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Claire P.O.V

Schnell rannte ich ins Bad und schloss die Tür hinter mir. "Du kannst raus kommen", sagte ich und schaute zu der Tasche meines Pullovers. Risu steckte ihren Kopf heraus und lächelte. "Endlich gibt es wieder was zu tun", sagte sie und flog aufgeregt durch die Luft. "Risu, verwandle mich!", rief ich und ehe ich mich versah, war ich Miss Squirrel. Als diese sprang ich aus dem Fenster und kletterte auf das Dach unseres Hauses. Von dort aus sprang ich über die Dächer der Häuser von Paris, bis ich zum Eiffelturm kam, an dem, laut Nachrichten, das Geschehen stattfinden sollte. Und tatsächlich, Ladybug befand sich in einem riesigen Käfig und Chat Noir versuchte sich verzweifelt gegen eine Art unsichtbare Kraft zu wehren. So ein komischer Typ im dunkelblauen Lederanzug hielt die Hände an die Schläfen und fokussierte Chat Noir, der sich nun nicht einmal mehr bewegen konnte. Ich hielt einen Moment inne. Man kann es mir doch nicht verübeln, oder? Immerhin sah ich zum ersten Mal einen Bösewicht, der sich in hautenge Anzüge quetscht. War das nicht sonst immer Aufgabe der Superhelden? Diese Fragen konnte ich auch noch später klären, weshalb ich sie in den hintersten Winkel meines Gehirns verbannte. Ich schnappte mir meinen Bumerang und zielte damit auf den Typen im Ganzkörperkondom. Mit ganzer Kraft warf ich ihn und zu meiner Überraschung traf er sogar sein Ziel. Der Typ war für einen Moment abgelenkt, was Chat die Möglichkeit gab, sich aus dem Bann des Schurken zu befreien. Er beeilte sich und sprintete zu Ladybug. Mithilfe seines Katerklysmus, anscheinend seine Superkraft, konnte er dafür sorgen, dass das Metall augenblicklich rostig und brüchig wurde. Ladybug trat einmal fest gegen die Gitterstäbe und diese zerbrachen. Mich über Ladybug und Chat Noir freuen, konnte ich später auch noch. Der Bösewicht war noch nicht besiegt, das durfte nicht vergessen werden. Also sprang ich vom Dach des Hauses und verpasste dem Typen einen heftigen Tritt. Dieser fiel nicht um, wie erwartet, sondern taumelte nur ein paar Schritte nach hinten. Ich durfte ihm auf keinen Fall Zeit zum verschnaufen gönnen, also machte ich einen Satz nach vorne, sodass ich direkt vor ihm stand. Mit meinem Eichhörnchenschwanz zog ich ihm die Beine unter dem Körper weg. Der Bösewicht knallte mit dem Rücken auf den Boden, wollte sich jedoch wieder aufrichten. Ich war, wider Erwarten, schneller und nahm ein kleines violettes Kleeblatt, vermutlich ein Glücksbringer, dass mit einer Sicherheitsnadel an dem Lederanzug befestigt war und warf es zu Ladybug. Diese rupfte dann die Blättchen ab und ein wunderschöner schwarz-violetter Schmetterling kam zum Vorschein. Mithilfe ihres Jojos fing sie diesen ein und ließ ihn als weißen Schmetterling wieder frei. Kurz darauf beseitigten sich alle Schäden, die durch den Kampf entstanden waren, wie von selbst und auf Ladybugs Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. Der Typ im Lederanzug verwandelte sich in einen normalen Zivilisten zurück, der verwirrt um sich schaute. "Gut gemacht", sagten Chat Noir und Ladybug unisono und schlugen ein. Ich wandte mich wieder zum gehen, meine Dienste wurden hier ja nicht länger benötigt. "Hey, warte mal!", hörte ich Chat Noir rufen und ich drehte mich zu ihm und Ladybug um. "Wer bist du überhaupt?", wollte er wissen und musterte mich mit seinen grünen Katzenaugen. "Miss Squirrel", antwortete ich kurz angebunden, lächelte jedoch freundlich. "Du kommst mir so bekannt vor. Kennen wir uns?", wollte Ladybug wissen. "Das bezweifle ich. Das scheint mir doch sehr unwahrscheinlich zu sein, immerhin bin ich schon genauso lange im Superheldengeschäft tätig, wie ihr. Aber trotzdem wisst ihr nicht, wer ich bin?", ich zog ungläubig eine Augenbraue in die Höhe. Auf Ladybugs