Ein unvergesslicher Sommer

Kapitel 6

Doch vielleicht hatte ich mir das mit dem Beobachten nur eingebildet. Gerade hatte ich eindeutig wichtigeres im Kopf als irgendwelchen Hirngespenstern Aufmerksamkeit zu schenken.  Denn in genau 29 Minuten und 30 Sekunden hatte ich mein erstes Date mit Linus!!!
Ich glaub ich war noch nie so aufgeregt wie gerade, denn es war mein erstes Date. Ich weiß 19 ist reichlich spät dafür, aber nach dem Tod meiner Eltern und dem Leben im Weisenhaus hatte ich eindeutig andere Dinge im Kopf.
Ich bin so aufgeregt, ich könnte an die Decke springen und mich gleichzeitig in der hintersten Ecke des Hauses verkriechen. Es gibt so viele Gedanken die mir durch den Kopf schießen. Es war gar nicht mehr so lang bis zu unserem ersten gemeinsamen Abendessen.
Linus Kopp warum bin ich die Glückliche? Meiner Meinung nach könnte er wirklich jede haben.. Heute ist so ein Tag, da könnte ich die ganze Welt umarmen.
Noch zehn Minuten dann ist es so weit. Wünsch mir Glück liebes Tagebuch.

Er drückte meine Hand etwas länger als üblich. Oder bildete ich mir das bloß ein? Aufjedenfall cool tun, ermahnte ich mich. Schließlich reichte es ja, dass ich mich bereits einmal lächerlich gemacht hatte!
  Ich sollte jetzt vielleicht irgendetwas lustiges sagen, so dass ich ihm gefallen würde. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, doch ich konnte nicht mehr klar denken. Ich sah ihn einfach an.
Seine braunen Locken waren leicht zerzaust vom Wind und er musterte mich noch immer mit seinen leuchtend grünen Augen. Zu meiner Verteidigung, da ist es auch schwierig einen klaren Gedanken zu fassen. Und zu allem Überfluss viel mir auf,  dass ich mich seit gestern nicht mehr gekämmt hatte. Ich musste aussehen wie eine Verrückte! Mist,  und ungeschminkt war ich auch noch!
Verlegen fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare um zu retten, was noch zu retten war. Doch bevor ich weiter über meine wohl nicht ganz so gelungene Wirkung nachdenken konnte stellte mir Noah eine Frage und riss mich aus meinen Gedanken.

„Fährst du auch zum See?"
Ich nickte, dankbar dass er das Schweigen gebrochen hatte, aber immer noch  unfähig irgendetwas zu sagen und lächle ihn einfach an. Oder sollte ich lieber nicht lächeln, vielleicht kam das ja nicht gut? Egal es war sowieso schon zu spät.

Er strich sich seine braunen Haare die ihm teilweise ins Gesicht hingen aus dem Gesicht. „Komm, oder möchtest du noch ein bisschen weiter die Landschaft beschimpfen?" fragte er, ich schaute betreten zu Boden und stieg auf mein Fahrrad. Schweigend fuhren wir nebeneinander  her. Bis er erneut das Schweigen brach:
„Was treibt dich in ein Kaff wie dieses, wie du es auch vorhin schon richtig benannt hast?"
Schon wieder wurde ich rot. Wann würde das nur endlich aufhören!

„Ich bin die nächsten 6 Wochen bei meiner Oma in Binglingen. Nicht ganz freiwillig, wenn du es genau wissen willst! Leider kann man es sich ja nicht immer aussuchen... Was ist mit dir, machst du auch Urlaub hier?"
„Nein, ich wohne hier in Binglingen"
meinte er achselzuckend.
„Ganz schön langweilig auf Dauer, oder?",  fragte ich mitfühlend ich konnte mir nicht einmal vorstellen hier 6 Wochen zu verbringen...
„Ja geht, ich kenn es nicht anders" meinte er
Ich schaute zu ihm hinüber und begann erneut ihn zu betrachten.   Seine Haut war leicht gebräunt und er wirkte sportlich. Wie er da so leichtfüßig vor sich hin fuhr.  Er war das absolute Gegenteil von mir, ich war nicht übermäßig sportlich, hatte schwarze Haare und eine blase leicht weiß schimmernde Haut. Aber Moment, Gegensätze ziehen sich doch an, also müssten wir perfekt zusammenpassen.
Wie gut das schon klang Mia und Noah, ja ich fand das passte gut zusammen....

Sie war ihnen in erheblichen Abstand gefolgt. Wie den beiden ihre Anwesenheit völlig entgangen war. Viel zu sehr waren sie damit beschäftig sich anzuschmachten. Wie es sie schon anwiederte es mit anzuschauen und geschehen zu lassen. Sie musste sich regelrecht zurückhalten um nicht einzugreifen.
Aber ihre Zeit würde kommen da war sie sich ganz sicher. Wenn sie schon daran dachte konnte sie eine aufkommende Schadenfreude nicht unterdrücken. Dieses Mädchens würde ihr blaues Wunder erleben dafür würde sie sorgen!