Kapitel 1

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Es ist ganz leicht zu finden, hatte er gesagt. Du kannst dich eigentlich gar nicht verlaufen, hatte er gesagt.
Und was ist passiert?
Ich hab den Laden nicht gefunden, und mich jetzt auch noch verlaufen.
Nah am Eiffelturm, hatte er gesagt, und jetzt konnte ich das riesige Bauwerk noch nicht einmal entdecken.
Das ist doch jetzt ein blöder Scherz!
Heute war mein erster Tag in Paris, und schon habe ich mich verlaufen.
Aber was erwartet man auch schon von mir, Clary Fray?
Ich ziehe das Unglück ja praktisch magisch an.
Vorher wohnte ich mit meiner Mutter in London, ihrer Heimat, und mein Zwillingsbruder Nathaniël  mit unserem Vater in Paris, seiner Heimat.
Mein Bruder bekam den Nachnamen von unserem Vater, Debartier, und ich den meiner Mutter, Fray.
Als meine Mutter dann letzte Woche nach China abgehauen ist, wurde ich hierher verfrachtet.
Dann wollte ich neue Malutensilien kaufen ( da meine beim Zoll liegen geblieben sind), da meinte mein Bruder, das es einen schönen Laden am Eiffelturm gäbe, und dass ich ihn gar nicht verfehlen könne.
Er hatte noch etwas zu tun, hatte er gesagt, und das das Einzige was ich wissen müsste, wäre, dass ich mich vom 15. Viertel fernhalten solle.
Tolle Wegbeschreibung!
Und selbst wenn ich den Weg ( irgendwie ) zum Laden finden sollte, wie will ich dann bitteschön zurückkommen?
Huh?
Unsere Adresse kenne ich, 16 Avenue de la Foret Noire, aber wo das ist?
Kein Plan.
Ich komme an eine Kreuzung.
Keine der Straßennamen kommt mir bekannt vor, und weit und breit ist keiner zu sehen, den ich in meinem verkorksten französisch hätte fragen können.
Ich stoße einen Wutschrei aus, und trete einmal heftig gegen die Mauer.
Dann gleite ich an der Mauer herunter, und bleibe mit dem Rücken an der Wand gelehnt, sitzen.
Jetzt denkt man sich doch, warum ich nicht einfach mein Handy raushole, und irgendjemanden anrufe.
Meine Mutter dachte nicht, dass ich so etwas brauchen würde.
" Na, was machst du so alleine im 15. Viertel?"
Ich zucke zusammen.
Am liebsten hätte ich mir eine geklatscht. Warum mach ich immer das, was ich nicht machen soll?
Dann schaue ich hoch.
Ein Junge im Katzenkostüm steht vor mir. Der ist bestimmt aus der Klapse ausgebrochen.
Na toll!
Schnell richte ich mich auf, und renne weg. Was soll ich sonst tun?
Mich wie in Actionfilmen mit nem Jungen prügeln, der locker einen Kopf größer ist als ich? Ganz bestimmt nicht.
"Hey, keine Angst, ich tu dir nichts. Sonst wäre ich nicht der Held von Paris"
Der Klapsen-Junge steht vor mir.
Wie hat er das geschafft?
Okay, schneller als ich zu sein ist auch keine Zauberei.
Anscheinend muss ich ziemlich verwirrt sein, denn er sagt noch mal mit Nachdruck. "Na ich bin Chat Noir"

Die Reinste KatzastropheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt