Oneshots zu Death Note

Nerviger Shinigami Teil 2

Light saß in seinem Zimmer und beugte sich über seinen Schreibtisch. Ein schwarzes dünnes Notizbuch lag aufgeschlagen vor ihm; es trug den Titel ,,Death Note". Während Light den Stift auf das weiße Papier ansetzte, schaute er auf einen kleinen Fernseher, in dem gerade die Nachrichten liefen. Mal wieder gab es nichts anderes als Mord und Todesfälle zu berichten. Gerade wurde das Bild eines Serienmörders eingeblendet, der es geschafft hatte, vor der Polizei zu fliehen und nun in ganz Tokio gesucht wurde. Der Name des Mannes lautete Tetsuya Yamamoto. Light verengte die Augen zu einem Schlitz und richtete den Blick auf das Buch vor ihm. Zielstrebig schrieb er den Namen oben auf die nächste freie Seite und warf einen Blick auf die Uhr. In 40 Sekunden war Tokio von diesem Mistkerl befreit.
Der Student schaltete den Fernseher aus und verstaute das Death Note wieder im Doppelboden seiner Schublade. Dann schlenderte er herüber zum Bett und ließ sich mit einem Seufzer darauf fallen. Ryuk hatte ihn die ganze Zeit von einer Ecke des Zimmers aus beobachtet und schwebte nun zu dem Braunhaarigen hinüber. ,,Bist du jetzt fertig, Light?", fragte er mit seinem üblichen Grinsen und ließ sich auf den Boden nieder.
Dieser nickte zufrieden und griff nach dem Apfel, welcher neben dem Bett auf einer Kommode lag. Als der Shinigami dies sah, weiteten sich seine Augen glücklich und er leckte sich genüßlich über die Lippen. Light warf Ryuk den Apfel zu, welcher ihn sofort in einem Bissen verschlang. Nachdem das rote Obst im Magen des Todesgottes angekommen war, strich sich Ryuk mit dem Handrücken über den Mund und seufzte laut auf.
,,Light? Willst du dich nicht mal für das Date mit Misa fertig machen? Sie kommt in einer halben Stunde." Die Ruhe selbst lächelte Light den Shinigami an und schüttelte den Kopf. ,,Ich bin bereits fertig. Wir gehen nur im nächsten Restaurant etwas essen und das war's." Ryuk legte den Kopf schief. ,,Und...darf ich mitkommen?"
Light verdrehte wie schon so oft an diesem Tag die Augen und biss sich auf die Lippe. ,,Nein, Ryuk." Der Todesgott grunzte und flog gelangweilt auf und ab. Light hatte keine Lust mehr, mit Ryuk zu reden, zog ein Magazin aus einer der Schubladen von der Kommode heraus und beendete es genau fünf Minuten, bevor Misa kam. Als Light einen Blick auf die Uhr warf, seufzte er auf und erhob sich von dem Bett, um nach unten zu gehen und sich die Schuhe anzuziehen. In diesem Moment wurde die Klingel betätigt und Light öffnete die Tür. Das blonde Mädchen erstrahlte bei seinem Anblick und fiel ihm stürmisch in die Arme, bevor sie ihn losließ und fragte, wo seine Familie sei.
,,Mein Vater ist immer noch arbeiten und Mutter und Sayu sind heute Abend auf einem Konzert.", antwortete Light gelangweilt und griff nach seiner Jacke, die an der Garderobe hing. Misa schrie begeistert auf. ,,Dann wären wir ja heute Abend hier ganz alleine!" Light wandte ihr den Rücken zu und zog die Jacke über.
,,Wir belassen es bei dem Essen. Ich muss später noch lernen.", redete er sich geschickt heraus und musste ein Stöhnen von Misa entgegennehmen. Ryuk tauchte in seinem Blickfeld auf und sah ihn grinsend an. Der Braunhaarige warf ihm einen warnenden Blick zu und drehte sich dann wieder Misa zu, um sie sanft aus dem Haus zu schieben. Er wollte das Date so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Schweigend lief Light neben seiner angeblichen Freundin her, welche ihn mit allem möglichen Mädchenkram vollredete, bis sie schließlich ein kleines Restaurant gefunden hatten. Sie betraten es und setzten sich an einen Tisch mit zwei Stühlen neben dem Fenster. Nachdem sie das Essen bestellt hatten und Misa nach Lights Hand gegriffen hatte, welche sie jetzt schon seit zehn Minuten hielt, fiel Lights Blick auf den Eingang des Restaurants. Als er erkannte, wer gerade den Raum betrat, weiteten sich seine Augen. Ryuk! Wütend presste der Student die Zähne aufeinander. Wie konnte er es wagen?
Der Shinigami tat so, als wäre er ein ganz normaler Gast und setzte sich neben Light und Misa an einen freien Tisch. Er würdigte den Braunhaarigen keines Blickes und blätterte mit erhobenem Kopf in der Karte herum, die auf dem Tisch gelegen hatte. Da die anderen Menschen den Todesgott nicht sehen konnten, sah es für sie so aus, als würde die Karte schweben. Verärgert sah er zu Misa hinüber und schob ihr die Karte hin. ,,Such dir noch einen Drink aus, ich bezahle ihn."
Misa sah ihn verwundert an. ,,Aber ich habe meinen doch noch gar nicht aufgetrunken." Light zischte genervt. Für so etwas hatte er jetzt wirklich keine Zeit. ,,Du hast versprochen, du tust alles, was ich dir sage, also guck in die Karte und such dir einen Drink aus." Das blonde Mädchen zögerte, senkte dann aber den Blick und begann, die Karte zu studieren.
Light nutzte den Moment und drehte sich unauffällig zu Ryuk. ,,Psst.", machte er leise und starrte den Shinigami mit zusammengekniffenen Augen an. Dieser johlte laut auf und ließ die Karte fallen. ,,Ach, Light! Lange nicht gesehen!"
Light stöhnte auf. ,,Was soll der Quatsch?", flüsterte er so leise wie möglich. ,,Ich hab dir gesagt, du kommst nicht mit." Ryuk setzte einen gespielt empörten Gesichtsausdruck auf. Er ballte die Hand zu einer Faust und ballerte damit auf dem Tisch rum, sodass dieser heftig klirrte. Als eine der Kellnerinnen sich umdrehte und verwundert in seine Richtung starrte, kniff Light die Augen zusammen und drehte sich schnell weg. Nachdem sie sich wieder abgwandt hatte, warf Light Ryuk einen eisigen Blick zu.
Dieser begann sich rauszureden. ,,Du hast mir verboten, mit auf das Date zu kommen, aber du kannst mir nicht verbieten, in einem Restaurant essen zu gehen."
Light musste sich zurückhalten, um nicht laut loszubrüllen. In diesem Moment sah Misa von der Karte auf. ,,Du, Light, ich möchte noch eine Cola."  Da der Junge nicht mit dem blonden Mädchen gerechnet hatte, zuckte er zusammen und sah sie wütend an. ,,Dann bestell dir noch eine.", antwortete er barsch. Misa warf ihm einen verständnislosen Blick zu, winkte dann aber einen Kellner herüber und bestellte eine Cola.
Light wandte sich wieder Ryuk zu, der jetzt wohl keine Lust mehr hatte, Mensch zu spielen und damit begann, durch den ganzen Raum zu fliegen. ,,Light? Kaufst du einen Apfel für mich?", rief er lachend aus, bevor er dem Kellner, welcher gerade die Cola für Misa brachte, das Glas aus der Hand riss und es ernsthaft über Misas Kleid ausschüttete. Ihre Augen weiteten sich geschockt und sie sprang von ihrem Platz auf und drehte sich zu dem verwunderten Kellner um, der stocksteif neben ihr stand.
,,Was sollte das denn? Können Sie nicht aufpassen?", fuhr sie ihn wütend an und zog Light abrupt von seinem Stuhl hoch. Der Kellner stotterte und hob abwehrend die Hände. ,,Ich bringe Ihnen gerne ein Neues.", brachte er nervös heraus, doch Misa stürmte in Richtung Ausgang. ,,Vergessen Sie's. Wir sind hier weg." Auf dem Weg zu Lights Haus ließ sich Misa lautstark über den blöden Kellner und das doofe Restaurant aus, bis sie vor seiner Haustür standen.
,,Wie gesagt, ich habe keine Zeit mehr. Du musst gehen.", sagte der Braunhaarige und betrat das Haus. Er verabschiedete die wütende Misa, schloss die Tür und ging dann schließlich in sein Zimmer, wo er sich erschöpft aufs Bett legte. Er wartete darauf, dass Ryuk zurückkam, was dieser auch bald tat, und sah ihn so böse an wie er konnte.
,,Was hast du dir dabei gedacht? Hast du sie noch alle?", rief Light verärgert und drehte dem Shinigami den Rücken zu. Dieser gluckste verwirrt. ,,Was? War doch lustig!", erwiderte er und fiel in ein ungeheures Gelächter. Light packte sein Kissen und warf es nach dem Todesgott, jedoch flog es nur durch ihn hindurch und landete hinter ihm auf dem Boden. ,,Das nächste Mal hälst du dich an das, was ich sage, klar? Sonst bekommst du nie wieder Äpfel!"
Bei diesen Worten verstummte Ryuk und sah Light erneut flehend an. Dieser machte sich nicht mehr die Mühe, sich umzuziehen und die Zähne zu putzen, sondern schaltete sofort das Licht aus und drehte sich auf die Seite, um zu schlafen. Der Shinigami gab keinen Ton mehr von sich. Gut für ihn!, dachte Light und schlief schließlich müde von dem anstrengenden Tag ein.