Luisa sieht den Jungen mit den dunklen Locken, in einer kunterbunten Welt läuft sie zu ihm hin, er bleibt stehen. "Wie heißt du?" Fragt sie neugierig. "Mein Name lautet Jonas, du bist Luisa, das weiß ich schon." Er hat riesige Augen. Ein blauer Rauch trennt ihre Blicke, Luisa hat das Gefühl, der Rauch entfernt die beiden voneinander. Sie ruft laut: "Wieso warst du nicht beim Mahl?" Als Antwort kommt ein leises Echo von Jonas: "Ich bin nicht willkommen".
Luisa wird von Adam wachgerüttelt. "Es geht los. Wir gehen jagen." Draußen legt sich gerade der Tau auf das Gras. "Wie früh haben wir denn?", fragt Luisa verschlafen. "04:20 Uhr. Da erwartet das Wild noch keine Gefahr. Die beste Zeit um loszuziehen." Am erloschenen Lagerfeuer versammeln sich nach und nach große, kräftige Männer. Einer davon ist Etan, seine Miene ist so kühl wie die Morgenluft, er würdigt Luisa und Adam keines Blickes. Das Mädchen schaut zu Adam hoch, er stöhnt und verdreht die Augen. Aus Adams Hütte kommt ein Mann, bewaffnet mit vielen Speeren und Schleudern. Er verteilt sie an die Jäger, zuletzt auch an den Lord und das Kind. Luisa bekommt eine Schleuder und einen Lederbeutel voll mit geschliffenen Steinen, einer anders als der andere. Sie ist erstaunt.
Dann geht es los. Adam ganz vorne lotzt die Truppe durch den Wald, Luisa ordnet sich mittig neben einem kräftigen bärähnlichen Mann ein. Er hat eine große Narbe an seinem Unterarm, als er bemerkt, wie Luisa ihn beobachtet, erklärt er: "Das war ein Bär..." Passt ja. "...der wollte unseren Lord angreifen, also mussten wir ihn mit allem was wir haben beschützen. Das hat höchste Priorität." "Habt ihr den Bär denn noch erledigt?" Der Mann lacht kurz auf "Natürlich, zwar nicht ich, aber ich fand ihn trotzdem lecker." Beide kichern.
Nach etwa zwanzig Minuten Fußmarsch hielt Adam inne. Wir befanden uns am Rand zu einem Feld, voll mit Wild. "Wenn wir so viele wie möglich davon haben wollen", er senkt seinen Ton "dann müssen wir sie leise aus der Ferne erledigen. Jeder Treffer muss tödlich sein, ansonsten warnen sie ihre Genossen."
Aus der Ferne, das kann Luisa am besten. Als Einzelkämpfer konnte sie es nicht mit einer Herde Hirschen, Rindern oder anderen Tieren aufnehmen, sie musste eins auffällig töten, damit die anderen die Flucht ergriffen. Leise zu sein ist für sie etwas Neues. Adam bittet die Schleudern, sich bereit zu machen. Es sind sechs Mann mit Luisa, die in die Hocke gehen und jeweils ein Tier fokussieren. Adam zu Etan: "Geh du mit den anderen Speeren auf die andere Seite der Lichtung und erwarte dort die flüchtigen Herdenmitglieder." Nach weiteren fünf Minuten gibt Adam das Kommando zu schießen. Alle sechs anvisierten Tiere fallen zur Seite, Luisa ist überrascht, wie präzise die Männer sind. Wie erwartet rennen die anderen Tiere in die Arme von Etan und seiner Gruppe, nur ein paar rennen Richtung Osten in den Wald. Von der anderen Seite hört man Jagdgeschrei und alle rennen zur Lichtung. "Volltreffer!" Ruft einer der Männer.
Wieder im Dorf angekommen ist es Vormittag, Frauen und Kinder sind schon auf und erwarten die Jäger hoffnungsvoll. Als sie die vielen Tiere sehen, die sie hinter sich herziehen, jubeln sie laut.
Viele klopfen der kleinen Luisa auf die Schulter, sie strahlt stolz. Von Weitem erkennt sie den Jungen mit den Locken neben Adams Hütte, er klatscht und grinst. Luisa möchte zu ihm, wird aber immer wieder von danksagenden Frauen aufgehalten. Der Junge verschwindet im Wald.
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Waldmädchen
AventurăLuisa ist gerade einmal vier Jahre alt, als sie bei einer Jagdtour ihres Vaters in einen Graben fällt und nicht mehr gefunden wird. Sie wächst im Wald auf, lernt, wie man überlebt und findet nach fünf Jahren Alleinsein einen Clan. Gefühle wie Gebor...