7. Suche

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Das Leuchten aus dem unteren Raum ist schwach und dieser alte Gang fühlt sich unheimlich an, besonders da Daimon auf Henrys Frage, was die beiden erwarten würde, keine Antwort gab. Sie kommen der Räumlichkeit näher und Henry will eigentlich nicht weiter, aber Daimon schreitet ohne mit der Wimper zu zucken voran. Der Schein aus dem Raum flackert immer stärker je näher ihm die beiden kommen, aber gleichzeitig verliert er auch etwas an Intensität. Henry kann sonst nichts und niemanden hören und tatsächlich ist die Räumlichkeit leer, denn eh er sich versieht, steht er in einem etwa fünf mal fünf Meter großen Raum, in dessen Mitte sich eine Art Altar befindet. Alles ist aus Sandstein geformt und an den Wänden befinden sich eingearbeitete Bilder, die aber scheinbar keinem ägyptischen Ursprungs sind. Auf dem Altar liegt eine brennende Fackel, von der das Leuchten kommt und sonst sind in der Ruine nur endlose Schriftstücke und Bücher verteilt.

„Verdammt, wäre auch zu einfach gewesen.“ Das war alles was Daimon hervorbrachte. Dieser beginnt auch sofort in den Schriften nach etwas zu suchen. Henry betrachtet hingegen die Bildhauerei an den Wänden. Er kann aber nicht erkennen was diese darstellen sollen, da es sich bei ihnen wohl mehr um eine hieroglyphische Schrift handeln muss. Nun ist sein Augenmerk auf die Papiere gefallen und er nimmt sich ein Stück altes Papier von dem Altar und versucht die Schriftsprache zu deuten, aber ebenfalls erfolglos. Das einzige was er erkennt ist wohl die Skizze eines Sternbildes, aber welches genau, das vermag er nicht zu sagen.

Viel länger kann Henry nicht über diesen sonderbaren Ort staunen, denn Daimon packt ihn bereits um ihn wieder Richtung Oberfläche zu ziehen. „Das ist schlecht, aber es bleibt uns wohl nichts anderes übrig als weiterhin zu suchen.“ „Aber was suchen wir denn? Oder wen? Könntest du mir das wenigstens verraten?“ „Das würde eh nichts bringen Henry, dein kleiner Kopf würde das nicht so ganz verstehen.“ Perplex über diese Antwort, muss Henry etwas überlegen, bevor er die Beleidigung dahinter erkannt hat. Aber er kann eh nichts gegen seinen teuflischen Begleiter sagen. Es ist Henry allgemein ein Rätsel, warum er ihn mit auf diese Reise genommen hat, geschweige denn, was es dem Teufel bringen würde einen Menschen gegen Gott zu führen.

Darüber macht sich Henry Gedanken während sie durch die Wüste reisen, aber die Zeit verging viel schneller als Gedacht, denn als bereits die Nacht dämmert, sehen beide am Horizont eine große Stadt leuchten. „Wo sind wir Daimon?“ „Das ist Lagos. Wir werden Afrika verlassen und nach Amerika aufbrechen, denn hier gibt es nichts weiter was uns interessiert.“

Sie durchqueren die leuchtende Stadt um zum Hafen zu gelangen. Woher Daimon weiß, welches Schiff wo, wann, wohin ablegt, weiß Henry nicht, aber wiedermal schreiten sie zielgerichtet voran, nur um ein großes Containerschiff zu erreichen. Daimon wird herzlich begrüßt von einem der Matrosen und auch die andrem scheinen ihm nicht schlecht gesonnen zu sein. Daimon ist die Überfahrt lang mit der Crew beschäftigt, sodass Henry Zeit für sich hat. Und wieder tauchen diese Fragen in ihm auf. Was hat das alles zu bedeuten. Kann er wirklich einfach einen Gott übertrumpfen? Würde das irgendwie das Gleichgewicht zwischen dem Teufel und Gott beeinflussen? Oder ist es genau das was Daimon will? Die Macht alleine zu haben? Wenn es so wäre sollte Henry seine Reise nicht fortsetzen, aber gleichzeitig ist ihm bewusst, dass es für eine Umkehr bereits zu spät ist und für einen solchen Fall, gab es ja den Pakt. Wenn Henry jetzt aufgibt, dann wird er wohl direkt in die Hölle gezogen. Ein Teufel lässt sich doch nicht über das Ohr hauen. Dennoch muss sich Henry etwas ausdenken, falls es denn mal soweit kommt.

Die Überfahrt verging recht schnell und Henry findet sich in Mittelamerika wieder. Er konnte auch dieses mal nicht in Erfahrung bringen wo genau es hingehen soll, aber wie immer geht Daimon gleich los, nachdem er sich kurz umgesehen hat. Es war eine willkommene Abwechslung von der heißen Wüste. Es ist zwar immer noch heiß, aber trotzdem deutlich angenehmer, was wohl auch durch die vielen Bäume bedingt ist, die halbwegs Schatten spenden.

Daimon hat nun auch irgendwo einen Einheimischen aufgetrieben, der mit einem kleinen alten Jeep vorfährt und Henry zögert auch nicht auf Daimons Gestik hin einzusteigen.

Sie fahren auf einem unwegsamen Pfad in Richtung entlegener Natur, vorbei an Palmengewächsen und durch wucherndes Unterholz, wobei sich Henry eigentlich etwas freut, denn er wollte eigentlich schon immer mal nach Süd- oder Mittelamerika, aber er und Rita hatten es bis jetzt noch nie geschafft, auch wenn die Idee mit Lara herzukommen schon mal Thema war.

Gedankenversunken merkt Henry gar nicht, dass sie sich einer alten Mayastadt nähern, denn er sieht sich erst bewusst um, als er von den altertümlichen Ruinen umgeben ist. Das Auto hält vor einer großen Pyramide und Daimon steigt aus. „Na komm schon, wir haben nicht ewig Zeit.“

Henry springt aus dem Jeep und dieser fährt weg, nachdem der Teufel etwas zu dem Fahrer flüsterte. Als beide auf die Pyramide gerichtet zu ihr empor schauen, unterbricht Daimon die Stille „Ganz schön auffällig, meinst du nicht auch?“

„Hab mir schon fast gedacht wir müssten hier her.“

„Knapp daneben ist auch vorbei, das wäre ja wirklich zu auffällig.“ Daimon wendet sich von der Pyramide ab und geht in Richtung einer der anliegenden Stufen zu einer flachen Ruine. Hnery ganz perplex, kommt erst nach einer gewissen Zeit nachgelaufen.

In dem Raum der Ruine befindet sich nichts wirklich auffälliges und Daimon geht erst leicht irritiert umher. „Ach hier war es.“ Er drückt einen der Ziegel und geht in die andere Ecke des Raums und hantiert an einer Säule und plötzlich öffnet sich der Boden und ein finsterer Gang tut sich auf. Ein leichter Geruch der Fäulnis tritt hervor und alles ist voller Spinnweben. „Das sieht ja noch schlechter aus als in Afrika, aber wir schauen trotzdem mal nach.“

Henry folgt seinem teuflischen Führer, der damit beschäftigt ist die Spinnweben zu beseitigen. „Das hat ja nicht einmal ein Teufel verdient.“ beschwert dieser sich. Und am Ende des dunklen Weges befindet dich ein kleiner Raum, der nur durch ein Feuerzeug erhellt wird, welches Daimon aus seiner Tasche gezogen hat. „Hab ich mir gleich gedacht, absolut kein Zeichen, dass irgendwer hier war.“

„Heißt das wir sind auch völlig umsonst hierher gekommen?“ Henry ist sichtlich entmutigt und Daimons Motivation scheint auch angeschlagen zu sein. „Ja Henry, wir sind völlig umsonst nach Amerika gekommen, aber nur nicht verzagen.“ Daimon geht nun entschlossen Richtung Oberfläche, dort pfeift er laut und einige Minuten später kommt der Mann in dem Jeep vorgefahren. Beide steigen wieder ein und lassen sich zurückfahren. „Aber Daimon, wo müssen wir denn nun jetzt wieder hin? Nordamerika? Die Antarktis? Grönland?“

„Ich würde sagen Indien...“ Henrys verdreht seine Augen „... aber da du ja so oder so keine Lust mehr hast, habe ich mir etwas anderes überlegt: Wir lassen uns vom nächsten Schiff nach Florida bringen.“ Daimon scheint sehr erfreut über seine Idee und Henry stimmt ihm gerne zu, denn die USA sind allemal besser als nochmal um den halben Planeten zu reisen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 07, 2013 ⏰

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