu schnappen, brauchten sie wieder einen Köder. Der in diesem Fall anfangs nicht Marc, sondern ich war. Er hat mich benutzt, so wie ich ihn vor eineinhalb Jahr im Park. Marc hatte der Polizei von seiner geplanten Verlobung erzählt, welche dann vorverlegt wurde um Frank anzulocken. Marc beteuert immer wieder, dass bei der Verlobung so viele Polizisten versteckt waren, dass niemals etwas hätte passieren können. Dies hat vermutlich wiederum dazu beigetragen, dass Frank nicht aus seinem Versteck kam, und die Polizei ist sich sicher, dass er dort versteckt war. Also musst noch eins draufgesetzt werden. Marc alleine auf der Straße, abends, keiner sieht hin. Ich hätte mir auch denken können, dass Marc nicht noch Einkaufen geht. Ich meine, wer plant eine Verlobung und hat dann angeblich rein gar nichts im Kühlschrank? Der Plan ging perfekt auf. Frank attackierte Marc, da er sich mit seinem „Sternchen" verlobt hatte, aber die Polizei griff einen Tick zu spät ein und so ging Frank mit einer dicken Platzwunde, sowie einem Kieferbruch und Marc mit einem gebrochenen Arm aus dem Kampf.

Zwar finde ich es irgendwie doof, von Marc benutz worden zu sein, auch wenn ich es ebenso getan hatte, aber dass er sozusagen für mich gekämpft hat, macht das wieder wett.

Als Marc mit seiner Schilderung fertig ist, blickt er zu mir, auf seine Brust hinunter. Man kann deutlich die Angst, dass ich wütend auf ihn sei, in seinen Augen erkennen, doch ich richte mich auf und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt mich an.

Unsere Lippen kommen sich immer näher, bis wir uns schließlich innig küssen. Er legt seine Hand in meinen Nacken, um mich fester an ihn zu drücken. Wir küssen uns, bis es draußen immer dunkler wird. Schließlich schlafe ich mit Marcs Arm um mich, der mich fest an ihm hält und meinem Kopf auf seiner Brust ein.


„Frau Doktor, Herr Doktor!", höre ich es laut. Woher kommt das?

„Marc, sei doch bitte etwas leiser, ich will schlafen.", nuschle ich.

Als ich meinen Kopf drehen will, fällt mir auf, das er nicht auf einem Kissen, sondern auf Marc liegt. Ich bin noch im Krankenhaus, in Marcs Bett!

Immer noch an Marcs Brust angekuschelt, schlage ich die Augen auf und drehe meinen Kopf leicht. Die Morgensonne scheint in das Zimmer. Das erste was ich sehe ist eine überforderte Schwester Sabine und mindestens zwanzig Augen hinter ihr, die Marc und mich sensationslustig anstarren: Die Assistenzärztin angekuschelt an ihren Oberarzt, Schrägstrich Verlobten...Mist! Visite!

Ich richte mich sofort auf und will meine Kleider etwas richten, als Marc neben mir langsam aufwacht. Er erblickt mich und reißt mich schon fast mit seinem Arm zu sich herunter. Sein Arm liegt so schwer auf mir, dass keine Bewegung mehr möglich ist.

„Marc!"

„Ja, Schatz?", fragt er verschlafen, zur Belustigung der anwesenden Schwestern, Praktikanten und Ärzte. Doch ein strafender Blick von Marc in die Menge genügt, und keiner traut sich mehr auch nur zu lächeln. Nur Marc selbst lächelt und dieses Lächeln ist mir gewidmet, nur mir.

In dem Kurzvortrag über Marcs Verletzungen von Dr. Rössel und Dr. Hassmann erfahre ich, dass er nicht nur ein gebrochenen Arm hat, sondern auch eine leichte Gehirnerschütterung. Die hat er aber wirklich gut weggesteckt muss ich sagen, ein Dickschädel halt.

Marc darf heute nach dem Frühstück entlassen werden, aber ich muss zumindest heute noch Arbeiten. Ich denke nämlich darüber nach, Marc die nächsten sechs bis acht Wochen Gesellschaft zu leisten, solange bis er wieder fit ist.

Als ich mich von Marc mit einem Kuss verabschiedet und mich umgezogen habe, gehe ich ins Stationszimmer um einen Bericht zu schreiben. Mir fehlt Marc jetzt schon als Oberarzt.

Ich höre ein Klopfen an der Tür und drehe mich um. Ein Mann steht im Rahmen. Er trägt einen Arztkittel, ist attraktiv, groß, hat einen Drei-Tage-Bart und flüchtig gestylte, kurze, braune Haare, doch ich habe ihn in diesem Krankenhaus noch nie gesehen. Als er mein Gesicht sieht, lächelt er...und plötzlich erkenne ich ihn doch.

Doctor's Diary 5 - Männer sind die beste MedizinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt