7

72 7 2
                                    

Adrien P.O.V

Ich seufzte erschöpft und blickte auf. Ladybug öffnete ebenfalls ihre Augen und schaute mich etwas verlegen an. Ich grinste schief, woraufhin sie nur die Augen verdrehte und sich umschaute. Ladybug rappelte sich wieder auf und stellte erschrocken fest, dass sowohl Claire als auch Miss Panther weg waren. "So ein Mist", fluchte sie und nahm ihren Jojo in die Hand. "Und was machen wir jetzt, MyLady?", wollte ich wissen und schaute sie fragend an. "Tja, der Akuma ist noch nicht eingefangen, Miss Squirrel ist unauffindbar und Claire ist mit dieser Verrückten was weiß ich wo." Leicht erschüttert starrte ich zu Ladybug. Wann hatte ich sie jemals so ratlos gesehen? "Keine Sorge, MyLady, wir werden sie schon finden", versicherte ich ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie lächelte und nickte. "Du hast Recht, so einfach lassen wir uns nicht unterkriegen."

Claire P.O.V

Etwas benommen öffnete ich die Augen. Alles tat weh. Mein Schädel brummte und ich hatte fürchterliche Schmerzen an der Wange. Als eine warme, zähflüssige Masse in meinen Mund lief, erkannte ich den metallenen Geschmack sofort wieder und verzog angewidert das Gesicht. Und da überfluteten sämtliche Erinnerungen meinen Verstand. Ich erinnerte mich wieder an meine akumatisierte Zwillingsschwester und an den Moment, in dem alles um mich herum schwarz wurde. Doch tot war ich nicht, soviel war klar. Andernfalls könnte ich mein Gehirn wohl kaum mit einer Diashow von oberkörperfreien Kerlen zumüllen. "Ach, auch wieder wach", hörte ich die höhnische Stimme meiner Schwester. Moment, nicht meine Schwester, sondern Miss Panther, Julie würde niemals auch nur einen höhnischen Laut von sich geben. "Wo bin ich? Und was soll das alles?" Die Worte sollten eigentlich kraftvoll und kämpferisch klingen, aber stattdessen brachte ich nur ein erstickes Wispern hervor. Miss Panther lachte gehässig. War es eigentlich Zufall, dass sie Miss Panther hieß und ich Miss Squirrel? Das würde wohl für immer ein Rätsel bleiben... Ich wollte aufstehen, damit ich mir ihr gegenüber nicht mehr so erbärmlich vorkam, aber erst jetzt merkte ich, dass meine Handgelenke mit Handschellen an der Wand festgemacht waren. "Was zum-", fluchte ich und rüttelte wie eine Irre an den Handschellen. "Versuch es ruhig, aber du wirst da ohnehin nicht raus kommen", lachte Miss Panther. "Freu dich bloß nicht zu früh", konterte ich und versuchte triumphierend zu lächeln. "Ladybug und Chat Noir sind sicher schon auf dem Weg hierher und werden dir... ordentlich eins überbraten." Irgendwie fühlte es sich falsch an, so mit meiner Schwester zu reden, aber im Moment konnte ich meine Schwester nicht im Geringsten wieder erkennen. "Ehrlich gesagt, bezweifle ich das und wenn doch, dann läuft alles genau nach Plan." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ging dann weg. "Viel Spaß noch", sagte sie, bevor sie endgültig verschwunden war. Wo war ich denn hier überhaupt? Auch, wenn ich versuchte, irgendwas um mich herum zu erkennen, war es sinnlos. Der komplette Raum war stockdunkel. Ich spürte ein leichtes Krabbeln in der Tasche meines Pullovers und konnte die schwachen Umrisse von Risu erkennen. "Meine Güte, Claire, geht es dir gut?", fragte sie besorgt und flog nun auf Gesichtshöhe. "Keine Sorge, mir geht's gut, aber ich soll der Köder für Ladybug und Chat Noir sein, damit sie Miss Panther direkt in die Falle laufen", erklärte ich und Panik breitete sich in mir aus. "Wie wär's, wenn Miss Squirrel ab jetzt die Sache in die Hand nimmt?", fragte Risu und ich konnte deutlich ein Lächeln in ihrer Stimme hören. Ich nickte und verwandelte mich. Super gemacht, Claire. Jetzt saß ich noch immer angekettet auf dem kalten Fußboden und war genau so schlau wie vorher. Moment... Ich schlug mit dem Eichhörnchenschwanz einmal kräftig gegen die Handschellen und ein metallenes Klappern verriet mir, dass ich mein Ziel getroffen hatte. Nun konnte ich mich auch wieder aufrichten und schaute orientierungslos umher. Weiterhin herrschte diese Finsternis, weshalb ich gerade mal die Hand vor Augen sehen konnte. Doch wider Erwarten schien in einiger Entfernung etwas zu leuchten. Zuerst vermutete ich, dass es wahrscheinlich ein Glühwürmchen sei, aber wo findet man denn bitte noch Glühwürmchen? Ich ging ein paar Schritte näher ran, um mir das Tierchen aus der Nähe anschauen zu können, bis ich die zierlichen Flügel eines Schmetterlings, anstatt eines Glühwürmchens erkannte. Er kam langsam auf mich zugeflattert und ließ sich auf meinem Finger nieder. Moment, irgendwo her kannte ich diese Art von Schmetterlingen. Ich drehte meine Hand etwas und betrachtete die weißen Flügel genauer. Aber natürlich! Er sah aus, wie ein Akuma, nachdem Ladybug ihn freigelassen hatte. Und da fielen mir noch dutzende weitere Schmetterlinge auf, die sich alle in dem Raum tummelten. Langsam hatte ich eine Vermutung, wo ich sein konnte, aber man sollte bekanntermaßen noch keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ich blinzelte in die Dunkelheit. So langsam gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis und ich konnte in einiger Entfernung eine Tür sehen. Ich ging vorsichtig zum Ausgang. Das war ja fast genau so offensichtlich, als würde über der Tür in großen Leuchtbuchstaben EXIT stehen. Na ja, deren Probleme, wenn die mich einfach so hier raus führten. Ich drückte die Klinke herunter und zu meiner Überraschung schwang die Tür sogar auf. Also das war jetzt wirklich ungewöhnlich einfach. Kurzzeitig hatte ich Bedenken, aber wahrscheinlich hatte Miss Panther einfach nicht damit gerechnet, dass sich ein schwaches Mädchen von den sonst so sicheren Handschellen losreißen konnte. Ich trat vorsichtig vor die Tür und schloss sie dann behutsam hinter mir. Erleichtert atmete ich auf und schaute mich dann in dem Raum um, in dem ich mich nun befand. Es war ein gewöhnliches, großräumiges Arbeitszimmer mit einem grauen Schreibtisch und einem Aktenschrank. Generell war das Zimmer sehr sperrlich und eintönig eingerichtet, das einzige, was mir auf Anhieb ins Auge stach und sich von dem anderen monoton grauem Zeug abhob, war ein gigantisches Gemälde einer jungen Frau und eine Fotowand von... Adrien? Na jetzt war ich echt verwirrt. Warum um Himmels Willen waren hier denn so viele Bilder meines Klassenkameraden? Ganz genau, richtig verstanden. Für mich war Adrien nicht mehr als ein einfacher Klassenkamerad. Nicht das Model, nicht der Reiche, einfach nur Adrien. Hört sich vielleicht etwas komisch an, zumal so ziemlich jedes andere Mädchen in ihn verknallt ist, und zwar seitdem sie gecheckt haben, dass er nicht nur ein verdammt gut aussehender Typ, sondern auch stinkreich ist. Also im Allgemeinen halte ich ja nicht sonderlich viel von ihm, zum einen, weil er mir durch seine bloße Anwesenheit das Gefühl gibt, dass es schlimm ist, nicht so beliebt und gut aussehend zu sein, aber zum anderen, weil er quasi im Geld schwimmen könnte. Tja, aber so war das nun mal. Er wohnte in einem großen Gebäude, das, wenn man nach der Geräumigkeit ging, fast schon einem Schloss glich, während ich in einem kleinen Einfamilienhaus wohnte, das gerade so für uns ausreichte. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als sich die Tür des Zimmers öffnete.

Miraculous - Also Heroes Need HelpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt