3. Von Teufeln und Göttern II

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Eine unbekannte Zimmerdecke. Das ist das erste was Henry bewusst wird, als er die Augen öffnet. Er dreht sich herum, um seine Befürchtungen bestätigen zu können. Er weiß nicht wo er ist. Dieses Zimmer ist kein bekannter Ort und die sonderbare Einrichtung macht es nicht besser. Wobei man kaum von Einrichtung sprechen kann, denn abgesehen von dem Sofa auf dem er schlief, gibt es nichts weiter außer einem kleinen Tisch auf dem ein Buch ohne Einband liegt. Henry erhebt sich und verweilt sitzend auf dem Sofa. Als er den gestrigen Abend Revue passieren lässt, erinnert er sich schnell an jenen sonderbaren Herren, der sich als Teufel vorstellte. Jetzt konnte Henry nicht mehr über diesen Gedanken lachen, denn er musste sich an diese Augen erinnern, die so sonderbar leuchteten. Zudem musste er ihm irgendetwas in sein Getränk gemischt haben, denn wieso sollte Henry nach zwei Drinks in Ohnmacht fallen. Ist er etwa bei diesem Mann zu Hause?

Viel mehr Gedanken kann sich Henry nicht machen, denn die Tür öffnet sich und eben jener Mann tritt ein. Er hat ein lächeln aufgesetzt welches Henry nur allzu bekannt vorkommt. „Der Drink war dir wohl zu viel?“ sagte der Mann während er ein wenig lacht. „Ich habe dir Frühstück mitgebracht und keine Angst, dieses mal ist es kein Teufelswerk.“ wieder musste der Mann dabei lächeln.

Henry ist noch etwas verwirrt „Also war das dein Ernst als du mir sagtest, dass du ein Teufel bist.“ Er konnte noch nicht ganz fassen, dass das wirklich geschehen ist.

„Natürlich bin ich ein Teufel, ich habe dich doch wohl überzeugt, oder?“ Er meint es ernst, das weiß man einfach. Und überzeugt hat er Henry, mehr als genug. Dieser eindringliche Blick des Mannes der sich als Daimon vorstellte. Wer diesen Blick sah wusste einfach, dass er kein Mensch ist.

„Aber wieso sollte mich ein Teufel heimsuchen?“ fragt Henry spaßeshalber. „Warst es nicht du, der um mich gebeten hat?“ sagt Daimon leicht verwundert, aber mit einem spaßigen Unterton.

Sollte Henry wirklich einen Grund gegeben haben, dass er von einem Teufel aufgesucht wird? Sein ganzes Weltbild ist im Moment dabei, aus den Fugen zu geraten. Es gibt also wirklich solche Höllengeschöpfe und wer weiß was es noch so gibt, dass der Allgemeinheit der Menschen verborgen bleibt. Aber wenn es Teufel gibt, dann müsste es doch eigentlich auch einen Gott geben. Bei einem ausgleichendem Universum, muss es doch etwas geben, was dem Teufel entgegenwirkt, sonst wäre die Welt doch schon längst von der Höllenbrut überrannt wurden.

„Aber Daimon, wenn es dich als Teufel gibt, hast du dann nicht einen göttlichen Gegenspieler?“

„Es gibt da einen..“ fing Daimon an „...der durchaus als göttlich bezeichnet werden kann. Zumindest macht ihr Menschen das so. Ihr ehrt ihn an euren Feiertagen und uns klagt ihr an euren Jammertagen, so ist es schon immer gewesen.“

„Also gibt es Gott?“ fragt Henry nun interessiert. „Aber er ist nicht so wie ihr denkt, doch vermag ich euch nicht mehr zu sagen, denn es liegt in eurer Betrachtung.“ konterte Daimon.

„Ich sehe Gott gewiss nicht so. Wenn es ihn wirklich gibt, dann war er derjenige, der mein Leben zerstört hat, mir meine Frau und meine Tochter genommen hat.“ sagte Henry nun leicht in Rage.

Daimon grinste: „Und wenn ich dir nun erzähle, dass es einem Menschen möglich wäre ihm die Stirn zu bieten?“ Henry hatte ein fragendes Gesicht: „Was meinst du damit?“

„Nun, wenn du für den alten Herrn, nichts hast als Zorn und Wut, dann lass es ihn doch spüren. Willst du ihn nicht loben für seine Untaten, wie die anderen, dann zeige es ihm. Es wäre einem Menschen möglich sich mit einem Gott zu messen und diesen zu übertrumpfen, jedoch schaffte es bisher niemand, weil niemand den Weg kannte, doch ich kann dich hinführen, denn ich bin in der Lage dir diesen Weg zu zeigen.“ Und mit diesem Satz streckte Daimon seine Hand in Richtung Henry, dieser erhob seine zögernd und senkte sie dann schnell wieder: „Bevor ich einschlage will ich wissen was du vorhast. Ein Teufel wird mir ja kaum umsonst helfen, ihr seid doch immer von irgendetwas besessen.“

Freudig aufgebracht antwortete Daimon: „Natürlich! Ich bin ein Teufel und ich will deine Seele. Ich helfe dir hier und du hilfst mir im Nachleben. So einfach ist's.“ Henry grübelt etwas vor sich hin, dann greift er nach der Hand von Daimon um einzuwilligen. „Ich habe mir doch bereits mit meinem Unglauben das Paradies verwirkt.“ sagt Henry leise während er die Hand von Daimon schüttelt.

„Topp!“ sagt Daimon und greift nun nach dem Buch auf dem Tisch. Er zieht ein Blatt Papier heraus, welches formell beschriftet ist. „Du musst nur hier unterschreiben, mein Freund. Mit einem köstlichen Tropfen Blut!“

„Sonst wäre es wohl kein Teufelspakt oder?“ sagte Henry.

Daimon zieht eine Nadel aus seiner Hosentasche und sticht damit in Henrys Zeigefinger. Ein Bluttropfen bildet sich an der Fingerkuppe und Henry drückt ihn auf das Papier. „Nun gut!“ sagt Daimon und rollt den Zettel zusammen und steckt ihn in seine innere Jackentasche. Er lacht dabei.

Deus VultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt