Vater und Tochter

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Sooo! Da bin ich auch schon wieder (oder auch endlich wieder) mit einem neuen Kapitel :D Jetzt treffen die beiden Sturköpfe endlich aufeinander. Es wird heiter und ein wenig dramatisch ;) Viel Spaß beim Lesen!



She was chaos and beauty intertwined


Severus schritt harschen Schrittes in seinen Räumlichkeiten auf und ab. Er war nervös. Ja, Professor Severus Snape, griesgrämiger, hämischer, gefühlstoter Tränkemeister von Hogwarts, war nervös. Es kam ihm vor als steckte er in einer verborgenen Parallelwelt fest, die zu der normalen koexistierte. Und er war in ihr gefangen. In dieser Parallelwelt hatte er eine Tochter namens Mallory und würde sie in bereits wenigen Minuten treffen. Er fuhr sich in einem Anflug von erhöhtem Stresspegel mit den Händen durch das schwarze Haar und zwang sich, ruhig durchzuatmen.


Das Schlagen der Turmuhr von den dämmrigen Schlossgründen holte ihn in die Wirklichkeit zurück. War es denn schon sechs? Er blieb so plötzlich mitten im Raum stehen, dass er mit seinem langen Umhangsaum eines der Zutatengläser heruntergefegt hatte und das spitze Zerschellen des Glases auf dem steinigen Kerkerboden jetzt schrill in seinen Ohren nachhallte. „Bei Salazar", entfuhr es ihm zischend. Seit Jahren war ihm nichts mehr auf so stümperhafte und unmagische Weise kaputtgegangen. Das war ja fast longbottomhafte Manier. Mit fahrigen Fingern zog er rasch den Zauberstab unter seiner Robe hervor und mit einem Wink landeten die Löwenfischgräten wieder in ihrem Behältnis, das sich auf magische Weise wieder zusammengefügt hatte ohne die winzigste Scherbe auf dem rauen Steinboden hinterlassen zu haben.

Er wollte sich gerade bücken, um das Glas wieder ins Regal zu stellen, da klopfte es dumpf an seine Bürotür. Er hielt jähe mitten in der Bewegung inne. Das musste Dumbledore sein. Und in Dumbledores Begleitung befand sich... – Mallory. Schnell setzte er eine undurchsichtige Maske auf. Ein Schnippen mit dem Ebenholzstab und das wenige Sekunden zuvor reparierte Glas landete mit einem leisen Wusch wieder auf seinem Platz neben den eingelegten Rattenmilzen im angestaubten Zutatenregal an der Stirnseite des dunklen Büros.

Er schloss einen Moment die Augen und öffnete sie, als es erneu klopfte. Mit langen Schritten durchquerte er den Raum und riss die Bürotür auf. Seine kalten schwarzen Augen bohrten sich in die funkelnden strahlendblauen des Schulleiters. Hinter ihm lugte gerade noch ein winziger Hauch von dichtem, kräftigem, dunklen Lockenhaar hervor, der Rest der Sicht wurde von Dumbledores ausladendem mitternachtsblauen Umhang verdeckt, der mit feinen silbernen Monden und Sternen bestickt war. Severus blinzelte. Dumbleore lächelte so beseelt und freundlich, dass Snape ihn am liebsten direkt wieder die Tür vor der Nase zugeschlagen hätte. Doch seine Neugierde war größer.

„Guten Abend, Severus", Dumbledores Stimme klang feierlich und beschwingt, „Wie ich sehe, hast du uns bereits erwartet." Er ließ den Blick amüsiert durch das ordentliche Büro schweifen.

„Ich habe niemanden erwartet", knurrte Severus, doch der Schulleiter von Hogwarts lächelte nur und trat einen Schritt zur Seite. Große, hübsche, dunkelbraune Augen blickten scheu zu Severus empor. Er schluckte. Das waren Mallorys Augen. Die Augen seiner Tochter. Ein Schauer lief Severus den Rücken hinab und sein Herz begann mit einem Mal wie wild zu schlagen. Fast so wild wie in jener Nacht, als er erfahren hatte, dass er eine Tochter hatte.

Dumbledores Anwesenheit störte Severus in diesem Moment aus irgendeinem Grund, obwohl er dessen Gesellschaft im Grunde gut ertragen konnte. Doch er hätte diesen Moment am liebsten alleine erlebt. Nur mit seiner Tochter. Ohne Augenzeugen seiner Mimik und Emotionen.

„Dürfen wir eintreten?" Dumbledore lächelte noch immer.

„Selbstverständlich." Severus machte dem Schulleiter Platz, der sogleich eintrat und es sich in Severus' Lieblingssessel am Kamin bequem machte. Mit aufeinander gepressten Kiefern wandte Severus ihm den Rücken zu. Seine Augen blitzen gefährlich auf, als er sich abermals der Tür zuwandte... Und dann betrat endlich Mallory den Raum und er sah zum ersten Mal in seinem Leben seine fünfzehnjährige Tochter. Nein, wie Caitlin sah sie gewiss nicht aus. Er war beinahe erleichtert.

Severus musste erneut schlucken. Er hatte bisher nie wirklich darüber nachgedacht, wie sie wohl aussehen würde, sondern vielmehr darum, wie wohl ihr Betragen sein würde und wie ihre Noten aussahen... Doch jetzt sah er sie lebendig und leibhaftig vor ihm und etwas in ihm verkrampfte sich unweigerlich. Als er sie anstarrte, stumm und mit kaltem Blick – berechnend und tadelnd zugleich- und sie seinen Blick erwiderte, da wurde ihm seltsam warm ums Herz. Severus mochte dieses Gefühl nicht. Das war ein Zeichen von Schwäche und er drohte wieder in diese Koexistenz abzurutschen.

Aber da stand sie vor ihm. Mallory. Einfach Mallory. Kaum eins siebzig groß. In einem Sommerkleid, das viel zu kurz war und hellen Stoffschuhen, die zu dünn waren für den nahenden Herbst. Aber sie war es. Mallory. Untröstlich, unabänderlich seine Tochter. Ihre Statur war ein wenig zu schlaksig und sie wirkte unbeholfen, wie sie da so mit gekreuzten Beinen vor ihm stand. Für ihr Alter war sie durchschnittlich schlank, hatte dabei aber doch ein recht hübsches Gesicht und zu blasse Haut. Lange schmale Arme und Hände. Ihre Augen waren so dunkel wie die seinen und ihr dichtes schwarzes Haar umrahmte in buschigen Wellen ihr schmales Gesicht. Sie sah nicht bis aufs Detail aus wie er, aber dennoch erkannte er sich in ihr wieder. Sie hatte dieselben Hände, dieselbe Körperstatur, dieselben Augenbrauen, denselben Mund... Ja, sogar dieselben Augen. Nur die hohen Wangenknochen und die Nase schien sie von ihrer Mutter geerbt zu haben, genauso wie die Naivität und die Ungeschicklichkeit.

Sie hob unsicher die Hand. „Ähm, hi." Da war ihre Stimme, flache Vokale und der Klang des mittleren Westens. Severus bemühte sich, nicht zusammen zu zucken. Scheußlich. Und so reizend sie auch aussah mit ihren Rehaugen und dem dichten Haar, das sie wohl mühevoll zusammengedreht hatte, so fremd war sie ihm auch.

„Nein", bellte er.

Sie wich einen Schritt zurück. Ihre Augen waren mit einem Mal sehr hell. „Nein?" Ihre Lippen konnten den Hauch Überraschung, der in dieser Silbe mitschwang nicht schmälern. Doch sie hatte augenscheinlich sofort verstanden. „Verzeihung!", schob sie hinterher und blickte hilfesuchend zu Dumbledore, der jedoch nur freundlich lächelnd das Mienenspiel zwischen Vater und Tochter beobachtet hatte und sich jetzt seufzend aus dem ledernen Ohrensessel erhob.

„Nun denn", der Schulleiter zwinkerte Mallory zu, „Welch saloppe Begrüßung... Ich denke, ich werde mich nun zurück in mein Büro begeben und den gewissen Papierkram erledigen." Er strich sich über den silbrig schimmernden Bart und griff nach der Messingklinke der Bürotür. „Ich erwarte Sie dann nachher noch in meinem Büro, Miss Fenwick, wie besprochen."

Mallory nickte rasch. „Natürlich, Sir. Vielen Dank für alles." Sie bemühte sich, ein Lächeln zustande zu bringen, aber es wirkte ein wenig aufgesetzt. Severus spürte unweigerlich den Schmerz darin.

„Keine Ursache", Dumbeldore zog die Bürotür auf und trat auf den leeren Gang hinaus. „Ihre Mutter war eine bemerkenswerte Hexe, Miss Fenwick, ich freue mich sehr, Sie nun in Hogwarts willkommen zu heißen und bin sicher, Sie werden der Schule alle Ehre machen, genau wie Ihre Eltern."

Mallory schlug die Augen nieder. „Gewiss, Professor." Dumbledore bedachte sie mit einem letzten prüfenden Blick, nickte Severus zu und zog die dunkle Tür hinter sich zu. Dann war es still.

„Nun", Severus machte einen zögernden Schritt in Mallorys Richtung. „Ich denke, wir sollten erst einmal miteinander reden, nicht wahr? Schließlich haben wir einige Jahre aufzuholen..." Er deutete auf die Couch gegenüber des Sessels, in dem Dumbledore Augenblicke zuvor platzgenommen hatte. „Setz dich doch", forderte er auf. „Möchtest du etwas trinken? Tee vielleicht oder Kürbissanft?"

„Kürbissaft...", sie zögerte kurz, bevor sie unsicher hinzufügte: „... Sir?" Ihre großen dunkelbrauen –fast schwarzen- Augen blickten ihn fragend an. Er wich ihrem Blick rasch aus.

„Nun ja, das trinken alle Schüler in Hogwarts gern..."

Sie lächelte flüchtig. „Oh nein, nur Tee für mich", sie hob den Blick, „Sir", fügte sie abermals erst nach einigen Sekunden hinzu.

Sie schien wenigstens ein wenig Manieren zu besitzen. Zuerst fand er es irritierend, dass sie ihn „Sir" nannte, aber schon bei ihrem zweiten Satz bemerkte er, dass es ihm im Grunde gefiel. Das bewies, dass sie Respekt vor ihm hatte und schließlich hatten sie noch keine allzu vertrauten Fassetten aufgezogen. Wozu es natürlich auch niemals kommen würde... Selbsterklärend...

Mit einem Schlenker seines Zauberstabes erschienen in der Luft mit einem Mal zwei dampfende Tassen Tee, ein kleiner Teller mit Keksen und scheußlich britischem Blumenmuster am Rand und ein Kännchen mit Milch. Zucker war nicht dabei, denn Severus trank seinen Tee niemals gesüßt, also würde das eine Tochter auch nicht tun, fand er. „Direkt aus der Schlossküche", fügte Severus auf ihren fragenden Blick hinzu. „Ich hoffe, dir ist bewusst, dass man normalerweise kein Essen aus dem Nichts heraufbeschwören kann", sagte er und ein Hauch Gehässigkeit lag in diesen Worten.

„Ich bin nicht auf den Kopf gefallen", sagte sie schnippisch und rührte mit lautem Klingen von Porzellan auf Metall ihren Tee um. Sie wirkte mit einem Mal sehr gereizt, jetzt, da der Schulleiter verschwunden war. Unerzogenes Ding! Sie dachte wohl, jetzt könnte sie sich schuldiger benehmen, da der Schulleiter fort war.

Auch er rührte eine Weile in seinem Tee und da sie nichts erwiderte ergriff er nach einiger Zeit wieder das Wort. „Wie sieht es eigentlich mit deinen Noten aus?", fragte er eher beiläufig, doch in Wirklichkeit brennend interessiert. „Was sind deine Lieblingsfächer?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Zauberkunst ist nicht übel", sagte sie und nahm einen Schluck Tee.

Das war alles was sie zu dem Thema zu sagen hatte? Dass Zauberkunst nicht übel war?

„Was ist mit Zaubertränken?"

„Schon okay...", kam ihre gleichgültige Antwort. Sie presste die Lippen aufeinander und Severus bemerkte endlich, dass sie mit den Gedanken wohl ganz woanders war. Natürlich bei ihrer Mutter. Er gab sich einen Ruck. „Hattest du eine gute Reise?", wechselte er das Thema.

„Ich wurde mit einem Portschlüssel hergeschickt", sagte sie ein wenig kleinlaut, doch dann redete sie immer schneller. „Ich konnte es zuerst nicht glauben, habe es für einen Scherz gehalten... Ich meine, sie war ja erst am Morgen aus dem Haus gegangen und dann gleich am Nachmittag ...?" Sie nutze seine einfache Frage wohl dazu aus, sich ihr Gefühlchaos von der Seele zu reden. Damit hatte Severus nicht gerechnet. Die Worte schienen ihr auf der Zunge zu brennen, denn sie redete mit einem mal wie ein Wasserfall.

„Aber als Jess mir dann den Brief von Professor Dumbledore gezeigt hatte, wusste ich, dass das hier die Realität war." Severus hob eine Augenbraue, aber fragte gar nicht erst nach, wer diese Jess war. „Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich erneut passieren könnte. Ich meine, du –äh Sie-, ich meine du... hast ja sicherlich gehört, was er mit meinem Onkel Benjy angestellt hat... Ich verstehe erst jetzt, dass das damals der Grund war, warum wir in die Staaten gezogen sind..." Sie sprach viel zu schnell, verhaspelte sich fast. Ungehobelt. „Ich konnte es wirklich nicht glauben... Aber nachdem, was mit Mom passiert ist... muss es wohl stimmen... Du-weißt-schon-wer ist zurück." Sie atmete tief aus.

Ihre Lippen zitterten verdächtig, aber Severus achtete nicht darauf. Schlimm genug, dass sie auf diese schreckliche Schule gegangen war, aber ihr Akzent war ja kaum zum Aushalten. Sie war geborene Britin, er war Brite... und ihre Mutter war britischer, als sie nicht sein konnte, aber dennoch sprach seine Tochter in fließendem Südstaaten-Akzent und das war für Severus wie ein Hieb mit der Bratpfanne. Mom. Der flache Ton des Vokals traf Severus mit ernüchternder Wucht und schmerzte in seinen Ohren. Scheußlich. Er ging nicht auf ihre Erzählungen ein, sondern bedachte sie nur mit einem tadelnden Blick. „Hier in Großbritannien heißt es Mum, Mallory", sagte er nur kalt und musterte sie streng - dass sich in ihren Augenwinkel jetzt Tränen sammelten ignorierte er geflissentlich. „Du solltest dich überhaupt mehr an unsere Gewohnheiten anpassen, wenn du hier zurechtkommen möchtest." Er starrte sie an ohne auf ihr eben Gesagtes einzugehen.

Dennoch bemühte er sich, seiner Stimme einen weniger harschen Klang zu geben, doch es gelang ihm nicht recht. Er versuchte, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass das Mädchen, das dort vor ihm auf seiner alten Couch saß, gerade eben seine Mutter verloren hatte, dem Land, in dem sie aufgewachsen war von einen auf den anderen Tag den Rücken hatte zukehren müssen und nun vor einem fremden Mann stand, bei dem sie den Rest ihrer Minderjährigkeit bleiben sollte, doch es funktionierte irgendwie nicht. Am liebsten hätte er von ihr verlangt, dass sie diesen fürchterlichen Akzent sofort ablegte, indem er sie selbst auf der Stelle und dringlichst einem Sprachkurs unterzog, aber er hielt sich zurück, denn die Gefahr, dass die Tränen in ihren Augen jetzt überschwappten war zu groß und dann hätte er vor einem noch größeren Problem gestanden. Denn wie er mit heulenden Schülerinnen – oder besser gesagt Töchtern- umging wusste er bei weitem nicht und wollte sich auch unter keinen Umständen jemals damit auseinandersetzen.

„Mallory-", setzte er zögerlich an.

„Du kannst mich ruhig May nennen", unterbrach sie ihn. „Das haben in Ilvermorny fast alle getan." Sie lächelte scheu.

Doch das war Severus zu viel. „Ich werde dich aber bei deinem richtigen Namen nennen. May klingt ja furchtbar. So abgehackt, einsilbig... So amerikanisch." Wie konnte man sein Kind nur regelrecht nach einem Monat benennen? Einem Monat! Genauso gut konnte er sie auch Januar oder Februar rufen. Severus schnaubte verächtlich. „Dein Name ist Mallory", stellte er nüchtern fest, „Und so werde ich dich auch nennen und nicht anders." Mallory war ja schon einfallslos genug, aber schlussendlich war er froh, dass das Mädchen wenigstens die Bedeutung ihres Namens nicht zu wissen schien. Mallory kam aus dem Französischen und bedeutete Malheur oder auch Unglück. Nun, nüchtern betrachtet beschrieb die Bedeutung des Namens die Situation ganz gut. Mallory war schließlich ein Unfall gewesen, ein Missgeschick... Ein Malheur. Severus unterdrückte ein gehässiges Grinsen.

Er bedachte Mallory mit einem letzten, abfälligen Blick, dann wandte er sich ab. Damit galt diese sinnlose Diskussion für ihn auch als beendet, aber seine Tochter sah ihn wütend an. „May ist nicht furchtbar", sagte sie entschieden.

Severus musste sich Mühe geben, nicht die Augen zu verdrehen. Er duldete es unter keinen Umständen, dass man mit ihm diskutierte und verabscheute Schüler zutiefst, die immer das letzte Wort haben mussten... Genauso wie Potter es immer tat. Endlose, sinnfreie Diskussionen über Themen, die ihn nichts angingen. Widerspruch in jeglicher Art. Diese Ignoranz und Arroganz und Respektlosigkeit in jeder Weise... Zudem übertrat er ständig Grenzen und Dumbledore ließ ihm alles durchgehen und belohnte ihn sogar noch für sein Fehlverhalten und seine Arroganz. Aber so würde Severus sicherlich nicht mit sich verfahren lassen. Seiner Tochter würde er schon beibringen, was Regeln bedeuteten und was demjenigen blühte, der es wagte, sie in seiner Gegenwart zu überschreiten. Er würde sie lehren, was Respekt bedeutete...

Severus hob den Blick, denn seine Tochter starrte ihn unverwandt an. Er hob eine Augenbraue. Mallory verschränkte jetzt im Trotz die Arme vor der Brust. „May ist nicht furchtbar", sagte sie erneut und Zorn blitzte in ihren Augen auf. „Immer noch besser als dein Name. Ich habe noch nie jemanden mit einem so scheußlichen Namen, wie dem deinen getroffen", warf sie ihm an den Kopf. „Er ist genauso scheußlich wie dein Charakter, also passt er ja!" Severus starrte sie entgeistert an und für einen Moment war er sprachlos. So hatte noch nie einer seiner Schüler gewagt, mit ihm zu reden. Er war drauf und dran, ihr eine zu verpassen für ihr unsäglich freches Verhalten. Sie hatte bei ihrer Mutter wohl gar keine Erziehung genossen, doch das würde er schon noch ändern. Mit unbewegter Miene sah er seine Tochter an.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mich so sehr verabscheust..." Sie schniefte leise. „Ich weiß, dass ich nicht in dein Leben passe und ich will auch gar nicht hineinpassen, aber es wäre schön gewesen, wenn du die Abneigung, die du mir gegenüber empfindest wenigstens für dich hättest behalten können. Ich konnte die ganze Zeit über in deinem Gesicht lesen, wie sehr du mich hasst!"

„Genug!", donnerte er. In ihren dunkelbraunen Augen schwammen jetzt noch mehr Tränen und Severus wusste nicht, wie lange er das hier noch aushalten könnte, geschweige denn, was er auf das eben Gesagte hätte erwidern können. „Das reicht!" Sein Gesichtsausdruck blieb unberührt und kühl. Er musste jetzt allein sein und brauchte Zeit zum Nachdenken. Also wies er mit dem Finger zur Tür und sagte nur kalt: „Du kannst jetzt gehen und dich ein wenig ausruhen. Wir sprechen uns nach dem Abendessen."

Sie strich sich langsam das dichte, dunkle Haar aus den Augen und schluckte schwer. „J-Ja, o-okay", nuschelte sie gebrochen und schlurfte Richtung Tür.

Bei Salazar, nicht mal anständig bewegen konnte sie sich. Was hatte ihre Mutter ihr nur beigebracht? „Schlurf nicht so herum, sondern geh aufrecht", herrschte er sie an.

Die Worte waren heraus, ehe er sich hatte zügeln können. Doch Mallory drehte sich nicht mehr um. Er sah nur noch ein Wehen schwarzer Haare und dann riss sie auch schon die Bürotür auf und stürmte nach draußen auf den leeren Korridor. Mit einem heftigen Knall fiel die Tür zurück ins Schloss und Severus starrte perplex das dunkle Eichenholz an. Er hörte ihre eiligen Schritte auf dem Gang nachhallen, ein herzzerreißendes Schluchzen und dann war es still. Unerzogenes, freches, dummes Ding! Er fuhr sich in einem Anflug von erhöhtem Stresspegel mit gespreizten Fingern durchs Haar und hielt einen Moment inne. Wieder sah er ihre großen dunklen, unschuldigen Augen vor sich, durchzogenen von Schmerz. Unwirsch ruckte er mit dem Kopf. Sie war ja noch ein Kind. Unerfahren und naiv. Hatte gerade die Mutter verloren. „Verdammt, Caitlin", entfuhr es ihm leise. Warum musste sie ausgerechnet jetzt gestorben sein? Hätte sie damit nicht warten können, bis Mallory erwachsen gewesen wäre? Er vergrub den Kopf in den Händen und atmete tief durch. Er brauchte jetzt dringend ein Glas Scotch. Oder vielleicht auch zwei.



Ach ja, was würden wir nur ohne unsere liebe griesgrämige Fledermaus tun? :D Er ist einfach haltlos überfordert mit der Situation...

Snapes Tochter: Ein Teil von mir Where stories live. Discover now