Henry war auf dem Weg nachhause. Es ist eine gute Idee ein Bad zu nehmen, so unterkühlt wie er ist. Vorher würde er jedoch noch am nächsten Laden halt machen um Kaffee zu kaufen, denn dieser ist alle. Der Laden den er anpeilt stellt keinen wirklichen Umweg dar. Dort angekommen, geht Henry zielstrebig auf das Regal mit den ganzen Kaffeesorten zu, denn er kennt den Laden in- und auswendig. Ohne darauf zu achten welche Sorte es ist, greift Henry einfach blind in das Regal, schaut kurz die Verpackung an, um zu prüfen ob es sich tatsächlich um Kaffee handelt und macht sich nun auf den Weg zur Kasse. Nachdem er bezahlt hat, will er schnell den Laden verlassen, stößt jedoch plötzlich mit jemanden zusammen, der wohl gerade den Laden betreten wollte. Henry liegt am Boden und blickt zu der Person, mit der er kollidierte. Es war ein Mann, durchschnittlicher Statur und kurzen schwarzen Haaren. So wie Henry zu ihm rüber sieht, bietet der Mann bereits seinen Arm als Stütze an, um Henry aufzuhelfen. Dankend greift Henry nach der Hand und erstaunlicherweise zieht der Mann ihn mit einer Leichtigkeit hoch, als wäre Henry ein Kind. Bevor Henry irgendetwas sagen kann, ergreift der andere das Wort: „Entschuldigung, mein Herr.“ er hat ein leichtes Lächeln im Gesicht. Henry ist ganz perplex, schüttelt kurz seinen Kopf und nickt dann. „Ist alles in Ordnung?“ fragte der Mann, aber mit einem gewissen Unterton, so wüsste er, dass alles in Ordnung sei.
„Ja, alles bestens.“ erwiderte Henry. Der Mann nickt langsam und geht nun in den Laden hinein. Henry macht sich nun auf den Heimweg.
Als erstes geht Henry ins Bad und lässt sich ein warmes Bad ein, dann geht er in die Küche um einen Kaffee anzusetzen. Ja, so ging es doch halbwegs, mit einem frischen Kaffee im heißen Wannenwasser liegend. Er döst vor sich hin.
Wage Visionen und seltsame Träume beherrschen seinen Verstand, doch sobald der nächste einsetzt, ist der vorherige wieder vergessen. Er fühlt sich ratlos und von Ungewissheit umgeben.
Nun kommt er wieder zu sich. Wasser und Kaffee sind kalt. Er quält sich aus dem Bad um noch etwas Haushalt zu erledigen, da es bereits Nachmittags war. Er will den Rest vom Tag ruhig angehen. Nach dem Abendessen wird er Fern sehen und danach ins Bett gehen.
Mittlerweile ist es 21.35 Uhr und er würde es sich zu gerne vor dem TV bequem machen, aber Henry kann einfach nicht entspannen. Warum? Soll er lieber wieder etwas unternehmen? Henry erhebt sich vom Sofa und geht in die Küche. Wenn er eh schon keine Ruhe hat, dann kann er ja auch außer Haus gehen. Er schnappt sich seine Jacke und geht. Auf halben Weg ändert er jedoch seine Richtung etwas. Er wird heute in eine andere Bar gehen, denn für Caro hat er heute einfach keine Nerven. Er würde das Devil's Nest besuchen, eine Rockbar. Nicht dass er der Riesenfan von so etwas wäre, aber es ist eine willkommene Abwechslung.
Es ist ein ganzes Stück weiter weg und Henry brauchte etwa vierzig Minuten. Sonderlich viel war nicht los, natürlich nicht, denn es war ja auch mitten in der Woche. Er wählt einen Hocker an der Ecke der Theke und bestellt als erstes einen Drink. Viel war nicht los und die Musik war auch nicht sonderlich laut, man wollte ja nicht die wenigen Leute in ihren Gesprächen belästigen. Henry wollte noch seinen Drink leeren und dann doch wieder gehen, da kann er den Abend genauso gut zu Hause verbringen. Plötzlich tippte es auf seine Schulter und jemand setzte sich auf den Hocker neben Henry. Es war der Mann aus dem Laden, am Morgen. Er lächelte Henry an und bestellte zwei Drinks. Einen stellte er vor Henry. „Sieh es als Wiedergutmachung an“ und der Mann lachte leicht dabei. Henry kippte seinen Drink aus um mit dem des Mannes zu beginnen.
„Dich habe ich hier aber noch nie gesehen.“ sagte der Mann mit leicht fragendem Unterton zu Henry. Dieser erwiderte: „Ich komme auch nicht oft her und das obwohl ich viel Zeit in irgendwelchen Bars verbringe.“ Der Mann nickte zustimmend. „Seit meine Frau und Tochter verstorben sind, habe ich nichts besseres zu tun. Ich habe auch keinen wirklichen Antrieb für irgendwas.“ Der Mann hat ein subtiles Lächeln aufgesetzt, welches tief in Henry eindrang.
Warum erzähle ich ihm das alles überhaupt? Fragte sich Henry. Bin ich denn wirklich schon betrunken? Was ist das denn überhaupt für ein Drink? Henry sah sich um. Die Bar hat sich mittlerweile sehr gefüllt. Schon etwas zu sehr für einen gewöhnlichen Wochentag. Henry macht wohl ein ziemlich fragendes Gesicht, denn der Mann öffnete nun den Mund: „Vielleicht sollte ich mich ja erst einmal vorstellen, bevor du mir deine Geschichte zu ende erzählst Henry.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern ihnen meinen Namen verraten zu haben.“ Und als Henry dies sagte realisierte er erst in welch skurrilen Lage er sich befand. „Aber ich kenne dich doch bereits Henry“ der Mann musste wieder lächeln.
„Wolltest du dich nicht vorstellen?“ sagt Henry ganz verdutzt.
„Gewiss doch. Ihr könnt mich Daimon nennen. Daimon Umbraris.“
Henry musste schmunzeln. Was sollte das für ein Name sein? Aber der Herr neben ihm wirkte sehr ernst. „Das klingt aber nicht wirklich nach einem richtigen Namen.“ sagte Henry, der immer noch schmunzeln musste. „Natürlich nicht, aber bei uns Herren kann man das Wesen nun einmal aus dem Namen lesen.“ antwortete der Herr.
„Also willst du mir weismachen, dass du eine Art Dämon bist?“
„Teufel trifft es besser.“
„Dann eben Teufel.“ Henry konnte sich ein Lachen nicht länger verkneifen.
„Du solltest mich nicht unterschätzen...“ sagte der Mann lächelnd. „...Mensch!“ fügte er noch mit einem bösen Fauchen hinzu. Und Henry verging das Lachen schnell, denn nun keimt in den Augen des Mannes ein rotes Leuchten auf. Henry wird das zu viel, er will irgendwie weg, doch wie er sich erhebt, so wird ihm schwindlig und die Ohnmacht überkommt ihn. „Was war das für ein Teufelstrunk?“ sagte Henry ermattend. So wie ihm die Augen zufielen konnte er noch das lächelnde Gesicht des Mannes sehen.