Gesicht erschien ein Lächeln, dass wohl gewissermaßen als Entschuldigung gelten sollte. "Was soll's, ich seh das nicht so eng, sagen wir einfach mal, ihr hättet diese Katerstrophe nicht ohne mich meistern können und natürlich auch umgekehrt", sagte ich mit einem verschmitzten Lächeln. "Ein Katzenwitz? Sehr charmant", kam es von Chat, der nun niederkniete und mir einen sanften Kuss auf die Hand hauchte. Ladybug und ich verdrehten gleichzeitig die Augen und seufzten. Ich zog die Hand schnell wieder zurück, immerhin wollte ich Chat Noir's restliche Chancen bei Ladybug nicht zu Nichte machen. "Ebenfalls sehr erfreut", entgegnete ich und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Entweder ließ es ihn völlig kalt, dass ich ihm gerade eine Abfuhr erteilt hatte oder er könnte seine Kränkung sehr gut verbergen. "Wahnsinn!", hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme rufen. Ich drehte mich um und schaute direkt in Alyas Handykamera. "Ladybug, hast du jetzt eine neue Partnerin? Kämpft ihr jetzt gemeinsam gegen das Böse?", fragte sie und grinste breit. "Das... ähm..." Als sie gerade antworten wollte, blinkte ihr Ohrring und schnitt somit das Gespräch ab. "Das können wir beim nächsten Mal besprechen", sagte sie stattdessen und verschwand. Auch Chat Noir machte sich auf den Weg. "Hoffentlich haben wir bald wieder das Vergnügen", rief er noch zum Abschied. "So, und nun zu dir", sprach Alya voller Vorfreude und fing an, mich mit haufenweise Fragen zu bombardieren. Da ich meine Superkraft nicht eingesetzt hatte, blieb mir auch mehr Zeit, um mich mit Alya zu unterhalten, doch selbst für mich wurde es dann langsam knapp. Als Alya zur nächsten Frage ansetzen wollte, unterbrach ich sie. "Tut mir wirklich leid, aber ich muss gehen. Wir können uns ja beim nächsten Mal weiter unterhalten." Schnell sprang ich auf das nächste Dach und machte mich von dort aus auf den Weg nach Hause. Ich kam gerade noch rechtzeitig zu Hause an, denn direkt nachdem ich beide Füße auf die weißen Fliesen unseres Bades gesetzt hatte, verwandelte ich mich auch schon wieder zurück. Risu fiel erschöpft in Richtung Boden, doch ich konnte sie zum Glück auffangen. Sie lächelte zufrieden und kuschelte sich in die flauschige Tasche meines Pullovers. "Claire, bist du langsam mal fertig?", drang Julies gedämpfte Stimme ins Bad. Ich schloss die Tür wieder auf und wurde beinahe von meiner Schwester umgerannt, die sofort die Tür hinter sich schloss. Ich konnte ein leises Kichern nicht verkneifen und ging in mein Zimmer. Dort angekommen ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen und seufzte. "Na, wie war es, mit Ladybug und Chat Noir gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen?", wollte Risu wissen und kam aus der Tasche hervor gekrochen. "In Ordnung. Ach quatsch, mehr als nur in Ordnung. Sensationell!", antwortete ich und setzte mich begeistert auf. Ich warf einen Blick auf meinen kleinen Kwami und mir fiel wieder ein, dass ich sie ja füttern musste. Also angelte ich mir von einem kleinen Beistelltisch eine Schale mit Haselnüssen, die ich auf meinem Schreibtisch abstellte. Risu stürzte sich geradezu darauf und verschlang eine Nuss nach der anderen. Ich startete meinen Laptop und schaute beim Ladyblog vorbei, um zu sehen, ob ich zumindest in einem Nebensatz erwähnt wurde. Wer hätte es gedacht, nicht nur in einem Nebensatz. Es gab sogar einen kompletten Artikel über die mögliche neue Partnerin von Ladybug. Wow, Alya hatte sich mal wieder voll ins Zeug gelegt und Videos, Fotos und natürlich haufenweise Texte veröffentlicht. Zum ersten Mal, seit ich denken konnte, freute ich mich auf die Schule am morgigen Tag. Mal sehen, was es so über Ladybugs neues Helferlein zu reden gab.

Miraculous - Also Heroes Need HelpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt